Foundation 06: Die Grösse des Imperiums
Doch selbst wenn es nur ein Verdacht gewesen
wäre, der Anschlag auf Sie hätte den Beweis
geliefert.«
»Inwiefern?«
»Wenn die Tyranni den Vater haben, warum sollten sie den Sohn
frei herumlaufen lassen?«
»Wollen Sie damit sagen, die Tyranni hätten diese
Strahlungsbombe in mein Zimmer gelegt? Das ist
unmöglich.«
»Und warum sollte das unmöglich sein? Versetzen Sie sich
doch einmal in ihre Lage. Die Tyranni herrschen über
fünfzig Welten, deren Bevölkerung ihnen
zahlenmäßig um mehr als das Hundertfache überlegen
ist. Mit roher Gewalt kommt man in dieser Situation nicht weit. List
und Tücke sind wirkungsvoller. Sie haben sich auf Intrigen
spezialisiert, auf Attentate. Sie haben das ganze Weltall mit einem
riesigen, engmaschigen Netz überzogen, das sich, wie ich mir gut
vorstellen kann, über fünfhundert Lichtjahre weit bis zur
Erde erstreckt.«
Biron hatte die Nachwirkungen des alptraumhaften Geschehens noch
nicht abgeschüttelt. Von fern drang Lärm in den Raum: die
Bleiplatten wurden aufgestellt. In seinem Zimmer wisperte wohl immer
noch der Strahlungsmesser.
»Das ist nicht logisch«, sagte er. »Ich kehre diese
Woche nach Nephelos zurück. Das müßten auch die
Tyranni wissen. Warum also sollten sie mich hier töten? Sie
brauchen sich doch nur ein wenig zu gedulden, dann laufe ich ihnen
direkt in die Hände.« Er war erleichtert, den schwachen
Punkt entdeckt zu haben, und nur zu gern bereit, sich von den eigenen
Argumenten überzeugen zu lassen.
Jonti kam so dicht heran, daß sich Birons Schläfenhaare
unter seinem wohlriechenden Atem regten. »Ihr Vater erfreut sich
großer Beliebtheit. Sein Tod – wenn jemand erst in einem
tyrannischen Gefängnis sitzt, ist damit zu rechnen, daß
man ihn auch hinrichtet – wird selbst bei der
verschüchterten Sklavenrasse, zu der uns die Tyranni gemacht
haben, Empörung auslösen. Als neuer Gutsherr von Widemos
könnten Sie die Unzufriedenen um sich scharen, und wenn man auch
Sie hinrichtete, würde sich die Gefahr für die
Unterdrücker verdoppeln. Märtyrer zu schaffen, liegt nicht
in ihrem Interesse. Sollten Sie dagegen auf einer weit entfernten
Welt bei einem Unfall ums Leben kommen, so würde ihnen das gut
ins Konzept passen.«
»Ich glaube Ihnen nicht«, sagte Biron. Es war das
einzige, was er seinem Retter noch entgegenzusetzen hatte.
Jonti erhob sich und strich sich die dünnen Handschuhe glatt.
»Sie übertreiben, Farrill«, sagte er. »Sie
wären sehr viel überzeugender, wenn Sie sich nicht
völlig unwissend stellten. Mag sein, daß Ihr Vater Sie zu
Ihrem eigenen Schutz vor der Realität abgeschirmt hat, aber
daß Sie von seiner Einstellung so gänzlich unberührt
geblieben sein sollen, kann ich mir nicht vorstellen. Sein Haß
auf die Tyranni mußte sich zwangsläufig auf Sie
übertragen. Sie können gar nicht anders, als gegen sie
kämpfen zu wollen.
Vielleicht hält er Sie inzwischen auch so weit für
erwachsen«, fuhr Jonti fort, »daß er angefangen hat,
Sie für seine Ziele einzuspannen. Ihr Aufenthalt auf der Erde
wäre ihm dafür gerade recht gekommen, ich halte es nicht
für unwahrscheinlich, daß Sie Ihre Ausbildung mit einem
genau umrissenen Auftrag verbinden. Einem Auftrag, der vielleicht so
wichtig ist, daß die Tyranni nicht einmal vor Mord
zurückschrecken, um ihn scheitern zu lassen.«
»Wie melodramatisch.«
»Wirklich? Nun gut, wie Sie meinen. Sie wollen die Augen vor
der Wahrheit verschließen, aber die Zukunft wird Sie eines
Besseren belehren. Man wird Ihnen weiter nach dem Leben trachten, und
irgendein Anschlag wird Erfolg haben. Sie sind ein toter Mann,
Farrill.«
Biron blickte auf. »Warten Sie! Wo liegen eigentlich ihre
persönlichen Interessen in diesem Fall?«
»Ich bin Patriot. Ich möchte, daß die Reiche ihre
Freiheit wiedererlangen und ihre Regierungen frei wählen
können.«
»Nein. Ich spreche von Ihren persönlichen Interessen. Idealismus allein genügt mir nicht, den
Idealisten nehme ich Ihnen nicht ab. Wenn ich Sie damit gekränkt
habe, tut es mir leid.« Wie Hammerschläge ließ Biron
die Worte niedersausen.
Jonti setzte sich wieder. »Meine Ländereien«, sagte
er, »wurden beschlagnahmt. Schon bevor man mich verbannte, war
es mir zuwider, von diesen Zwergen Befehle entgegennehmen zu
müssen, und seither ist es mir noch wichtiger geworden, wieder
die Stellung zu bekleiden, die mein Großvater innehatte, bevor
die Tyranni kamen. Ist das in Ihren Augen ein handfestes Motiv
für den Wunsch nach einem
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