Foundation 06: Die Grösse des Imperiums
zugetraut? Sind Sie
tatsächlich so naiv? Sie kommen in der Erwartung hierher, von
einer Klippe gestürzt zu werden, und glauben, ich würde das
mit bloßen Händen versuchen wie irgendein Lastenkuli oder
ein Bergmann? Ich bin der Autarch von Lingane« – ein Zucken
lief über sein Gesicht, seine Linke sauste durch die Luft wie
eine Axt – »und ich habe das scheinheilige Gefasel und den
dümmlichen Idealismus der Gutsherrn von Widemos gründlich
satt.« Seine Stimme war nur noch ein heiseres Flüstern.
»Nun gehen Sie schon. Zur Klippe.« Er trat einen Schritt
vor.
Mit erhobenen Händen, die Augen fest auf den Blaster
gerichtet, wich Biron zurück. »Dann sind Sie also der
Mörder meines Vaters.«
»Ja, ich bin der Mörder Ihres Vaters«,
bestätigte der Autarch. »Ich gestehe es, damit Sie in den
letzten Sekunden Ihres Lebens klar sehen. Der Mann, der dafür
verantwortlich ist, daß Ihr Vater in einer
Desintegrationskammer in tausend Stücke zerrissen wurde, wird
auch dafür sorgen, daß Sie das gleiche Schicksal ereilt
– und dann wird die kleine Hinriad mit allem, was
dazugehört, sein Eigen turn. Was sagen Sie dazu? Ich gebe Ihnen
eine Minute Galgenfrist, um es sich in allen Einzelheiten auszumalen.
Aber behalten Sie dabei die Hände oben, sonst schieße ich,
ohne Rücksicht darauf, ob meine Männer hinterher peinliche
Fragen stellen.« Es war, als habe das Eis seiner Fassade endlich
Sprünge bekommen, und der Haß quelle wie glühende
Lava an die Oberfläche.
»Ich hatte also recht, Sie hatten schon mehrfach versucht,
mich zu töten.«
»Richtig. Ihre Vermutungen waren samt und sonders richtig.
Was haben Sie jetzt davon? Zurück!«
»Nein.« Biron und ließ die Arme sinken.
»Schießen Sie doch«, fuhr er fort, »wenn Sie
unbedingt wollen.«
»Glauben Sie etwa, ich wage es nicht?« fragte der
Autarch.
»Ich sage, schießen Sie.«
»Das werde ich auch.« Der Autarch zielte aus zwei Metern
Entfernung auf Birons Kopf und drückte auf den Auslöser
seines Blasters.
19
ALLES VERLOREN!
Wachsam strich Tedor Rizzett um das kleine Plateau herum. Er
wollte sich noch nicht sehen lassen, doch im kahlen Fels war es
schwierig, immer wieder ein Versteck zu finden. Als er auf eine
Stelle mit kreuz und quer liegenden Quarzblöcken stieß,
fühlte er sich sicherer. Vorsichtig tastete er sich zwischen den
Steinen hindurch. Immer wieder blieb er stehen und massierte sich mit
der weichen Rückseite seiner dicken Handschuhe das Gesicht. Die
trockene Kälte war tückisch.
Hinter zwei v-förmig zusammenlaufenden Granit-Monolithen
hielt er an, um die beiden zu beobachten. Die Blasterflinte ruhte in
seiner Leistenbeuge. Die Sonne schien ihm auf den Rücken. Als er
die schwache Wärme auf der Haut spürte, war er zufrieden.
Falls sie zufällig in seine Richtung schauen sollten, würde
ihnen das Licht direkt in die Augen scheinen. Er selbst wäre
kaum zu erkennen.
Die Stimmen gellten ihm in den Ohren. Die Funkverbindung
funktionierte, stellte er mit zufriedenem Lächeln fest. Bislang
lief alles nach Plan. Seine Anwesenheit war natürlich nicht
vorgesehen, aber er hielt sie für angebracht. Der Plan war doch
sehr optimistisch gewesen, und das Opfer war schließlich kein
Dummkopf. Wenn es hart auf hart ging, wurde sein Blaster vielleicht
doch noch gebraucht.
Er wartete. Ungerührt sah er zu, wie der Autarch seinen
Blaster hob und auf den reglosen Biron zielte.
Artemisia sah den Blaster nicht. Auch die beiden Gestalten auf dem
Felsplateau konnte sie nicht sehen. Vor fünf Minuten hatte sich
für einen Moment Rizzetts Silhouette vor dem Himmel
abgezeichnet. Seitdem folgte sie ihm.
Aber er war ihr seltsamerweise viel zu schnell. Immer wieder wurde
ihr schwarz vor den Augen, und alles drehte sich um sie. Zweimal lag
sie plötzlich flach auf dem Boden, ohne zu wissen, wie sie dahin
gekommen war. Als sie sich beim zweiten Mal mühsam aufrappelte,
tropfte ihr das Blut vom Handgelenk. Sie hatte sich an einer scharfen
Kante verletzt.
Rizzetts Vorsprung hatte sich abermals vergrößert,
taumelnd eilte sie weiter. Als er in dem Wald aus glitzernden
Steinblöcken verschwand, begann sie vor Verzweiflung zu weinen
und lehnte sich völlig erschöpft gegen einen Felsen. Er
hatte eine wunderschöne, zartrosa Färbung und war glatt wie
Glas – ein Monument aus grauer Vorzeit, als die Vulkane noch
Feuer spuckten. Doch das wußte sie nicht zu schätzen.
Sie brauchte ihre ganze Kraft, um gegen die Beklemmungen
anzukämpfen,
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