Foundation 06: Die Grösse des Imperiums
richtig.«
»Seither«, fuhr der Referent fort, und seine Stimme
klang so zundertrocken, als habe man ihr auch das letzte
Tröpfchen Saft ausgepreßt, »gab es kein Lebenszeichen
von dem Mann, und nichts deutet darauf hin, daß er sich auf
sarkitischem Territorium aufhält.«
»Zuletzt«, hielt der Wissenschaftler dagegen,
»wurde gemeldet, er kreise um Sark im Weltraum.«
Der Referent blickte auf, fixierte Dr. Junz mit seinen
blaßblauen Augen und senkte rasch wieder den Blick. »Das
mag wohl sein, aber es ist noch lange kein Beweis für seine
Anwesenheit auf Sark.«
Kein Beweis! Dr. Junz preßte die Lippen fest aufeinander.
Genau das gleiche bekam er vom Interstellaren Amt für
Weltraumanalyse seit Monaten in zunehmend deutlicheren Worten zu
hören.
Kein Beweis, Dr. Junz. Wir können unsere Zeit sinnvoller
verwenden, Dr. Junz. Das Amt wird sich darum kümmern, daß
die Suche fortgesetzt wird, Dr. Junz.
In Wirklichkeit hieß das: Hören Sie endlich auf, unser
Geld zum Fenster hinauszuwerfen, Junz.
Wie der Referent so präzise feststellte, hatte alles vor elf
Monaten und dreizehn Tagen angefangen, natürlich nach
Interstellarer Standardzeit (der Referent würde sich hüten,
in einer solchen Angelegenheit die Ortszeit als Grundlage zu nehmen).
Junz selbst war zwei Tage zuvor auf Sark gelandet, an sich, um
routinemäßig die Dienststellen des Amtes auf diesem
Planeten zu inspizieren. Doch aus dieser Routineinspektion war
letztlich – nun, etwas ganz anderes geworden.
Auf Sark hatte ihn der örtliche Vertreter des I.A.W.
empfangen, ein schmächtiger, junger Mann, der Dr. Junz
hauptsächlich dadurch in Erinnerung geblieben war, weil er
unablässig auf einem gummiartigen Erzeugnis der chemischen
Industrie von Sark herumkaute.
Junz hatte seine Inspektion nahezu abgeschlossen, als dem Agenten
doch noch etwas einfiel. Der Jüngling schob sich den
Plastopfropfen hinter die Backenzähne und bemerkte:
»Funkspruch von einem der Außendienstleute, Dr. Junz.
Wahrscheinlich nicht weiter wichtig. Sie wissen ja, wie diese Typen
sind.«
Die übliche Einstellung: ›Sie wissen ja, wie diese Typen
sind.‹ Dr. Junz hatte empört aufgesehen. Er wollte schon
darauf hinweisen, auch er sei vor fünfzehn Jahren einer dieser
›Außendienstleute‹ gewesen, doch dann fiel ihm gerade
noch rechtzeitig ein, daß er dieses Dasein nicht länger
als drei Monate ertragen hatte. Jedenfalls veranlaßte ihn sein
Ärger, die Nachricht besonders aufmerksam zu lesen.
Sie hatte folgenden Wortlaut: Bitte sichere Standleitung zu
I.A.W.-Hauptquartier offenhalten. Ausführliche Meldung über
Beobachtungen von höchster Wichtigkeit folgt. Gesamte Galaxis betroffen. Landung auf schnellstem Wege geplant.
Der I.A.W.-Mann hatte seine rhythmischen Kaubewegungen wieder
aufgenommen. Er fand das Ganze sehr komisch. »Das muß man
sich mal vorstellen«, sagte er. »›Gesamte Galaxis
betroffen.‹ Nicht schlecht, sogar für einen
Außendienstmann. Ich habe ihn angefunkt, nachdem ich den Wisch
erhalten hatte, um zu sehen, ob ich ein vernünftiges Wort aus
ihm rauskriegen könnte, aber das war ein Reinfall. Er sagte nur
immer wieder, das Leben aller Menschen auf Florina sei in Gefahr. Und
das sind immerhin eine halbe Milliarde. Für mich hörte er
sich an wie ein Psychopath. Ich möchte offen gestanden nicht
derjenige sein, der mit ihm fertigwerden muß, wenn er erst mal
gelandet ist. Was schlagen Sie vor?«
»Gibt es ein Protokoll dieses Gesprächs?«
»Jawohl, Doktor.« Der Junge suchte ein paar Minuten lang
und förderte schließlich eine Aufzeichnung zutage.
Dr. Junz ließ ihn durch den Betrachter laufen. Dann runzelte
er die Stirn. »Das ist eine Kopie, nicht wahr?«
»Das Original habe ich an das Extraplanetare Verkehrsamt hier
auf Sark geschickt. Ich hielt es für ratsam, ihn schon am
Raumhafen mit einem Krankenwagen zu erwarten. Er ist wahrscheinlich
in ziemlich schlechter Verfassung.«
Dr. Junz war geneigt, dem jungen Mann zuzustimmen. Wenn die
einsamen Analytiker in den Tiefen des Raums an ihrer Aufgabe
zerbrachen, nahmen die Psychosen oft gewalttätige Formen an.
Doch dann sagte er: »Warten Sie. Das klingt ja so, als sei er
noch gar nicht gelandet.«
Der Agent sah ihn überrascht an. »Ich denke doch,
allerdings hat mir niemand Bescheid gesagt.«
»Dann rufen Sie bitte im Verkehrsamt an und fragen Sie nach.
Psychopath oder nicht, wir müssen die Sache doch wenigstens zu
den Akten nehmen.«
Am nächsten Tag hatte der Analytiker
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