Foundation 06: Die Grösse des Imperiums
noch einmal kurz in der
Dienststelle vorbeigeschaut, ein letzter Besuch, dann wollte er den
Planeten wieder verlassen. Auf anderen Welten warteten bereits neue
Aufgaben auf ihn, und so war er einigermaßen in Eile. Erst als
er bereits an der Tür war, rief er über die Schulter
zurück: »Und was macht unser
Außendienstmann?«
»Ach ja«, sagte der Agent, »das hätte ich
beinahe vergessen. Beim Verkehrsamt hat man nichts von ihm
gehört. Ich hatte ihnen das Energieprofil seiner
Hyperatomtriebwerke hinübergeschickt, und sie sagten, das Schiff
befinde sich nicht im näheren Umkreis. Der Bursche muß es
sich anders überlegt und auf die Landung verzichtet
haben.«
Dr. Junz beschloß, seine Abreise um vierundzwanzig Stunden
zu verschieben, und suchte am nächsten Tag das Extraplanetare
Verkehrsamt in Sark Zentrum, der Hauptstadt des Planeten auf. Dort
machte er zum ersten Mal Bekanntschaft mit der florinischen
Bürokratie. Er erntete nichts als Kopfschütteln. Man sei
von der bevorstehenden Landung eines I.A.W.-Analytikers
benachrichtigt worden, gewiß, aber das Schiff sei nicht
eingetroffen.
Es sei aber wichtig, beharrte Dr. Junz. Der Mann sei sehr krank.
Man habe doch das Protokoll seines Gesprächs mit dem hiesigen
I.A.W.-Agenten erhalten? Erstaunte Blicke. Was für ein
Protokoll? Es fand sich niemand, der sich daran erinnert hätte.
Man bedauere, wenn der Mann krank sei, aber kein I.A.W.-Schiff sei
gelandet, und kein I.A.W.-Schiff befinde sich auf einer Umlaufbahn um
Sark.
Dr. Junz kehrte in sein Hotelzimmer zurück und dachte lange
nach. Auch der neue Abreisetermin verstrich. Er rief den Empfang an
und bat um eine Suite für einen längeren Aufenthalt. Dann
vereinbarte er jenes Treffen mit Ludigan Abel, dem Botschafter von
Trantor.
Den ganzen nächsten Tag las er Bücher über
sarkitische Geschichte, und als es Zeit war, sich zu Abel zu begeben,
pochte sein Herz wie eine Kriegstrommel. Er würde nicht so
leicht aufgeben, das nahm er sich fest vor.
Der alte Botschafter tat so, als handle es sich um einen reinen
Höflichkeitsbesuch. Er schüttelte Junz die Hand, ließ
den mechanischen Barkeeper anrollen und war nicht zu bewegen,
während der ersten beiden Drinks zur Sache zu kommen. Junz
nützte die Gelegenheit, um ein wenig Konversation zu treiben und
sich nach der florinischen Beamtenschaft zu erkundigen, worauf er den
oben beschriebenen Vortrag über die angewandte Genetik
sarkitischer Prägung erhielt. Sein Zorn wuchs.
Junz sollte Abel so in Erinnerung behalten, wie er ihn an diesem
Tag kennengelernt hatte. Tiefliegende, halbgeschlossene Augen unter
auffallend weißen Augenbrauen, eine Hakennase, die sich immer
wieder über das Weinglas beugte, eingefallene Wangen, die die
Hagerkeit von Gesicht und Körper noch betonten, und ein
Greisenfinger, der im Takt zu einer unhörbaren Musik langsam
hin- und herwippte. Endlich begann Junz, in ruhigen, knappen Worten
seine Geschichte zu erzählen. Abel hörte aufmerksam zu und
unterbrach ihn kein einziges Mal.
Als Junz geendet hatte, tupfte sich der Botschafter behutsam den
Mund ab und fragte: »Kennen Sie den Mann, der verschwunden ist,
eigentlich persönlich?«
»Nein.«
»Sie sind ihm nie begegnet?«
»Persönliche Kontakte zu unseren
Außendienstanalytikern herzustellen, ist nicht gerade
leicht.«
»Hat er schon früher unter Wahnvorstellungen
gelitten?«
»Den Unterlagen im I.A.W.-Hauptquartier zufolge ist es das
erste Mal – falls es sich überhaupt um eine Wahnvorstellung
handelt.«
»Falls?« Der Botschafter ging nicht weiter darauf ein.
»Und warum sind Sie zu mir gekommen?« fragte er.
»Ich suche Hilfe.«
»Das ist mir klar. Aber in welcher Form? Was kann ich
tun?«
»Lassen Sie mich erklären. Das Extraplanetare
Verkehrsamt auf Sark hat den Weltraum im näheren Umkreis nach
dem Energieprofil der Raumschifftriebwerke unseres Mannes abgesucht
und nichts gefunden. In diesem Punkt hätte man mir sicher die
Wahrheit gesagt. Ich will nicht behaupten, daß die Sarkiten
niemals lügen, aber sie würden es gewiß nicht ohne
Grund tun, und sie müßten wissen, daß ich die Sache
innerhalb von zwei bis drei Stunden nachprüfen lassen
könnte.«
»Richtig. Was dann?«
»Es gibt zwei Fälle, in denen eine Suche nach dem
Energieprofil erfolglos bleiben muß. Erstens, wenn sich das
Schiff nicht im näheren Umkreis aufhält, weil es durch den
Hyperraum in einen anderen Teil der Galaxis gesprungen ist, und
zweitens, wenn es sich überhaupt nicht im All
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