Foundation 06: Die Grösse des Imperiums
Zumindest war ich bisher dieser
Ansicht.«
»Das ist richtig, und genau das macht uns zu Verwandten. Wir
vertreten die Extreme in einer Galaxis der
Mittelmäßigkeit.«
»Extreme? Ich begreife nicht ganz.«
»Was die Hautpigmentierung angeht. Die Floriner sind
ungewöhnlich hellhäutig. Wir sind ungewöhnlich dunkel.
Das hat etwas zu bedeuten. Es verbindet uns, gibt uns eine
Gemeinsamkeit. Ihre wie unsere Vorfahren waren stets anders als die
Mehrheit der Gesellschaft, unsere Geschichte ist eine Geschichte von
Außenseitern. Wir haben das Pech, Weiße und Schwarze zu
sein, das Anderssein macht uns zu Brüdern.«
Dann war Junz unter Abels erstauntem Blick ins Stottern geraten
und schließlich verstummt. Sie hatten das Thema nie wieder
berührt.
Und jetzt, ein Jahr später, völlig unerwartet, ohne jede
Vorwarnung, zu einem Augenblick, da man vielleicht damit rechnen
konnte, daß diese unglückselige Geschichte ohne Aufsehen
im Sande verlaufen würde, als sogar Junz die ersten
Ermüdungserscheinungen zeigte, kam der große Knall.
Jetzt saß ein ganz anderer Junz vor Abel, ein Mann, dessen
Zorn sich nicht auf Sark beschränkte, sondern auch auf den
trantoranischen Botschafter überschwappte.
»Es geht nicht darum«, sagte der Libairier unter
anderem, »daß es mich stört, wenn mich Ihre Agenten
auf Schritt und Tritt verfolgen. Sie haben vermutlich Grund zur
Vorsicht und dürfen niemandem trauen. So weit, so gut. Aber
warum hat man mich nicht sofort informiert, als man unseren Mann
ausfindig gemacht hatte?«
Abel strich mit der Hand über den molligweichen Bezug der
Sessellehne. »Die Sache ist nicht so einfach. Wann wäre das
je anders gewesen? Ich hatte veranlaßt, daß jeder Versuch
einer unbefugten Einsichtnahme in weltraumanalytische Unterlagen
nicht nur Ihnen, sondern auch einigen meiner eigenen Agenten gemeldet
würde. Ich dachte, Sie brauchten womöglich
Rückendeckung. Aber auf Florina…«
»Ja«, sagte Junz verbittert. »Ja. Wie konnten wir
nur so dumm sein, Florina nicht zu berücksichtigen? Wir haben
fast ein Jahr damit vergeudet, uns zu beweisen, daß er auf Sark
nirgendwo zu finden war. Er mußte auf Florina sein, aber
für diese Möglichkeit waren wir einfach blind. Jedenfalls
haben wir ihn jetzt. Das heißt, Sie haben ihn, und Sie werden
es mir doch wohl ermöglichen, mit ihm zu sprechen?«
Abel ging nicht direkt auf die Frage ein. »Man hat Ihnen also
mitgeteilt«, sagte er, »dieser Chorow sei ein
trantoranischer Spitzel?«
»Ist er das nicht? Warum sollte Sark mich belügen? Oder
hat man sich getäuscht?«
»Sark lügt nicht und hat sich auch nicht getäuscht.
Er ist seit zehn Jahren als Agent für uns tätig, und
daß das bekannt ist, beunruhigt mich, denn ich frage mich
unwillkürlich, wieviel man noch über uns weiß, und ob
unser ganzes Gebäude nicht vielleicht auf tönernen
Füßen steht. Aber Sie sollten sich eigentlich
überlegen, warum man Ihnen rundheraus gesagt hat, er sei einer
unserer Männer?«
»Ich nehme an, weil es die Wahrheit ist. Und um mich ein
für allemal davon abzubringen, die sarkitischen Behörden
mit weiteren, peinlichen Anfragen zu bedrängen, die nur zu
Schwierigkeiten zwischen Sark und Trantor führen
würden.«
»Die Wahrheit genießt in diplomatischen Kreisen keinen
besonders guten Ruf. Außerdem macht Sark sich selbst die
größten Schwierigkeiten, wenn es uns unter die Nase reibt,
wieviel es über uns weiß. Wieso gibt man uns Gelegenheit,
unser Netz einzuholen, bevor es zu spät ist, um die Löcher
zu flicken und es von neuem auszuwerfen?«
»Die Frage müssen Sie sich schon selbst
beantworten.«
»Ich meine, man hat Ihnen nur deshalb verraten, daß man
Chorows wahre Identität kennt, um sich eine Geste des Triumphs
zu gönnen. Wobei man sich bewußt war, daß man sich
mit dieser Indiskretion weder nützen, noch schaden konnte. Ich
bin nämlich schon seit zwölf Stunden darüber
informiert, daß Chorow als unser Agent enttarnt worden
war.«
»Wie haben Sie das erfahren?«
»Durch einen Hinweis, wie er nicht deutlicher hätte
ausfallen können. Hören Sie gut zu! Vor zwölf Stunden
wurde Matt Chorow, in Trantors Auftrag als Spion tätig, von
einem Angehörigen der Florinischen Gendarmerie getötet. Die
beiden Floriner, die zu diesem Zeitpunkt in seiner Begleitung waren,
eine Frau und ein Mann, bei dem es sich aller Wahrscheinlichkeit nach
um den von Ihnen gesuchten Außendienstmann handelt, sind
verschwunden. Vermutlich sind sie den ›Herren‹
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