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Foundation 06: Die Grösse des Imperiums

Foundation 06: Die Grösse des Imperiums

Titel: Foundation 06: Die Grösse des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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dicken Lippen zu einem Lächeln.
»Ihr seid ja richtige Frühaufsteher.«
    Die beiden gaben keine Antwort.
    »Vielleicht ganz gut so«, sagte der Bäcker.
»Ihr müßt nämlich umziehen.«
    Valona wurde vor Schreck der Mund trocken. »Sie liefern uns
doch nicht an die Gendarmen aus?« fragte sie.
    Sie erinnerte sich, wie er Rik angesehen hatte, nachdem der
Schultheiß gegangen war. Auch jetzt sah er Rik wieder an; Rik
und nur Rik.
    »Nicht an die Gendarmen«, sagte er. »Ich habe die
für euch zuständigen Stellen informiert. Dort wird euch
nichts geschehen.«
    Damit verließ er den Raum, und als er kurz darauf wiederkam,
brachte er Lebensmittel, Kleidung und zwei Schüsseln mit Wasser
mit. Die Kleider waren neu und von fremdartigem Schnitt.
    Er beobachtete, wie sie aßen. Dann sagte er: »Ihr
bekommt jetzt einen neuen Namen und eine neue Vergangenheit.
Paßt gut auf, was ich euch sage, und prägt euch alles ein.
Ihr seid keine Floriner, versteht ihr? Ihr seid Bruder und Schwester
und lebt auf dem Planeten Wotex. Auf Florina wart ihr nur zu
Besuch…«
    Und so ging es weiter: er überschüttete sie mit Details,
stellte Fragen, hörte sie ab.
    Rik machte es Spaß, sein gutes Gedächtnis und seine
rasche Auffassungsgabe zu demonstrieren, aber Valonas Augen waren vor
Besorgnis ganz schwarz geworden.
    Dem Bäcker entging das nicht. Er wandte sich an das
Mädchen. »Laß dir ja nicht einfallen, mir
Schwierigkeiten zu machen, sonst schicke ich ihn allein los, und du
bleibst hier.«
    Valona knetete nervös ihre kräftigen Hände.
»Ich mache Ihnen bestimmt keine Schwierigkeiten.«
    Erst am späten Vormittag erhob sich der Bäcker und
sagte: »Gehen wir!«
    Ganz zuletzt schob er noch jedem der beiden einen kleinen, weichen
Lappen aus schwarzem Kunstleder in die Brusttasche.
    Sobald sie draußen waren, sah Rik erstaunt an sich hinunter.
Er hätte nie gedacht, daß Kleidung so kompliziert sein
konnte. Beim Anziehen hatte ihm der Bäcker geholfen, aber wie
sollte er aus den Sachen nur allein wieder herauskommen? Valona sah
überhaupt nicht mehr aus wie ein Mädchen vom Lande. Selbst
ihre Beine waren unter dünnem Stoff versteckt, und sie trug
Schuhe, die hinten höher waren als vorne, so daß sie jeden
Schritt vorsichtig ausbalancieren mußte.
    Viele Passanten blieben stehen, gafften sie an und riefen sich
spöttische Bemerkungen zu. Es waren zumeist Kinder, Marktfrauen
und mürrische, zerlumpte Herumtreiber. Der Bäcker schien
sie gar nicht zu bemerken. Er hatte einen dicken Stock bei sich, der
hin und wieder wie durch Zufall zwischen den Beinen eines Neugierigen
landete, der sich gar zu dicht herangedrängt hatte.
    Plötzlich, sie waren erst hundert Meter von der Bäckerei
entfernt und bisher nur einmal abgebogen, wurde es in den hinteren
Reihen der Menge unruhig. Rik bemerkte die schwarzsilberne Uniform
eines Gendarmen.
    In diesem Augenblick passierte es. Rik sah die Waffe, hörte
den Schuß, und dann war wieder alles in wilder Flucht. Hatte es
jemals eine Zeit gegeben, in der er ohne Angst war und nicht
ständig vom Schatten eines Gendarmen verfolgt wurde?
     
    Irgendwann erreichten sie einen der schäbigen
Außenbezirke der Stadt. Valona rang keuchend nach Luft; ihr
neues Kleid hatte dunkle Schweißflecken.
    Rik japste: »Ich kann nicht mehr laufen.«
    »Wir müssen aber.«
    »Nicht so. Paß auf.« Er wehrte sich entschieden
gegen ihren Griff. »Du mußt mir zuhören.«
    Allmählich überwand er die kopflose Panik.
    »Warum machen wir nicht einfach so weiter, wie der
Bäcker es wollte?« fragte er.
    »Woher willst du wissen, was er wollte?« Sie war
nervös, wollte in Bewegung bleiben.
    »Wir sollten uns für Leute von einer anderen Welt
ausgeben«, sagte Rik aufgeregt. »Und wir haben das hier von
ihm bekommen.« Er zog das kleine Rechteck aus der Tasche,
betrachtete es von beiden Seiten und wollte es aufschlagen wie ein
Heft.
    Doch das ging nicht. Es war nur ein einziges Blatt. Er strich mit
den Fingern am Rand entlang, und als er eine Ecke berührte,
hörte oder vielmehr spürte er, wie etwas nachgab.
Überrascht sah er, wie die obere Seite des Rechtecks milchig
weiß wurde. Die neue Oberfläche war mit vielen kleinen,
schwer verständlichen Worten beschriftet. Rik arbeitete sich
gewissenhaft von einer Silbe zur nächsten vor.
    Endlich sagte er: »Das ist ein Paß.«
    »Was ist ein Paß?«
    »Etwas, das uns von hier wegbringt.« Er war sich seiner
Sache sicher. Die Erkenntnis war ihm unversehens durch den

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