Foundation 06: Die Grösse des Imperiums
lief.
So wandte er sich in die entgegengesetzte Richtung und eilte auf die
Bäckerei zu.
Die Gendarmerie und ihre veraltete Organisation war seine einzige
Chance. Sie hatte seit Generationen auf der faulen Haut liegen
können, zumindest hatte es auf Florina seit zweihundert Jahren
keinen nennenswerten Aufstand mehr gegeben. Die Einführung des
Schultheißenamtes (der Gedanke entlockte ihm ein
wölfisches Grinsen) hatte Wunder gewirkt. Seither übten die
Gendarmen ihren Polizeidienst nur noch der Form halber aus. Es
fehlten gut eingespielte Teams, wie sie sich unter risikoreicheren
Bedingungen notgedrungen entwickelt hätten.
So hatte er es sich leisten können, am frühen Morgen
eine Gendarmeriestation zu betreten, die seinen Steckbrief bereits
erhalten haben mußte, ohne ihm wohl allzu viel Bedeutung
beizumessen. Ein einziger Mann hatte Dienst, und er versah ihn mit
einer Mischung aus Desinteresse und Selbstmitleid. Als er Terens
aufforderte, sein Anliegen vorzutragen, ahnte er nicht, daß
dieser eine Plastiklatte bei sich trug, die er irgendwo am Stadtrand
aus der Seitenwand einer windschiefen Hütte gerissen hatte.
Terens zog dem Gendarmen die Latte über den Schädel und
nahm ihm die Uniform und seine Waffen ab. Die Liste seiner Verbrechen
sprengte bereits jeden Rahmen, deshalb berührte es ihn gar nicht
mehr, als er feststellte, daß er den Gendarmen nicht nur
betäubt, sondern getötet hatte.
Trotz alledem war er immer noch auf freiem Fuß, und die
rostigen Mühlen der Gendarmeriejustiz hatten bislang im Leerlauf
gemahlen.
Nun hatte er die Bäckerei erreicht. Der alte
Bäckergeselle stand in der Tür und starrte ratlos in die
Menge, ohne erkennen zu können, was eigentlich vorging. Beim
Anblick Her gefürchteten, schwarzsilbernen Uniform fiepte er wie
ein verschrecktes Reh und wich in den Laden zurück.
Der Schultheiß setzte ihm nach, packte ihn mit einer Hand
energisch an seinem mehlbestäubten Kragen und drehte ihn zu sich
herum. »Wo wollte der Bäcker hin?«
Der Alte öffnete den Mund, brachte aber keinen Laut über
die Lippen.
»Ich habe vor zwei Minuten einen Mann getötet«,
sagte der Schultheiß. »Mir macht auch ein zweiter Mord
nichts aus.«
»Bitte nicht. Bitte. Ich weiß nichts,
Wachtmeister.«
»Dann wirst du für deine Unwissenheit sterben.«
»Er hat mir nichts gesagt. Aber er hat irgendwo Plätze
gebucht.«
»Du hast also gelauscht, wie? Was hast du sonst noch
gehört?«
»Einmal hat er Wotex erwähnt. Ich glaube, es ging um die
Passage auf einem Raumschiff.«
Terens schleuderte ihn von sich.
Er würde abwarten müssen, bis sich draußen die
erste Aufregung gelegt hatte. Vielleicht würden echte Gendarmen
in die Bäckerei kommen, aber das Risiko mußte er
eingehen.
Allerdings nicht lange. Nicht zu lange. Er konnte jetzt erraten,
wie sich seine einstigen Weggefährten verhalten würden. Rik
war natürlich unberechenbar, aber Valona war ein intelligentes
Mädchen. So wie sie vor ihm weggerannt waren, hatten sie ihn
tatsächlich für einen Gendarm gehalten. Früher oder
später würde Valona bestimmt zu dem Schluß kommen,
daß der Fluchtweg, den der Bäcker für sie geplant
hatte, der einzig sichere sei.
Der Bäcker hatte also Plätze gebucht. Auf einem
Raumschiff. Dorthin waren sie unterwegs.
Und er mußte ihnen zuvorkommen.
Einen Vorteil hatte es, in einer verzweifelten Situation zu sein.
Man brauchte keine Rücksichten mehr zu nehmen. Wenn er Rik
verlor, seine potentielle Waffe gegen die Tyrannen von Sark, dann war
auch sein Leben nicht mehr viel wert.
So verließ er die Bäckerei bedenkenlos am hellen Tag,
obwohl die Gendarmen inzwischen wissen mußten, daß sie
nach einem Mann in Gendarmenuniform zu suchen hatten, und obwohl
über ihm deutlich sichtbar zwei Flugwagen schwebten.
Terens kannte den Raumhafen, zu dem Rik und Valona vermutlich
unterwegs waren. Es war der einzige dieser Art auf dem ganzen
Planeten. Die Obere Stadt hatte zwar ein Dutzend kleiner Startbahnen
für private Raumjachten angelegt, und auf dem flachen Land fand
man Hunderte von Start- und Landeplätzen für die plumpen
Frachter, die Kyrttuch in riesigen Ballen nach Sark transportierten
und Maschinen und einfache Konsumgüter zurückbrachten. Doch
für gewöhnliche Reisende, die weniger begüterten
Sarkiten etwa, die florinischen Beamten und die wenigen
Ausländer, die ein Besuchervisum für Florina ergattern
konnten, war nur ein einziger Raumhafen vorhanden.
Der florinische Pförtner sah Terens
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