Foundation 06: Die Grösse des Imperiums
Fingernägel.
»Wer hat schon die Zeit, sämtliche Mitteilungen zu
lesen. Es ist mir auch neu, daß man das von mir erwartet.
Ja«, er nahm sein Herz in beide Hände und sah Fife fest in
die Augen. »Seit wann schreiben Sie mir eigentlich vor, was ich
zu tun habe? Also bitte!«
»Ich schreibe Ihnen gar nichts vor «, sagte Fife.
»Wie auch immer, Sie scheinen den Vorgang nicht genauer verfolgt
zu haben, also will ich Ihnen eine kurze Zusammenfassung geben. Das
ist vielleicht auch für die anderen von Interesse.«
Es war unglaublich, in wie wenigen, schlichten Worten sich die
Ereignisse von achtundvierzig Stunden zusammenfassen ließen.
Zuerst die unerwartete Nachfrage nach Werken über
Weltraumanalyse. Dann der Schlag auf den Kopf eines pensionsreifen
Gendarmen und der Tod des Mannes infolge eines Schädelbruchs
zwei Stunden später. Eine Verfolgungsjagd und deren
unrühmliches Ende vor dem Unterschlupf eines trantoranischen
Agenten. Am nächsten Morgen der Tod eines weiteren Gendarmen,
wodurch der Mörder in den Besitz einer Uniform gelangte, und
wenige Stunden später die Ermordung des trantoranischen
Agenten.
»Und wenn Sie Wert darauf legen, auf dem allerneuesten Stand
zu sein«, schloß Fife, »sollten Sie die Liste
scheinbarer Belanglosigkeiten noch um eine Position ergänzen:
Vor ein paar Stunden hat man im Stadtpark von Florina eine Leiche
oder vielmehr die Reste eines verbrannten Menschen
gefunden.«
»Wessen Leiche?« fragte Rune.
»Einen Augenblick, bitte. Daneben lag ein Häufchen
Asche, offenbar verbrannte Kleidungsstücke. Alle Metallteile
waren sorgfältig entfernt worden, aber die Analyse der Asche
lieferte den Beweis, daß es sich um die Überreste einer
Gendarmenuniform handelte.«
»Unser Freund, der Hochstapler?« fragte Balle.
»Unwahrscheinlich«, beschied ihn Fife. »Warum
hätte man ihn heimlich töten sollen?«
»Selbstmord«, zischte Bort. »Wie lange glaubte uns
der verdammte Dreckskerl eigentlich entwischen zu können? Wenn
es nach mir ginge, würde ich feststellen lassen, wer im Corps
dafür verantwortlich war, daß er überhaupt
Gelegenheit bekam, Selbstmord zu begehen, und dann würde ich
demjenigen einen geladenen Blaster in die Hand
drücken.«
»Unwahrscheinlich«, wiederholte Fife. »Wenn der
Mann Selbstmord beging, hat er sich entweder zuerst selbst
umgebracht, dann seine Uniform ausgezogen, sie mit dem Blaster zu
Asche verbrannt, und schließlich Schnallen und Tressen entfernt
und beseitigt. Oder er hat zuerst die Uniform ausgezogen, sie
verbrannt, Schnallen und Tressen entfernt, die Grotte nackt oder
allenfalls in der Unterwäsche verlassen und die Metallteile
weggeworfen, um dann zurückzukommen und sich zu
verbrennen.«
»Die Leiche lag in einer Grotte?« fragte Bort.
»Richtig. In einer von den Ziergrotten im Park.«
»Dann hatte er viel Zeit, und niemand störte ihn«,
verteidigte Bort sich gereizt. Er haßte es, eine Theorie
aufgeben zu müssen. »Er hätte zuerst Schnallen und
Tressen abtrennen können, um dann…«
»Schon einmal versucht, die Tressen von einer
Gendarmenuniform abzumachen, die noch nicht verbrannt war?«
fragte Fife sarkastisch. »Vielleicht können Sie uns auch
ein Motiv anbieten, für den Fall, daß es sich
tatsächlich um die Leiche des Hochstaplers nach seinem
Selbstmord gehandelt haben sollte? Außerdem liegt mir ein
Bericht der Mediziner vor, die die Knochenstruktur untersucht haben.
Das Skelett gehörte weder einem Gendarmen, noch einem Floriner,
sondern einem Sarkiten.«
»Unglaublich!« rief Steen. Balle riß seine alten
Augen weit auf; Runes blitzende Metallzähne hatten dem
Schattenwürfel, der ihn umgab, ab und an ein bißchen Leben
eingehaucht, doch nun klappte ihm vor Staunen der Mund zu. Sogar Bort
hatte es die Sprache verschlagen.
»Können Sie mir folgen?« fragte Fife. »Dann
ist Ihnen sicher auch klar, zu welchem Zweck das Metall von der
Uniform entfernt wurde. Wer immer den Sarkiten tötete, wollte
den Eindruck erwecken, man habe dem Opfer vor seinem Tod die Kleider
ausgezogen und verbrannt. In diesem Fall wären wir von
Selbstmord oder von einer Privatfehde ausgegangen, die mit unserem
Freund, dem Hochstapler in keinem Zusammenhang stand. Der Mörder
wußte freilich nicht, daß man bei einer Analyse der Asche
allemal zwischen sarkitischer Kyrtgarderobe und einer
Gendarmenuniform aus einfacher Zellulose unterscheiden kann, auch
wenn Schnallen und Tressen vorher entfernt wurden.
Damit haben wir einen toten Sarkiten und
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