Foundation 06: Die Grösse des Imperiums
Funkspruch an sich genommen, in dem von der besagten
Katastrophe für Florina die Rede ist. Dafür sind zwei
Gründe denkbar. Erstens: er will eine spätere
Aufklärung des Falles erschweren, indem er ein Beweisstück
beiseite schafft. Zweitens: er sucht auf diese Weise das Vertrauen
des verrückten Weltraumanalytikers zu gewinnen. Falls der
nämlich darauf bestehen sollte – was durchaus möglich
wäre – darüber nur mit seinen Vorgesetzten zu
sprechen, ließe er sich vielleicht umstimmen, wenn X ihm
demonstrierte, daß er die wesentlichen Punkte seiner Geschichte
bereits kannte.
Der Weltraumanalytiker hat geredet, soviel ist sicher. Auch wenn
es zusammenhangloses, irres, vollkommen unglaubwürdiges
Geschwätz gewesen sein mag, X bot es eine ausgezeichnete
Handhabe für einen Propagandafeldzug. Folglich schickte er
seinen Erpresserbrief an die Obersten Herren, also an uns. Seine
Pläne entsprachen wahrscheinlich genau dem, was ich vor einem
Jahr Trantor unterstellte. Falls wir eine Einigung ablehnten, wollte
er mit Gerüchten über eine bevorstehende Zerstörung
des Planeten die florinische Kyrtproduktion so lange zum Erliegen
bringen, bis wir kapitulierten.
Doch er hatte sich verschätzt. Irgend etwas hatte ihn
erschreckt. Was es genau war, werden wir später erörtern.
Jedenfalls beschloß er, noch etwas abzuwarten, bevor er seinen
Plan weiterverfolgte. Doch das Warten hatte einen Haken. X glaubte
nicht an die Geschichte des Weltraumanalytikers, doch der
Weltraumanalytiker selbst war, daran kann kein Zweifel bestehen, von
seinem Wahn aufrichtig überzeugt. X würde ihn also dazu
bringen müssen, das ›Verhängnis‹ noch etwas
hinauszuschieben.
Doch dazu war der Weltraumanalytiker nicht zu überreden. Also
mußte sein krankes Gehirn vollkommen ausgeschaltet werden. X
hätte ihn natürlich töten können, aber ich
vermute, er brauchte den Mann weiterhin als Informationsquelle
(schließlich hatte er selbst keine Ahnung von Weltraumanalyse,
und eine erfolgreiche Erpressung ließ sich nicht nur auf einem
Bluff aufbauen), oder vielleicht auch als Geisel für den Fall
eines Scheiterns. Also behalf er sich mit einer Psychosonde. Nach der
Behandlung würde der Weltraumanalytiker zunächst nur noch
ein hilfloser Idiot sein, der sicher keinen Ärger mehr machte.
Und mit der Zeit würde sich sein Verstand schon wieder
regenerieren.
Der nächste Schritt? X mußte sicherstellen, daß
der Weltraumanalytiker während der einjährigen Wartezeit
nicht gefunden wurde, daß niemand, der etwas zu sagen hatte,
ihn zu Gesicht bekam, nicht einmal in seiner Rolle als Idiot. Die
Lösung war von genialer Einfachheit. X brachte seinen Mann nach
Florina, und dort schuftete der Weltraumanalytiker fast ein Jahr lang
als schwachsinniger Eingeborener in den Kyrtfabriken.
Ich nehme an, daß X selbst oder eine Person seines
Vertrauens im Verlauf dieses Jahres bisweilen das Dorf aufsuchte, dem
er den armen Irren ›unterschoben‹ hatte, um sich zu
vergewissern, daß der in Sicherheit und halbwegs wohlauf war.
Bei einem dieser Besuche erfuhr er von irgendwoher, daß man den
Idioten zu einem Arzt gebracht hatte, der eine Psychosondierung zu
diagnostizieren verstand. Der Arzt starb, und sein Bericht
verschwand, jedenfalls aus der Praxis in der Unteren Stadt. X kam
nicht auf die Idee, daß in der darüberliegenden Praxis
eine Kopie existieren könnte. Das war sein erster Fehler.
Der zweite ließ nicht lange auf sich warten. Das Gehirn des
Idioten erholte sich ein klein wenig zu rasch, und der
Schultheiß des Dorfes war ein heller Kopf und erkannte,
daß er es nicht mit einem einfachen Verrückten zu tun
hatte. Möglicherweise hatte auch das Madchen, das den Idioten
betreute, dem Schultheiß von der Psychosondierung erzählt,
aber das ist reine Spekulation.
Was halten Sie nun von meiner Geschichte?«
Fife faltete seine Hände und wartete auf eine Reaktion.
Rune war der erste, der ihm den Gefallen tat. In seinem
Schattenwürfel war kurz zuvor das Licht angegangen, und nun
saß er blinzelnd da und lächelte. »Ich finde sie
ziemlich langweilig, Fife«, sagte er. »Noch fünf
Minuten im Dunkeln, und ich wäre eingeschlafen.«
»Soweit ich sehe«, sagte Balle langsam, »steht das
Gebäude, das Sie errichtet haben, auf ebenso schwachen
Füßen wie im letzten Jahr. Sie stützen sich zu
neunzig Prozent auf Spekulationen.«
»Dummes Zeug!« knurrte Bort.
»Wer soll dieser X überhaupt sein?« fragte Steen.
»Wenn Sie nicht wissen, wer X ist,
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