Foundation 06: Die Grösse des Imperiums
Steen.
»Tatsächlich?« fragte Abel.
Und dann hörte er sich, ohne eine Miene zu verziehen, den
Bericht über die Konferenz an.
»Seither sind vierundzwanzig Stunden vergangen«,
schloß Steen entrüstet. »Jetzt ist es sechzehn Uhr.
Unglaublich!«
»Und Sie sind X!« Junz war im Verlauf des Vortrags
zusehends unruhiger geworden. »Sie sind X, und Sie sind hier,
weil er Ihnen auf die Schliche gekommen ist. Das ist doch
großartig. Abel, mit Hilfe dieses Mannes können wir die
Identität unseres Weltraumanalytikers beweisen. Mit ihm
können wir die Herausgabe des Mannes erzwingen.«
Steens dünnes Stimmchen hatte Mühe, sich gegen
Junz’ kräftigen Bariton durchzusetzen.
»Ich muß schon bitten. Also wirklich. Haben Sie den
Verstand verloren? Schluß damit! Lassen Sie mich ausreden…
Exzellenz, ich habe den Namen dieses Mannes vergessen.«
»Dr. Selim Junz.«
»Nun denn, Dr. Selim Junz, ich habe diesen Idioten oder
Weltraumanalytiker oder was immer er sein mag, in meinem Leben nie
gesehen. Also bitte! Das ist wirklich eine Ungeheuerlichkeit. Ich bin
natürlich nicht X. Unglaublich! Ich wäre Ihnen sehr
verbunden, wenn Sie diesen albernen Buchstaben nicht mehr
erwähnen würden. Ich muß schon sagen! Wie kann man
nur auf Fifes Schmierentheater hereinfallen? Ich bitte Sie!«
Junz war nicht so leicht zu erschüttern. »Wovor sind Sie
dann weggelaufen?«
»Gütiges Sark, ist das nicht sonnenklar? Ach, ich
könnte ersticken! Es ist doch nicht zu fassen! Mann, sehen Sie
denn nicht, was Fife plant?«
Abel griff ruhig ein: »Wenn Sie es uns erklären,
Oberster Herr, werden wir Sie nicht unterbrechen.«
»Nun, wenigstens dafür vielen Dank.«
Sichtlich in seiner Ehre gekränkt, fuhr er fort: »Die
anderen nehmen mich nicht ernst, weil ich keinen Sinn darin sehe,
mich mit Dokumenten, Statistiken und all dem übrigen Kleinkram
zu belasten. Aber ich frage Sie, wozu haben wir denn den
Öffentlichen Dienst, wenn man als Oberster Herr nicht wie ein
Oberster Herr leben darf?
Allerdings ich bin noch lange kein Hohlkopf, nur weil ich Wert auf
Bequemlichkeit lege. Ich muß schon sagen! Vielleicht sind die
anderen ja blind, ich habe Fife jedenfalls durchschaut. Er schert
sich den Teufel um diesen Weltraumanalytiker. Wahrscheinlich
existiert der Mann gar nicht. Fife hat ihn sich vor einem Jahr
einfach ausgedacht, und seither treibt er mit dieser Erfindung sein
Spiel.
Er hat uns die ganze Zeit an der Nase herumgeführt. Also
bitte! Und die anderen haben brav mitgemacht. Diese Dummköpfe!
Er hat das ganze Theater mit dem Schwachsinnigen und der
Weltraumanalyse inszeniert. Es würde mich nicht wundern,
wenn der vermeintliche Eingeborene, der dutzendweise Gendarmen
umbringt, nur ein Spion von Fife wäre, der mit roter
Perücke auftritt. Und selbst wenn er ein echter Eingeborener
ist, hat Fife ihn vermutlich angeheuert.
Ich würde ihm alles zutrauen. Wirklich und wahrhaftig! Fife
hätte keine Hemmungen, einen Eingeborenen gegen seine eigenen
Landsleute zu hetzen. Seine Niedertracht kennt keine Grenzen.
Jedenfalls sieht ein Blinder, daß er die Morde nur als
Vorwand benützt, um uns kaltzustellen und sich zum Diktator von
Sark auszurufen. Springt das nicht auch Ihnen ins Auge?
Diesen X gibt es überhaupt nicht, aber wenn man Fife nicht
entgegentritt, überschwemmt er morgen den ganzen
Sub-Äther-Funk mit Verschwörungsmeldungen, verhängt
das Kriegsrecht und läßt sich zum Alleinherrscher
ausrufen. Wir hatten auf Sark seit fünfhundert Jahren keinen
Alleinherrscher mehr, aber das wird Fife nicht abhalten. Von ihm aus
kann die ganze Verfassung zum Teufel gehen. Also bitte!
Aber ich bin entschlossen, das zu verhindern. Deshalb mußte
ich fort. Wenn ich in Steen geblieben wäre, stünde ich
jetzt unter Hausarrest.
Sobald die Konferenz vorüber war, nahm ich Kontakt zu meinem
Privathafen auf, und stellen Sie sich vor, Fifes Leute hatten ihn
bereits besetzt. Ein klarer Verstoß gegen das Prinzip der
kontinentalen Autonomie! Ein Schurkenstück! Aber bei aller
Bosheit fehlt es ihm doch an Intelligenz. Er hatte zwar den Verdacht,
daß einige von uns versuchen würden, den Planeten zu
verlassen, und deshalb ließ er die Raumhäfen
überwachen. Aber…« – er grinste wie ein Wolf und
kicherte, wenn auch längst nicht so schrill wie sonst –
»an die Gyro-Häfen hat er nicht gedacht.
Vermutlich war er der Meinung, wir würden nirgendwo auf dem
Planeten Unterschlupf finden. Aber mir fiel sofort die trantoranische
Botschaft ein.
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