Foundation 06: Die Grösse des Imperiums
Die anderen haben keinen Finger gerührt. Sie
hängen mir wirklich zum Halse heraus. Besonders Bort. Kennen Sie
Bort? Ein schrecklich ordinärer Mensch. Ein Schmutzfink, man kann nicht anders sagen. Und über mich zieht er her, als
ob es eine Schande wäre, sich sauberzuhalten und gut zu
riechen.«
Er hielt sich die Fingerspitzen an die Nase und beschnupperte sie
dezent.
Junz rutschte unruhig auf seinem Sessel hin und her, doch Abel
legte ihm sachte die Hand auf den Arm. Dann sagte der Botschafter:
»Sie haben Ihre Familie zurückgelassen. Sind Sie sich
bewußt, daß Fife damit eine Waffe gegen Sie in der Hand
hat?«
»Ich konnte meine Hübschen schließlich nicht alle
in dieses Gyroschiffchen zwängen.« Er errötete leicht.
»Fife wird ihnen kein Haar krümmen, das wagt er nicht.
Außerdem bin ich morgen wieder in Steen.«
»Wie das?« fragte Abel.
Steen sah ihn erstaunt an. Seine schmalen Lippen öffneten
sich. »Ich biete Ihnen ein Bündnis an, Exzellenz. Tun Sie
nicht so, als wäre Trantor an Sark nicht interessiert. Sie werden Fife doch wohl deutlich zu verstehen geben, daß
jeder Versuch, die Verfassung von Sark zu ändern, ein Eingreifen
Trantors erforderlich machen würde?«
»Ich wüßte nicht, wie ich das verantworten sollte,
selbst wenn ich damit rechnen könnte, von meiner Regierung
gedeckt zu werden«, sagte Abel.
»Wie wollen Sie verantworten, nichts zu tun?«
fragte Steen entrüstet. »Wenn er erst den ganzen Kyrthandel
kontrolliert, wird er die Preise in die Höhe treiben, besondere
Auflagen für Expreßlieferungen einführen und was
sonst noch alles.«
»Aber die fünf Obersten Herren bestimmen den Preis doch
ohnehin?«
Steen zuckte heftig zurück. »Ich muß schon bitten!
Um die Einzelheiten habe ich mich nie gekümmert. Als
nächstes werden Sie mich nach Zahlen fragen. Du meine Güte,
Sie sind genauso schlimm wie Bort.« Er faßte sich wieder
und kicherte. »Das war natürlich nicht ernst gemeint. Was
ich sagen will, ist folgendes: Wenn Fife erst aus dem Weg ist,
könnten wir übrigen möglicherweise zu einer
Einigung mit Trantor kommen. Zum Dank für Ihre
Unterstützung wäre es durchaus denkbar, Trantor als
bevorzugten Kunden zu behandeln, sogar über eine kleine
Gewinnbeteiligung ließe sich reden.«
»Und wie verhindern wir, daß aus einer Intervention ein
galaktischer Krieg wird?«
»Ich bitte Sie, begreifen Sie denn nicht? Das ist doch
sonnenklar. Trantor wäre kein Aggressor. Sie würden
nur einen Bürgerkrieg verhindern, um den Kyrthandel vor dem
Zusammenbruch zu bewahren. Ich würde öffentlich
erklären, Sie um Unterstützung gebeten zu haben. Zwischen
Ihrem Eingreifen und einem Angriffskrieg lägen Welten. Die ganze
Galaxis stünde auf Ihrer Seite. Und falls Trantor im
Anschluß gewisse Vorteile erwachsen sollten, geht das doch nun
wirklich niemanden etwas an.«
Abel drückte seine gichtig verkrümmten Finger aneinander
und betrachtete sie nachdenklich. »Ich kann mir nicht
vorstellen, daß Sie wirklich bereit sind, mit Trantor
gemeinsame Sache zu machen.«
Steens mattes Lächeln verschwand, ein Ausdruck glühenden
Hasses huschte über sein Gesicht. »Lieber mit Trantor als
mit Fife«, zischte er.
»Ich stoße ungern Drohungen aus«, sagte Abel.
»Sollten wir nicht noch ein wenig abwarten, wie sich die Dinge
entwickeln?«
»Nein, nein«, rief Steen. »Keinen einzigen Tag
länger. Ich bitte Sie! Sie müssen jetzt Entschlossenheit
zeigen, sonst ist es zu spät. Sobald das Ultimatum verstrichen
ist, kann er nicht mehr zurück, ohne das Gesicht zu verlieren.
Wenn Sie mir jetzt helfen, steht die Bevölkerung von Steen
hinter mir, und die anderen ›Obersten Herren‹ werden sich
anschließen. Wenn Sie auch nur einen einzigen Tag warten,
fängt Fifes Propagandamühle zu mahlen an, und man wird mich
als Überläufer beschimpfen. Stellen Sie sich vor! Mich!
Mich! Als Überläufer! Er wird alle antitrantoranischen
Vorurteile ansprechen, die er nur finden kann, und ohne Ihnen zu nahe
treten zu wollen, daran herrscht wahrhaftig kein Mangel.«
»Und wenn wir ihn nun bitten würden, uns mit dem
Weltraumanalytiker sprechen zu lassen?«
»Wozu soll das gut sein? Er wird alles so drehen, wie es ihm
gerade paßt. Uns wird er erzählen, der florinische Idiot
sei ein Weltraumanalytiker, aber Ihnen wird er einreden wollen, der
Weltraumanalytiker sei ein florinischer Idiot. Sie kennen den Mann
nicht. Er ist einfach gräßlich!«
Abel überlegte. Dabei summte er leise vor sich hin und
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