Foundation 06: Die Grösse des Imperiums
eine Botschaft ins Fort geschickt.«
»Tatsächlich? Schon? Was reden wir dann hier noch lange
herum? Ich muß den Colonel sprechen, und wenn
ich…«
»Rechnen Sie etwa mit Krawallen, mit Schwierigkeiten
irgendwelcher Art? War das vielleicht sogar geplant, der erste
Schritt zu einem organisierten Volksaufstand?«
»Haben Sie den Verstand verloren? Wie käme ich
dazu?«
»Dann hätten Sie also nichts dagegen, wenn wir den Ahnen
freiließen?«
»Das können Sie nicht machen.« Arvardan war
aufgesprungen, und einen Augenblick lang sah es so aus, als wolle er
sich über den Schreibtisch hinweg auf seinen Peiniger
stürzen.
Doch Lieutenant Claudy hielt bereits den Blaster in der Hand.
»Ach, das können wir nicht? Jetzt hören Sie mir einmal
gut zu. Eine kleine Genugtuung habe ich mir bereits verschafft.
Zuerst habe ich Sie geohrfeigt und Sie gezwungen, vor Ihren
Erdlingskumpeln im Dreck zu kriechen. Dann habe ich Sie hier zappeln
lassen und Ihnen ins Gesicht gesagt, was für ein elender Wurm
Sie sind. Jetzt brauche ich nur noch irgendeinen Vorwand, um Ihnen
mit dem Blaster hier den Arm wegzubrennen, dann wären wir
endgültig quitt. Eine einzige Bewegung von Ihnen würde mir
schon genügen.«
Arvardan erstarrte.
Lachend legte der Lieutenant den Blaster aus der Hand. »Ein
Jammer, daß ich Sie für den Colonel aufsparen muß.
Er wird Sie um Viertel nach fünf empfangen.«
»Das haben Sie gewußt – das haben Sie die ganze
Zeit gewußt.« Arvardan war völlig frustriert, die
Worte klangen rauh wie Sandpapier.
»Natürlich.«
»Wenn wir hier zuviel Zeit verloren haben, Lieutenant Claudy,
dann ist alles verloren, und wir haben beide nicht mehr lange zu
leben.« Jetzt klirrte das blanke Eis in seiner Stimme.
»Aber Sie werden als erster sterben, denn meine letzte Tat wird
es sein, Ihnen die Visage zu Brei zu schlagen, daß die Knochen
krachen.«
»Ich warte nur auf dich, Erdlingsfreund. Allzeit zu
Diensten!«
Der Kommandant von Fort Dibburn war ein im Dienst des Imperiums
ergrauter Soldat. In Friedenszeiten – und der Friede dauerte nun
schon seit Generationen an – hatte ein Armeeoffizier wenig
Gelegenheit, sich auszuzeichnen, und so führte er, wie viele
andere, ein ruhmloses Dasein. Doch auf dem langen, mühsamen Weg
vom Kadetten zum Colonel hatte er irgendwann einmal in jedem Teil der
Galaxis Dienst getan – und so empfand er selbst die Führung
einer Garnison auf der neurotischen Erde allenfalls als lästige
Pflicht. Sein größter Wunsch war ein ganz normaler,
störungsfreier Dienst nach Vorschrift. Das genügte ihm, und
dafür war er notfalls auch bereit, gewisse Demütigungen wie
etwa eine Entschuldigung bei einem Erdenmädchen auf sich zu
nehmen.
Er sah müde aus, als Arvardan eintrat. Sein Hemdkragen stand
offen, und sein Rock mit dem leuchtend gelben
›Raumschiffund-Sonne‹-Emblem des Imperiums hing lässig
über seiner Stuhllehne. Während er Arvardan mit ernster
Miene entgegensah, ließ er zerstreut seine Fingergelenke
knacken.
»Das Ganze ist verwirrend«, begann er. »Wirklich
sehr verwirrend. Ich kann mich gut an Sie erinnern, junger Mann. Sie
sind Bel Arvardan von Baronn, und Sie haben mich schon einmal
gewaltig in Verlegenheit gebracht. Müssen Sie eigentlich am
laufenden Band in Schwierigkeiten geraten?«
»Ich bin nicht allein in Schwierigkeiten, Colonel, die ganze
Galaxis ist davon betroffen.«
»Ja, ja, ich weiß«, kam es ungeduldig zurück.
»Zumindest weiß ich, was Sie behaupten. Wie ich höre,
sind Ihnen Ihre Ausweispapiere abhanden gekommen.«
»Man hat sie mir abgenommen, aber auf dem Everest kennt man
mich. Der Statthalter persönlich kann mich identifizieren und
wird es hoffentlich auch tun, bevor es dunkel wird.«
»Wir werden sehen.« Der Colonel verschränkte die
Arme vor der Brust und schaukelte mit seinem Stuhl hin und her.
»Wie wär’s, wenn Sie mir nun Ihre Version der
Geschichte erzählten?«
»Ich bin einer gefährlichen Verschwörung auf die
Spur gekommen. Eine kleine Gruppe von Erdenmenschen beabsichtigt, die
Kaiserliche Regierung zu stürzen. Wenn die zuständigen
Behörden nicht sofort davon Kenntnis erhalten, wird
womöglich nicht nur die Regierung, sondern ein großer Teil
des Imperiums zerstört.«
»Eine übertriebene und ziemlich abwegige Vermutung. Sie
gehen zu weit, junger Mann. Die Bewohner der Erde könnten
unangenehme Krawalle inszenieren, sie könnten das Fort belagern
und beträchtlichen Schaden anrichten, so weit will ich Ihnen
gerne
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