Foundation 06: Die Grösse des Imperiums
knappes, kaltes
Lächeln seine tiefroten, geschwollenen Lippen. Arvardan schien
er gar nicht wahrzunehmen.
»Sir«, wandte sich der Colonel an den Erdenmenschen,
»ich habe dem Höchsten Minister inzwischen mitgeteilt,
daß Sie bei uns sind und unter welchen Umständen Sie hier
eintrafen. Natürlich widerspricht es… äh… allen
Gepflogenheiten, Sie weiter in Gewahrsam zu halten, und ich gedenke
Sie baldmöglichst auf freien Fuß zu setzen. Allerdings hat
dieser Herr hier, wie Ihnen bekannt sein dürfte, schwere
Vorwürfe gegen Sie erhoben, und wie die Dinge liegen,
können wir wohl nicht umhin, der Sache
nachzugehen…«
»Ich verstehe, Colonel.« Der Sekretär war
vollkommen ruhig. »Doch dieser Mann weilt, wie bereits
erwähnt, meines Wissens erst seit etwa zwei Monaten auf der Erde
und hat praktisch keine Ahnung von unserer Innenpolitik. Folglich
stehen seine Anschuldigungen doch wohl auf sehr wackeligen
Beinen.«
Arvardan fuhr zornig auf: »Ich bin Archäologe von Beruf
und habe mich in letzter Zeit intensiv mit der Erde und ihren Sitten
und Gebräuchen befaßt. Ich bin also keineswegs ahnungslos,
was die politischen Verhältnisse betrifft. Außerdem bin
ich nicht der einzige, der diese Vorwürfe erhebt.«
Der Sekretär sah den Archäologen während der ganzen
Unterredung kein einziges Mal an, sondern sprach ausschließlich
mit dem Colonel. »Einer unserer heimischen Wissenschaftler ist
ebenfalls in die Sache verwickelt«, sagte er. »Er
nähert sich dem Ende der sechzig Lebensjahre, die bei uns die
Norm sind, und leidet deshalb unter Verfolgungswahn. Der dritte im
Bunde ist ein Mann, über dessen Vorgeschichte wir nicht mehr
wissen, als daß er erwiesenermaßen schwachsinnig ist. Und
dieses Trio will eine fundierte Anklage zustandebringen?«
Arvardan sprang auf. »Ich verlange, daß Sie mich
anhören…«
»Setzen Sie sich«, sagte der Colonel kalt und abweisend.
»Sie haben es abgelehnt, die Angelegenheit mit mir zu
besprechen. Dabei wollen wir es belassen. Führen Sie den Mann
mit der Parlamentärsflagge herein.«
Der Unterhändler war ebenfalls ein Mitglied der Gesellschaft
der Ahnen. Der Anblick des Sekretärs entlockte ihm kaum eine
Reaktion. Der Colonel erhob sich. »Sie sprechen für die
Leute da draußen?«
»Jawohl, Sir.«
»Darf ich annehmen, daß die aufgebrachte Menge sich
deshalb zusammengerottet hat, um die Herausgabe Ihres Landsmannes zu
fordern?«
»Ganz recht, Sir. Er muß unverzüglich freigelassen
werden.«
»Was Sie nicht sagen! Aber um als Vertreter Seiner
Kaiserlichen Majestät auf dieser Welt für Recht und Ordnung
sorgen zu können, müssen wir uns Respekt verschaffen. Ich
bin zu keiner Diskussion bereit, solange bewaffnete Aufrührer
vor den Toren stehen. Sie müssen Ihre Leute abziehen.«
Der Sekretär schaltete sich liebenswürdig ein. »Der
Colonel hat vollkommen recht, Bruder Cori. Sieh zu, daß du die
Wogen wieder glättest. Ich befinde mich in Sicherheit, und es
besteht keine Gefahr – für niemanden. Verstehst du?
Für niemanden. Ich gebe dir mein Wort als Ahne.«
»Nun gut, Bruder. Ich bin sehr froh, daß dir nichts
geschehen ist.«
Damit wurde der Mann hinausgeführt.
Der Colonel erklärte knapp: »Ich verspreche Ihnen,
daß Sie das Fort unversehrt verlassen können, sobald in
der Stadt wieder Ruhe eingekehrt ist. Für Ihre bereitwillige
Unterstützung möchte ich mich bedanken.«
Arvardan war schon wieder aufgesprungen. »Das darf doch wohl
nicht wahr sein! Diesen potentiellen Mörder der menschlichen
Rasse wollen Sie laufenlassen, aber mir verweigern Sie ein
Gespräch mit dem Statthalter, obwohl das mein gutes Recht als
galaktischer Bürger ist.« Die Frustration wurde
übermächtig: »Hat dieser Hund von einem Erdenmenschen
denn wirklich mehr Entgegenkommen verdient als ich?«
Die Stimme des Sekretärs übertönte sein
Gebrüll. »Colonel, wenn es das ist, was dieser Mann will,
bleibe ich gerne so lange, bis der Statthalter über meinen Fall
entschieden hat. Hochverrat ist ein schweres Verbrechen, und wenn es
mir nicht gelingt, diesen Verdacht – so unbegründet er auch
sein mag – zu entkräften, bin ich für mein Volk am
Ende wertlos. Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn ich dem
Statthalter persönlich beweisen könnte, daß das
Imperium keinen treueren Diener hat als mich.«
Der Colonel reagierte zurückhaltend. »Ich kann Ihre
Haltung nur bewundern und will Ihnen nicht verhehlen, daß ich
an Ihrer Stelle ganz anders aufgetreten wäre. Ihr Volk
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