Foundation 06: Die Grösse des Imperiums
»Achtung!« Unverständliches Gemurmel. »Blaster.« Er wußte Bescheid und zog sich hastig von der Tür zurück.
Krachende Schläge erschütterten die Luft, er konnte die Vibrationen geradezu spüren. Dann ein Splittern, und schließlich flog die Tür nach innen. Eine Flut von Licht strömte herein.
Biron stürmte mit weit ausgebreiteten Armen auf den Korridor hinaus. »Nicht eintreten!« schrie er. »Um der Erde willen, bleiben Sie draußen. Da drin liegt eine Strahlungsbombe.«
Zwei Männer standen vor ihm. Jonti war der eine, der andere, nur notdürftig bekleidet, war Esbak, der Heimleiter. »Eine Strahlungsbombe?« stammelte er.
»Wie groß?« fragte Jonti. Er war selbst jetzt, mitten in der Nacht, aufs eleganteste gekleidet. Nur der Blaster in seiner Hand störte die Wirkung ein wenig.
Biron deutete mit beiden Händen die Abmessungen an.
»Schön«, sagte Jonti ungerührt und wandte sich an den Heimleiter. »Am besten lassen Sie alle Zimmer in diesem Trakt sofort räumen. Wenn Sie irgendwo auf dem Universitätsgelände Bleiplatten auftreiben können, sollten sie hierhergebracht und auf dem Korridor aufgestellt werden. Und an Ihrer Stelle würde ich vor morgen früh niemanden in dieses Gebäude lassen.«
Dann sah er Biron an: »Der Wirkungsradius beträgt vermutlich vier bis sechs Meter. Wie kommt sie in Ihr Zimmer?«
»Keine Ahnung.« Biron wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. »Entschuldigen Sie bitte, aber ich muß mich setzen.« Er warf einen Blick auf sein Handgelenk, dann fiel ihm ein, daß seine Armbanduhr noch im Zimmer lag. Am liebsten wäre er zurückgegangen, um sie zu holen.
Allmählich kam Leben ins Haus. Ein Student nach dem anderen wurde aus seinem Zimmer gescheucht.
»Gehen wir«, sagte Jonti. »Ich finde auch, daß Sie sich setzen sollten.«
»Was hat Sie zu meinem Zimmer geführt?« fragte Biron. »Nicht, daß ich nicht dankbar wäre.«
»Ich hatte Sie angerufen, aber niemand hat sich gemeldet. Und ich mußte Sie unbedingt sprechen.«
»Mich sprechen?« Er artikulierte überdeutlich und bemühte sich, möglichst gleichmäßig zu atmen. »Warum?«
»Um Sie zu warnen. Ihr Leben wird bedroht.«
Biron lachte hysterisch. »Das habe ich auch schon gemerkt.«
»Dies war lediglich ein erster Versuch. Man wird es nicht dabei bewenden lassen.«
»Wer ist ›man‹?«
»Nicht hier, Farrill«, wehrte Jonti ab. »Das besprechen wir besser unter vier Augen. Sie sind ein Gezeichneter, und auch ich habe mich womöglich schon zu weit vorgewagt.«
2
DAS NETZ ÜBER DEM WELTALL
Der Aufenthaltsraum für die Studenten war leer, und – wie um halb fünf Uhr morgens nicht anders zu erwarten – dunkel. Dennoch zögerte Jonti einen Moment und lauschte, bevor er die Tür öffnete.
»Nein«, warnte er leise, »schalten Sie kein Licht an. Reden kann man auch im Dunkeln.«
»Ich habe heute nacht schon mehr als genug im Dunkeln gesessen«, murrte Biron.
»Wir lassen die Tür angelehnt.«
Biron wollte nicht lange darüber streiten. Er ließ sich auf den nächstbesten Stuhl fallen und wartete, während die Tür langsam zuschwang und das helle Rechteck zu einer schmalen Linie zusammenschrumpfte. Jetzt, wo alles vorüber war, bekam er das große Zittern.
Jonti stabilisierte die Tür und deutete mit der Spitze seines Spazierstöckchens auf die Lichtbahn auf dem Fußboden.
»Behalten Sie den Streifen im Auge. Er verrät uns, wenn draußen jemand vorbeigeht, oder wenn sich die Tür bewegt.«
»Bitte«, sagte Biron. »Mir ist wahrhaftig nicht nach Verschwörerspielchen zumute. Ich will Sie auch nicht drängen, aber ich wäre Ihnen doch sehr verbunden, wenn Sie mir jetzt sagen würden, was immer Sie mir sagen wollen. Ich weiß, Sie haben mir das Leben gerettet, und morgen bin ich Ihnen auch bestimmt gebührend dankbar, aber im Moment sehne ich mich nur nach einem starken Drink und viel Ruhe.«
»Ich kann mir vorstellen, wie Sie sich fühlen«, sagte Jonti. »Immerhin ist Ihnen die ewige Ruhe vorerst erspart geblieben, und nicht nur ›vorerst‹, wenn es nach mir geht. Wußten Sie eigentlich, daß ich Ihren Vater kenne?«
Die Frage kam so völlig unerwartet, daß Biron die Augenbrauen hochzog, was allerdings im Dunkeln nicht zu sehen war. »Er hat Sie mir gegenüber nie erwähnt«, sagte er.
»Das hätte mich auch überrascht. Der Name, unter dem ich hier auftrete, ist ihm nämlich nicht bekannt. Haben Sie übrigens in letzter Zeit etwas von Ihrem Vater
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