Foundation 06: Die Grösse des Imperiums
gehört?«
»Warum fragen Sie?«
»Weil er in großer Gefahr schwebt.«
»Was?«
Jonti tastete im Dunkeln nach dem Arm des jungen Mannes und umschloß ihn mit festem Druck. »Bitte! Nicht lauter sprechen!« Erst jetzt kam Biron zu Bewußtsein, daß sie bisher nur geflüstert hatten.
Jonti fuhr fort: »Ich muß mich wohl etwas genauer ausdrücken. Man hat Ihren Vater unter Arrest gestellt. Verstehen Sie, was das bedeutet?«
»Nein, ich verstehe überhaupt nichts mehr. Wer hat ihn unter Arrest gestellt, und worauf wollen Sie hinaus? Warum belästigen Sie mich?« Biron hatte stechende Kopfschmerzen. Das Hypnit wirkte immer noch nach, und er war eben erst um Haaresbreite dem Tod entronnen. In diesem Zustand war er dem eiskalten Stutzer, der da so dicht neben ihm saß, daß jedes Flüstern wie ein Schrei klang, natürlich hoffnungslos unterlegen.
»Sie sind doch«, zischelte Jonti, »sicher nicht ganz ahnungslos, was die Aktivitäten Ihres Vaters angeht?«
»Wenn Sie meinen Vater kennen, dann wissen Sie auch, daß er der Gutsherr von Widemos ist. Darauf beschränken sich seine Aktivitäten.«
»Schön«, sagte Jonti, »Sie haben keinen Anlaß, mir zu vertrauen, auch wenn ich um Ihretwillen mein Leben aufs Spiel setze. Sie könnten mir ohnehin nichts sagen, was ich nicht bereits weiß. So ist mir zum Beispiel bekannt, daß Ihr Vater an einer Verschwörung gegen die Tyranni beteiligt ist.«
»Das bestreite ich«, erklärte Biron gepreßt. »Sie haben mir heute nacht einen großen Dienst erwiesen, doch das gibt Ihnen nicht das Recht, derartige Beschuldigungen gegen meinen Vater zu erheben.«
»Sie weichen mir aus, junger Mann, und das ist töricht. Außerdem vergeuden Sie meine Zeit. Begreifen Sie denn nicht, die Situation ist zu ernst für solche Spiegelfechtereien! Ich sage Ihnen klipp und klar: Ihr Vater befindet sich in der Hand der Tyranni. Inzwischen ist er vielleicht schon tot.«
»Ich glaube Ihnen nicht.« Biron war schon halb aufgestanden.
»Ich weiß es aus zuverlässiger Quelle.«
»Beenden wir das Gespräch, Jonti. Ich bin nicht in Stimmung für finstere Intrigen, und es stört mich sehr, daß Sie versuchen…«
»Nun, was versuche ich denn?« Jontis Stimme verlor ihre vornehme Zurückhaltung. »Was bringt es mir denn ein, Sie aufzuklären? Darf ich Sie daran erinnern, daß ich nur dank meiner Informationen, die Sie so verächtlich abtun, voraussehen konnte, daß man möglicherweise einen Anschlag auf Sie plante. Warum lassen Sie nicht die Tatsachen für sich sprechen, Farrill?«
»Fangen Sie noch einmal von vorne an«, sagte Biron, »und reden Sie ganz offen. Ich werde zuhören.«
»Schön. Sie wissen vermutlich, Farrill, daß ich wie Sie aus den Nebelreichen stamme, obwohl ich mich hier als Weganer ausgebe.«
»Ich hatte es auf Grund Ihres Akzents vermutet. Aber ich hielt es nicht für wichtig.«
»Es ist aber wichtig, mein Freund. Ich kam hierher, weil ich, genau wie Ihr Vater, die Tyranni nicht mag. Unser Volk wird nun schon seit fünfzig Jahren von ihnen unterdrückt. Das ist eine lange Zeit.«
»Ich bin kein Politiker.«
Wieder klang dieser gereizte Unterton aus Jontis Stimme. »Oh, ich bin kein Spitzel, der es darauf anlegen würde, Sie in eine Falle zu locken. Ich sage die Wahrheit. Mich haben sie vor einem Jahr erwischt, so wie jetzt Ihren Vater. Aber ich konnte entkommen und floh zur Erde, weil ich glaubte, hier so lange in Sicherheit zu sein, bis ich zur Rückkehr bereit war. Mehr brauchen Sie über mich nicht zu erfahren.«
»Selbst das ist schon mehr, als ich wissen wollte.« Biron konnte sich nicht überwinden, etwas freundlicher zu sein. Jontis pedantische Art machte keinen guten Eindruck auf ihn.
»Das ist mir klar. Aber ich mußte Ihnen wenigstens soviel mitteilen, damit Sie verstehen, wie es zu der Bekanntschaft mit Ihrem Vater kam. Er hat mit mir zusammengearbeitet oder vielmehr ich mit ihm, allerdings nicht in seiner offiziellen Eigenschaft als höchster Adeliger auf dem Planeten Nephelos. Und daher kennt er mich, Sie verstehen?«
Biron nickte in die Dunkelheit hinein und sagte dann: »Ja.«
»Wir brauchen darauf nicht weiter einzugehen. Ich stehe mit meinen Informationsquellen auch von hier aus in Verbindung, und daher weiß ich, daß er verhaftet wurde. Ich weiß es mit Sicherheit. Doch selbst wenn es nur ein Verdacht gewesen wäre, der Anschlag auf Sie hätte den Beweis geliefert.«
»Inwiefern?«
»Wenn die Tyranni den Vater haben, warum sollten sie den Sohn frei
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