Foundation 06: Die Grösse des Imperiums
einem Schiff einem ganzen Planeten trotzen?
Der Autarch hatte gesagt, das Dokument sei schon vor Jahren verschwunden. Aber wo war es jetzt?
Vielleicht in den Händen der Tyranni. Vielleicht enthielt es ein Geheimnis, das es ihnen ermöglichte, mit einem Schiff eine ganze Welt zu zerstören.
In diesem Fall spielte es kaum noch eine Rolle, wo sich die Rebellenwelt befand, oder ob sie überhaupt existierte.
Endlich, nach einer Ewigkeit, betrat Aratap die Zelle. Biron stand auf.
»Wir haben die gesuchte Sonne erreicht«, sagte der Hochkommissar. »Jedenfalls befindet sich an dieser Stelle eine Sonne. Die Koordinaten, die uns der Autarch genannt hatte, waren korrekt.«
»Und?«
»Aber es erübrigt sich, nach Planeten zu suchen. Wie mir meine Astrogatoren mitteilen, wurde diese Sonne schon vor knapp einer Million Jahren zur Nova. Falls es bis dahin Planeten gegeben hatte, wurden sie zerstört. Heute steht hier nur noch ein weißer Zwerg, in dessen Nähe nichts existieren kann.«
Biron starrte ihn an. »Das heißt…«
»Das heißt, Sie hatten recht«, vollendete Aratap. »Es gibt keine Rebellenwelt.«
22
NEIN, DA!
Bei aller philosophischen Gelassenheit vermochte sich Aratap eines leisen Bedauerns nicht zu erwehren. In den letzten Wochen war er nicht er selbst gewesen, sondern hatte sich ganz in die Rolle seines Vaters versetzt, der einst mit einem Raumschiffgeschwader gegen die Feinde des Khan zu Felde gezogen war.
Doch diese großen Zeiten waren endgültig vorüber, und wo man eine Rebellenwelt vermutet hatte, befand sich nichts. Der Khan hatte keine Feinde mehr; es gab keine Welten mehr zu erobern. Aratap mußte sich damit begnügen, in seiner Eigenschaft als Hochkommissar kleinliche Streitigkeiten zu schlichten. Das war alles.
Doch das Bedauern half nichts. Es brachte ihn nicht weiter.
»Sie hatten recht«, sagte er. »Es gibt keine Rebellenwelt.«
Er nahm Platz und winkte auch Biron, sich zu setzen. »Ich möchte mit Ihnen sprechen.«
Der junge Mann machte ein todernstes Gesicht, und Aratap erinnerte sich fast ein wenig überrascht, daß sie sich erst vor knapp einem Monat kennengelernt hatten. Der Junge war sehr viel reifer geworden, als es in einem einzigen Monat möglich schien, und er hatte seine Angst gänzlich abgelegt. Bin ich denn schon ganz und gar verdorben? fragte sich der Hochkommissar. Ob es wohl vielen von uns so geht, daß sie anfangen, einzelne Untertanen sympathisch zu finden und ihnen Glück zu wünschen?
»Ich werde den Administrator und seine Tochter natürlich freilassen müssen«, sagte er. »Politisch gesehen ist das die intelligenteste Lösung, ja, sie ist geradezu unvermeidlich. Aber ich gehe noch einen Schritt weiter. Ich setze sie sofort auf freien Fuß und schicke sie auf der Gnadenlos zurück. Hätten Sie Lust, das Schiff zu steuern?«
»Sie wollen mich ebenfalls freilassen?« fragte Biron.
»Ja.«
»Warum?«
»Sie haben nicht nur mein Schiff, sondern auch mein Leben gerettet.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, daß ein Gefühl wie Dankbarkeit Ihr Verhalten in Staatsangelegenheiten beeinflussen könnte.«
Aratap hätte beinahe laut herausgelacht. Wahrhaftig, der Junge gefiel ihm. »Dann will ich Ihnen einen anderen Grund nennen. Solange ich einer weitreichenden Verschwörung gegen den Khan nachspürte, waren Sie gefährlich. Dann löste sich die weitreichende Verschwörung in Luft auf. Übrig blieb ein linganisches Komplott, dessen Anführer tot ist, und Sie stellten keine Bedrohung mehr dar. Jetzt wäre es bei weitem gefährlicher, Ihnen oder den linganischen Gefangenen den Prozeß zu machen.
Die Prozesse müßten vor linganischen Gerichten stattfinden, folglich hätten wir Sie nicht völlig unter Kontrolle.
Die sogenannte Rebellenwelt würde zwangsläufig immer wieder erwähnt. Und obwohl es sie nicht gibt, wäre die Hälfte von Tyranns Untertanen überzeugt, sie müsse doch irgendwo existieren, wo so viel getrommelt werde, sei doch gewiß auch eine Trommel. Damit hätten wir ihnen ein Zentrum geliefert, um das sie sich scharen könnten, einen Anlaß zum Revoltieren, eine Hoffnung für die Zukunft. Das tyrannische Reich käme in diesem Jahrhundert nicht mehr zur Ruhe.«
»Dann lassen Sie uns alle frei?«
»Ich würde nicht unbedingt von Freiheit sprechen, schließlich kann man keinen von Ihnen unbedingt als loyal bezeichnen. Mit Lingane werden wir auf bewährte Weise verfahren und dem nächsten Autarchen sehr viel engere Bindungen an das Khanat
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