Foundation 06: Die Grösse des Imperiums
Hochverrat!« schoß Fife zurück.
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DER FLÜCHTLING
Merlyn Terens war kein Mann der Tat. Damit versuchte er sich immer wieder zu trösten, denn seit er den Raumhafen verlassen hatte, war sein Verstand wie gelähmt.
Er mußte sein Schrittempo genau bemessen. Nicht zu langsam, sonst sähe es so aus, als trödle er. Nicht zu schnell, sonst sähe es so aus, als sei er auf der Flucht. Aber doch dynamisch, wie ein Gendarm eben, ein Gendarm im Dienst auf dem Weg zu seinem Bodenwagen.
Wenn er nur einen Bodenwagen hätte! Leider lernten Floriner, nicht einmal florinische Schultheißen, im Zuge ihrer Ausbildung nicht, ein solches Vehikel zu fahren, also mußte er wohl zu Fuß weitergehen und dabei nachdenken. Aber das war unmöglich. Dazu brauchte er Zeit und Ruhe.
Er hatte auch nicht mehr die Kraft für einen langen Fußmarsch. Er mochte kein Mann der Tat sein, aber er hatte immerhin einen Tag, eine Nacht und einen Vormittag kurz entschlossenen Handelns hinter sich. Nun war er völlig mit den Nerven fertig.
Aber er wagte nicht, einfach stehenzubleiben.
Wenn es dunkel gewesen wäre, hätte er sich vielleicht ein paar Stunden Ruhe gegönnt. Doch es war früher Nachmittag.
Mit einem Bodenwagen wäre es möglich, ein paar Meilen aus der Stadt hinauszufahren. Nur so lange, bis er ein wenig nachgedacht und entschieden hatte, wie es weitergehen sollte. Doch er war auf seine Beine angewiesen.
Wenn er nur denken könnte. Das war es. Denken. Sich nicht bewegen, nicht handeln. Das Universum zwischen zwei Augenblicken erwischen, die Zeit anhalten, bis er alles gründlich erwogen hatte. Irgendwie mußte das doch möglich sein.
Dankbar tauchte er ein in das Schattenreich der Unteren Stadt. Sein Gang war steif, wie er es bei den echten Gendarmen beobachtet hatte, und er schwenkte seine Schockkeule energisch hin und her. Die Straßen waren leer. Die Eingeborenen hatten sich in ihren Hütten verkrochen. Umso besser.
Der Schultheiß traf seine Wahl mit großer Sorgfalt. Eins der besseren Häuser sollte es sein, mit Ziersteinen aus buntem Plastik und lichtempfindlichem Fensterglas. Die unteren Klassen waren ein störrisches Volk. Sie hatten nicht viel zu verlieren. Wer ›etwas Besseres‹ war, würde sich dagegen förmlich überschlagen, um ihm behilflich zu sein.
Da war ein solches Haus. Es stand, auch das ein Zeichen von Wohlstand, etwas abseits der Straße und war über einen kleinen Weg zu erreichen. Terens ging darauf zu. Es würde nicht nötig sein, an die Tür zu hämmern oder sie gar aufzubrechen. Sobald er in die Auffahrt eingebogen war, hatte sich an einem Fenster etwas bewegt. (Seit Generationen in Abhängigkeit, witterten die Floriner jeden Gendarmen schon von weitem.) Man würde ihm öffnen.
Die Tür ging auf.
Ein junges Mädchen stand vor ihm, ein wenig schlaksig noch, in einem Kleid mit vielen Rüschen, das verriet, wie wichtig es ihren Eltern war, sich vom gewöhnlichen ›florinischen Pöbel‹ abzuheben. Die Kleine starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an und trat beiseite, um ihn eintreten zu lassen. Die leicht geöffneten Lippen, die schnellen Atemzüge verrieten ihre Angst.
Der Schultheiß bedeutete ihr, die Tür zu schließen. »Ist dein Vater zu Hause, Kind?«
Sie schrie: »Pa!« dann hauchte sie: »Ja, Wachtmeister!«
›Pa‹ kam mit gesenktem Kopf aus einem Zimmer geschlurft. Er ließ sich Zeit. Natürlich war ihm nicht entgangen, wer da vor der Tür stand, aber es war weniger gefährlich, wenn seine Tochter dem Gendarmen öffnete. Ein junges Mädchen würde er nicht so ohne weiteres niederknüppeln, selbst wenn er zufällig schlechter Laune sein sollte.
»Name?« fragte der Schultheiß.
»Jacof, wenn’s beliebt, Wachtmeister.«
In einer Tasche der Uniform steckte ein Notizbuch mit dünnen Blättern. Der Schultheiß schlug es auf, warf einen kurzen Blick hinein, hakte resolut etwas ab und sagte dann: »Jacof! Ja! Rufe alle Bewohner des Hauses zusammen. Aber rasch!«
Wenn seine Lage nicht so verzweifelt gewesen wäre, hätte Terens sich vielleicht sogar amüsiert. Der Nervenkitzel der Macht blieb auch auf ihn nicht ohne Wirkung.
Da kamen sie schon. Eine magere, verhärmte Frau mit einer zappelnden Zweijährigen auf dem Arm. Das Mädchen, das ihn eingelassen hatte, und ihr jüngerer Bruder.
»Sind das alle?«
»Das sind alle, Wachtmeister«, sagte Jacof unterwürfig.
»Darf ich noch rasch die Kleine versorgen?« fragte die Frau nervös. »Es ist Zeit für ihren Mittagsschlaf.
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