Foundation 06: Die Grösse des Imperiums
suchen, endlich leibhaftig zu sehen.«
»Kann ich mitkommen?« fragte Junz aufgeregt.
»Aber gewiß. Der Schultheiß wird auch da sein. Wir brauchen ihn, damit er den Weltraumanalytiker identifiziert. Und natürlich Steen. Sie alle werden in trimensischer Repräsentation an der Gegenüberstellung teilnehmen.«
»Vielen Dank.«
Der trantoranische Botschafter unterdrückte ein Gähnen und blinzelte Junz aus wäßrigen Augen an. »Seien Sie mir nicht böse, aber ich bin seit zwei Tagen und einer Nacht wach, und noch eine Dosis Antisomnin verträgt mein alter Körper nicht mehr. Ich muß jetzt schlafen.«
Seit die Technik der trimensischen Repräsentation zu höchster Perfektion entwickelt worden war, kam man selbst zu wichtigen Konferenzen nur noch selten persönlich zusammen. Fife empfand die körperliche Anwesenheit des alten Botschafters geradezu als anstößig. Sein olivfarbener Teint verhinderte zwar, daß ihm die Zornesröte ins Gesicht stieg, aber aus jeder Falte seines Gesichts sprach stummer Groll.
Er mußte schweigen, durfte nichts sagen, konnte die Männer, die ihm gegenübersaßen, nur böse anstarren.
Abel! Ein Tattergreis in schäbiger Kleidung mit einer Million Welten im Rücken.
Junz! Ein Störenfried mit schwarzer Haut und krausem Haar, der mit seiner Hartnäckigkeit die Krise heraufbeschworen hatte.
Steen! Der Verräter! Der es nicht wagte, ihm in die Augen zu schauen!
Der Schultheiß! Seinem Blick zu begegnen, fiel Fife am schwersten. Das war also der Eingeborene, der seine Tochter entehrt hatte und dennoch unerreichbar hinter den schützenden Mauern der trantoranischen Botschaft saß. Wenn Fife allein gewesen wäre, hätte er mit den Zähnen geknirscht und mit der Faust auf seinen Schreibtisch geschlagen. Doch er war nicht allein, und so durfte er keine Miene verziehen, auch wenn es ihm fast das Gesicht zerriß.
Wenn Samia nicht… Er führte den Gedanken nicht zu Ende. Er selbst war zu nachgiebig gewesen, hatte ihren Eigenwillen noch gefördert, jetzt durfte er ihr keinen Vorwurf machen. Sie hatte auch gar nicht versucht, sich herauszureden oder ihre Schuld herunterzuspielen, sondern ihm in aller Offenheit geschildert, wie sie heimlich die Interstellarspionin hatte spielen wollen, und wie katastrophal das Unternehmen geendet hatte. Beschämt und verbittert, wie sie war, hatte sie doch rückhaltlos darauf vertraut, daß er sie verstehen würde. Und er würde ihr Vertrauen nicht enttäuschen, auch wenn er damit das ganze mit so viel Mühe errichtete Gebäude seiner Politik zerstörte.
»Man hat mir diese Konferenz aufgezwungen«, begann er, »und deshalb sehe ich keinen Anlaß, mich zu äußern. Ich bin nur als Zuhörer gekommen.«
»Ich glaube, Steen hätte gern als erster das Wort«, sagte Abel.
Steen empfand die Verachtung in Fifes Augen wie eine Ohrfeige.
»Sie haben mich in Trantors Arme getrieben«, schrie er. »Sie haben das Prinzip der Autonomie verletzt. Sie konnten nicht erwarten, daß ich mir das bieten ließ. Ich muß schon sagen!«
Fife schwieg, und Abel mahnte, seinerseits mit leiser Verachtung in der Stimme. »Kommen Sie zur Sache, Steen. Sie wollten eine Erklärung abgeben. Tun Sie es.«
Steens fahle Wangen glühten, obwohl er kein Rouge aufgelegt hatte. »Nun gut, ich werde reden. Ich maße mir natürlich nicht an, über den detektivischen Scharfsinn eines Herrn von Fife zu verfügen, aber auch ich bin nicht ganz ohne Verstand. Und ich habe nachgedacht. Fife hatte uns gestern eine mysteriöse Geschichte über einen Verräter aufgetischt, den er X nannte. Ich hatte ihn sofort durchschaut. Das ganze Geschwätz war nur darauf angelegt, den Notstand ausrufen zu können. Doch ich ließ mich davon nicht täuschen.«
»Es gibt also keinen X?« fragte Fife leise. »Warum sind Sie dann weggelaufen? Wer wegläuft, bekennt sich schuldig.«
»Meinen Sie? Was Sie nicht sagen!« schrie Steen. »Und wenn ich aus einem brennenden Haus flüchte, dann muß ich wohl zwangsläufig der Brandstifter sein?«
»Weiter, Steen«, drängte Abel.
Steen leckte sich die Lippen, betrachtete angelegentlich seine Fingernägel und polierte sie liebevoll, bevor er fortfuhr: »Doch dann dachte ich mir: Warum sollte er eine Geschichte mit so vielen Verwicklungen und Komplikationen erfinden? Das ist nicht seine Art. Ich bitte Sie! Das paßt nicht zu Fife. Ich kenne ihn. Wir alle kennen ihn. Der Mann hat keinen Funken Phantasie, Exzellenz. Er ist ein grober Klotz! Fast so schlimm wie Bort.«
Fife
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