Foundation 06: Die Grösse des Imperiums
zog die Stirn in Falten. »Faselt er nur, Abel, oder hat er uns etwas zu sagen?«
»Weiter, Steen«, wiederholte Abel.
»Gerne, Sie müssen mich nur ausreden lassen. Du meine Güte! Auf welcher Seite stehen Sie eigentlich? Ich sagte mir (das war nach dem Abendessen), ich sagte mir also: Warum sollte sich ein Mann wie Fife eine solche Geschichte ausdenken? Darauf gab es nur eine Antwort. Er hatte sie sich nicht ausgedacht. Dazu war er nämlich gar nicht imstande. Folglich war sie wahr. Sie mußte wahr sein. Außerdem waren die Gendarmen ja tatsächlich getötet worden, auch wenn ich Fife durchaus zugetraut hätte, die Morde in Auftrag zu geben.«
Fife zuckte die Achseln.
Steen ließ sich nicht beirren. »Aber wer ist X? Ich bin es nicht. Ich bitte Sie! Ich weiß, daß ich es nicht bin! Und eins will ich zugeben, es kann nur ein Oberster Herr sein. Aber wer von den Obersten Herren wußte denn am meisten über die ganze Sache? Welcher Oberste Herr versucht seit nunmehr einem Jahr, die anderen mit dem Märchen vom verschwundenen Weltraumanalytiker einzuschüchtern, damit sie sich zu einer gemeinsamen Anstrengung< bereitfinden, wie er es nennt, beziehungsweise, damit sie sich einer Diktatur mit Fife an der Spitze unterwerfen?
Ich will Ihnen sagen, wer X ist.« Steen stand auf, streifte mit dem Kopf den Rand des Rezeptorwürfels und duckte sich, als zwei Zentimeter seines Schädels einfach abgeschnitten wurden. Dann deutete er mit zitterndem Zeigefinger auf Fife. »Das ist X. Der Herr von Fife. Er hat den Weltraumanalytiker ausfindig gemacht. Als er uns bei der ersten Konferenz mit seinem Katastrophengeschwätz nicht beeindrucken konnte, ließ er ihn in der Versenkung verschwinden, und nachdem er alle Vorbereitungen für einen Militärputsch getroffen hatte, holte er ihn wieder hervor.«
Fife wandte sich gelangweilt an Abel. »Ist er jetzt fertig? Wenn ja, dann schaffen Sie ihn weg. Seine Gegenwart ist für jeden anständigen Menschen einfach unerträglich.«
»Wollen Sie sich zu seinen Vorwürfen äußern?« fragte Abel.
»Natürlich nicht. Dafür wäre mir jedes Wort zu schade. Der Mann ist verzweifelt, und deshalb schwatzt er das Blaue vom Himmel herunter.«
»Sie können das nicht so einfach an sich abprallen lassen, Fife.« Steen war stehengeblieben und sah mit zusammengekniffenen Augen in die Runde. Er war vor Erregung ganz blaß um die Nase. »Hören Sie. Er hat behauptet, seine Spürhunde hätten in der Praxis eines Arztes gewisse Unterlagen gefunden. Dieser Arzt habe den Weltraumanalytiker untersucht, Spuren einer Psychosondierung diagnostiziert und sei unmittelbar danach bei einem Unfall ums Leben gekommen. In Wirklichkeit habe X ihn jedoch ermordet, um die Identität des Weltraumanalytikers geheimzuhalten. Das hat er gesagt. Fragen Sie ihn. Fragen Sie ihn, ob es wahr ist.«
»Und wenn schon?« kam es von Fife.
»Dann fragen Sie ihn, wie er an die Unterlagen aus der Praxis eines Arztes kommen konnte, der schon seit Monaten tot und begraben war, es sei denn, er hätte sie die ganze Zeit über in Händen gehabt. Ich bitte Sie!«
»Dummes Zeug«, wehrte sich Fife. »Auf diese Weise kommen wir nie auf einen grünen Zweig. Ein anderer Arzt hat die Praxis des Toten und damit auch seine Unterlagen übernommen. Oder glaubt jemand, daß jedesmal, wenn ein Arzt stirbt, auch alle seine medizinischen Unterlagen vernichtet werden?«
»Nein«, sagte Abel. »Natürlich nicht.«
Steen verlor sich in hilflosem Gestammel und setzte sich.
»Wie geht’s nun weiter?« fragte Fife. »Wer hat noch etwas vorzubringen? Neue Beschuldigungen vielleicht? Oder sonst etwas?« Er sprach leise. Seine Verbitterung war nicht zu überhören.
»Nun, das war Steens Beitrag, und dabei wollen wir es belassen«, sagte Abel. »Junz und ich sind aus einem anderen Grund hier. Wir möchten den Weltraumanalytiker sehen.«
Fifes Hände hatten bislang flach auf der Schreibtischplatte gelegen. Jetzt hob er sie an und umklammerte die Kante. Seine schwarzen Augenbrauen zogen sich drohend zusammen.
»In unserer Obhut befindet sich ein Mann von subnormaler Intelligenz, der von sich behauptet, Weltraumanalytiker zu sein. Ich lasse ihn hereinbringen!«
Nie, nie in ihrem Leben hätte Valona March gedacht, daß das Unmögliche so rasch Wirklichkeit werden könnte. Seit mehr als einem Tag, seit der Landung auf dem Planeten Sark, kam sie aus dem Staunen nicht mehr heraus. Sogar die Gefängniszellen, in die man Rik und sie – jeden für sich –
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