Foundation 08: Foundation
stark ist die Foundation militärisch?«
»Ich habe keine Ahnung.«
»Dann erklären Sie mir die Sache in Ihren eigenen Worten. Warum denken Sie, das Reich könne diesen kleinen Feind nicht bezwingen?«
Der Siwenner setzte sich wieder und drehte das Gesicht vor Rioses starrem Blick zur Seite. Er sprach mit schwerer Betonung. »Weil ich an die Prinzipien der Psychohistorie Klaube. Es ist eine merkwürdige Wissenschaft. Die mathematische Reife erreichte sie mit einem einzigen Mann, mit Hari Seldon, und sie starb mit ihm, denn seitdem ist niemand fähig gewesen, mit derartig komplizierten Funktionen umzugehen. Aber in dieser kurzen Zeit hat sie sich als das wirksamste Instrument erwiesen, das je für das Studium der Menschheit erfunden worden ist. Ohne zu behaupten, die Handlungen einzelner Menschen voraussagen zu können, formulierte Seldon bestimmte Gesetze, die mathematisch analysiert und extrapoliert werden können, um die Handlungen von Menschenmassen zu bestimmen und vorauszusagen.«
»Deshalb…«
»Diese Psychohistorie wandten Seldon und seine Gruppe von Mitarbeitern in ihrer ganzen Leistungsfähigkeit auf die Gründung der Foundation an. Ort, Zeit und Bedingungen wirken mathematisch und deshalb unausweichlich dahingehend zusammen, daß sich ein universelles Imperium bildet.«
Rioses Stimme zitterte vor Entrüstung. »Sie meinen, seinen Vorhersagen entsprechend muß ich die Foundation angreifen und die und die Schlacht aus dem und dem Grund verlieren? Damit stellen Sie mich als einen dummen Roboter hin, der einem vorgezeichneten Weg in die Zerstörung folgt.«
»Nein«, erwiderte der alte Patrizier scharf. »Ich habe bereits gesagt, daß diese Wissenschaft sich nicht mit individuellen Handlungen befaßte. Es ist der größere Zusammenhang, der vorhergesagt wurde.«
»Dann stehen wir in der uns fest umfassenden Hand der Göttin ›Historischer Zwang‹.«
»Psycho historischer Zwang«, berichtigte Barr leise.
»Und wenn ich mein Recht des freien Willens ausübe? Wenn ich mich entscheide, nächstes Jahr anzugreifen oder überhaupt nicht anzugreifen? Wie flexibel ist die Göttin? Wie einfallsreich?«
Barr zuckte die Achseln. »Greifen Sie jetzt oder nie an, mit einem einzelnen Schiff oder der ganzen Flotte des Imperiums, mit militärischer Gewalt oder mit wirtschaftlichem Druck, mit einer ehrlichen Kriegserklärung oder mit einem heimtückischen Überfall. Tun Sie, was immer Sie in Ausübung Ihres freien Willens zu tun wünschen. Sie werden trotzdem verlieren.«
»Weil die Prophezeiung sozusagen unveräußerlich, also ein ›Besitz der Toten Hand‹ Hari Seldons ist?«
»Sie ist ein Besitz der Toten Hand, aber der Mathematik des menschlichen Verhaltens, und sie kann weder aufgehalten, noch abgelenkt, noch verzögert werden.«
Die beiden Männer sahen sich starr an, bis der General zurücktrat.
Er erklärte einfach: »Ich nehme diese Herausforderung an. Hier steht eine tote Hand gegen einen lebenden Willen.«
4
DER KAISER
Cleon II. -… allgemein ›der Große‹ genannt. Als letzter starker Kaiser des Ersten Imperiums hatte er Bedeutung für die politische und künstlerische Renaissance, die während seiner langen Regierungszeit stattfand. Wegen seiner Verbindung mit Bel Riose ist er jedoch hauptsächlich als Romanfigur bekannt, und für den einfachen Mann ist er einfach ›Rioses Kaiser‹. Man darf nicht zulassen, daß die Ereignisse seines letzten Jahres wichtiger genommen werden als vierzig Jahre der…
ENCYCLOPAEDIA GALACTICA
Cleon II. war Herr des Universums. Cleon II. litt außerdem an einer schmerzhaften und nicht zu diagnostizierenden Krankheit. Durch die seltsamen Verwicklungen der menschlichen Angelegenheiten schließen sich die beiden Feststellungen nicht gegenseitig aus und sind nicht einmal teilweise unvereinbar. Es hat in der Geschichte eine ermüdend große Zahl von Präzedenzfällen gegeben.
Aber Cleon II. interessierten solche Präzedenzfälle nicht. Das Grübeln über einer langen Liste ähnlicher Fälle würde seine eigenen Leiden nicht um den Wert eines Elektrons mildern. Ein bißchen tröstete ihn der Gedanke, daß er, dessen Urgroßvater der Piratenherrscher eines Staubkorn-Planeten gewesen war, als Nachfolger einer Reihe von galaktischen Kaisern, die sich bis in die dämmerige Vergangenheit zurückverfolgen ließ, in dem Lustpalast Ammenetiks des Großen schlief. Keine Quelle des Trostes war es augenblicklich für ihn, daß das Reich durch die Anstrengungen seines
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