Foundation 08: Foundation
Ich will Ihnen von dem Zeitgewölbe erzählen. Hari Seldon richtete es hier gleich zu Anfang ein, um uns über die schwierigen Stellen hinwegzuhelfen. Er hat für jede einzelne Krise ein Simulacrum seiner Person vorbereitet, das uns helfen – und uns Erklärungen geben soll. Bisher hat es vier Krisen gegeben und vier Erscheinungen. Das erstemal erschien Seldon auf dem Höhepunkt der ersten Krise. Das zweitemal erschien er einen Augenblick nach der erfolgreichen Bewältigung der zweiten Krise. Beide Male waren unsere Vorfahren anwesend und hörten ihm zu. Bei der dritten und vierten Krise wurde er ignoriert – wahrscheinlich, weil er nicht gebraucht wurde, aber neuere Forschungen – sie sind in den Ihnen vorliegenden Berichten nicht erwähnt – haben ergeben, daß er trotzdem erschienen ist, und zwar zum jeweils richtigen Zeitpunkt. Kapiert?«
Er wartete nicht auf eine Antwort. Er entledigte sich seiner Zigarre, einer feuchten ausgefransten Ruine, faßte nach einer neuen und zündete sie an. Heftig ausgepaffte Rauchwölkchen erhoben sich.
»Offiziell«, sagte er, »versuche ich, die Wissenschaft der Psychohistorie zu rekonstruieren. Das kann ein einzelner nicht schaffen, und es kann auch nicht in einem einzigen Jahrhundert geschehen. Ich habe jedoch Fortschritte in den einfacheren Teilbereichen gemacht, und das habe ich als Vorwand dazu benutzt, mich mit dem Zeitgewölbe zu befassen. So ist es mir gelungen, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit das genaue Datum von Hari Seldons nächstem Erscheinen zu bestimmen. Ich kann Ihnen demzufolge sagen, wann die kommende Seldon-Krise, die fünfte, ihren Höhepunkt erreichen wird.«
»Wie lange ist es bis dahin?« fragte Indbur gepreßt.
Und Mis ließ seine Bombe mit fröhlicher Unbekümmertheit hochgehen. »Vier Monate! Vier unsägliche Monate weniger zwei Tage.«
»Vier Monate!« rief Indbur mit uncharakteristischer Heftigkeit aus. »Unmöglich! Wissen Sie, was das bedeutet?
Wenn eine Krise in vier Monaten ihren Höhepunkt erreichen soll, müßte sie sich seit Jahren vorbereitet haben.«
»Und warum soll sie das nicht getan haben? Verlangt irgendein Naturgesetz, daß der Reifeprozeß in vollem Tageslicht stattfindet?«
»Aber es steht nichts an. Nichts hängt über uns.« Indbur war in seiner Angst kurz davor, die Hände zu ringen. Mit plötzlich ausbrechender Wildheit schrie er: »Wollen Sie gefälligst Ihren Hintern von meinem Schreibtisch heben, damit ich hier wieder Ordnung schaffen kann? Meinen Sie, daß ich so nachdenken kann?«
Der verblüffte Mis erhob sich schwerfällig und rückte zur Seite.
Mit fieberhaften Bewegungen legte Indbur verschiedene Gegenstände wieder an die ihnen zukommenden Plätze. Er sprach schnell. »Sie haben kein Recht, auf diese Weise herzukommen. Wenn Sie Ihre Theorie eingereicht hätten…«
»Es ist keine Theorie.«
»Ich sage, es ist eine Theorie. Wenn Sie sie zusammen mit Ihren Beweisen und Argumenten in vorschriftsmäßiger Form eingereicht hätten, wäre sie an das Amt für historische Wissenschaften gegangen. Dort hätte man sie entsprechend bearbeitet, man hätte mir die sich ergebenden Analysen vorgelegt, und dann wären selbstverständlich die geeigneten Maßnahmen ergriffen worden. So, wie Sie es angefangen haben, haben Sie mich nur verärgert. Ah, da ist es ja.«
Er hielt ein Blatt durchsichtigen, silbrigen Papiers in der Hand und wedelte es vor dem massigen Psychologen hin und her.
»Das ist eine kurze Zusammenfassung, die ich persönlich – jede Woche – über die anstehenden außenpolitischen Fragen erstelle. Hören Sie zu: Wir haben die Verhandlungen über einen Handelsvertrag mit Mores abgeschlossen, die Verhandlungen über einen ebensolchen mit Lyonesse fortgesetzt, eine Abordnung zu irgendeiner Feierlichkeit nach Bonde geschickt, eine Beschwerde von Kalgan erhalten und versprochen, die Sache nachzuprüfen, Protest gegen gewisse scharfe Handelspraktiken auf Asperta erhoben, worauf die Asperter versprochen haben, die Sache nachzuprüfen – und so weiter und so weiter.« Der Blick des Bürgermeisters wanderte die Liste codierter Notizen hinunter. Dann legte er das Blatt sorgfältig an der richtigen Stelle in dem richtigen Ordner in dem richtigen Fach ab.
»Ich sage Ihnen, Mis, es gibt nichts, was nicht Ordnung und Frieden verkündet…«
Die Tür im Hintergrund öffnete sich, und durch einen Zufall von so dramatischer Wirkung, daß er nichts anderes als das reale Leben sein konnte, trat ein Mann
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