Foundation 08: Foundation
nur werden Sie es aus
Ihren Gedanken los – und wenn Sie ganz damit fertig und wieder
Sie selbst sind, lassen Sie uns von neuem über das Problem
diskutieren, das heute noch ganz dasselbe ist wie vor zehn Monaten,
als Sie hier saßen und ständig über die Schulter
spähten, weil Sie Angst hatten, Sie wußten nicht einmal,
vor was. Glauben Sie wirklich, die mentalen Hexenmeister der Zweiten
Foundation seien weniger zu fürchten, weil Sie einen
törichten Raumschiff-Schleuderer besiegt haben?«
Mit rotem Gesicht und nach Atem ringend hielt er inne.
Munn fragte ruhig: »Wollen Sie jetzt mich reden
lassen, Anthor? Oder möchten Sie lieber in Ihrer Rolle als Reden
schwingender Verschwörer fortfahren?«
»Sprechen Sie, Homir«, fiel Darell ein. »Aber wir
alle wollen uns vor übermäßiger Originalität des
Ausdrucks hüten. Da, wo es hingehört, ist so etwas eine
gute Sache, aber im Augenblick langweilt es mich.«
Homir Munn lehnte sich auf seinem Sessel zurück und
füllte sein Glas sorgfältig aus der neben ihm stehenden
Karaffe.
»Ich wurde nach Kalgan geschickt«, sagte er, »um
soviel wie möglich aus den Aufzeichnungen, die im Palast des
Maultiers liegen, herauszufinden. Damit verbrachte ich mehrere
Monate. Für diese Arbeit verlange ich keine Anerkennung. Wie ich
schon sagte, verdanke ich Arcadias genialem Eingreifen die Erlaubnis,
den Palast zu betreten. Doch immerhin bleibt die Tatsache, daß
ich meinem ursprünglichen Wissen über das Leben und die
Zeit des Maultiers, das, wie ich gestehe, nicht gering war, die
Früchte fleißiger Arbeit hinzugefügt habe, gesammelt
inmitten von Beweisen aus erster Hand, die niemandem sonst
zugänglich waren.
Ich bin daher in der einzigartigen Lage, ein zuverlässiges
Urteil über die Gefahr abzugeben, die die Zweite Foundation
darstellt, ein sehr viel zuverlässigeres als das unseres
erregbaren Freundes hier.«
»Und«, knirschte Anthor, »wie lautet Ihr Urteil
über diese Gefahr?«
»Sie ist gleich Null.«
Nach einer kurzen Pause fragte Elvett Semic mit dem Ausdruck
ungläubigen Staunens: »Sie meinen, es besteht gar keine
Gefahr?«
»So ist es. Freunde, es gibt keine Zweite
Foundation!«
Anthors Augenlider senkten sich langsam. Mit bleichem,
ausdruckslosem Gesicht saß er da.
Munn, der jetzt alle Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte und das
herrlich fand, fuhr fort: »Und was noch mehr ist, es hat nie
eine gegeben.«
»Woraus ziehen Sie diesen überraschenden
Schluß?« fragte Darell.
»Ich bestreite, daß er überraschend ist«,
antwortete Munn. »Sie alle kennen die Geschichte von der Suche
des Maultiers nach der Zweiten Foundation. Aber was wissen Sie von
der Intensität dieser Suche – von der Besessenheit, mit der
sie erfolgte! Er hatte ungeheuerliche Hilfsmittel zur Verfügung,
und er schonte sie nicht. Er war besessen – und doch versagte
er. Es wurde keine Zweite Foundation gefunden.«
»Man konnte kaum erwarten, daß sie gefunden
wurde«, gab Turbor zu bedenken. »Sie besaß Mittel,
sich gegen forschende Gehirne zu schützen.«
»Auch dann, wenn das forschende Gehirn die
Mutanten-Mentalität des Maultiers hatte? Das glaube ich nicht.
Aber hören Sie, Sie werden von mir nicht verlangen, daß
ich den Inhalt von fünfzig Bänden mit Berichten in
fünf Minuten wiedergebe. Alle Unterlagen werden nach den
Bedingungen des Friedensvertrages in das Seldon-Museum für
Geschichte kommen, und es steht Ihnen dann frei, eine Analyse mit
ebensoviel Muße vorzunehmen, wie ich sie hatte. Sie werden
jedoch finden, daß das Maultier die von mir bereits
erwähnte Schlußfolgerung klar und deutlich niedergelegt
hat. Es gibt keine Zweite Foundation, und es hat nie eine
gegeben.«
Semic warf ein: »Was hat das Maultier dann
aufgehalten?«
»Große Galaxis, was glauben Sie denn? Der Tod
natürlich, der uns alle einmal aufhalten wird! Der
größte Aberglaube des Zeitalters ist, das Maultier sei in
seinem unaufhaltsamen Eroberungszug von irgendwelchen
mysteriösen Wesenheiten gestoppt wurden, die sogar ihm
überlegen waren. Das kommt dabei heraus, wenn man alles aus dem
falschen Gesichtswinkel betrachtet.
Es ist doch in der Galaxis allgemein bekannt, daß das
Maultier eine Mißgeburt war, physisch ebenso wie psychisch. Er
starb in den Dreißigern, weil sein schlecht angepaßter
Körper die quietschende Maschinerie nicht länger antreiben
konnte. Schon mehrere Jahre vor seinem Tod war er ein Invalide. Bei
bester Gesundheit ging es ihm nicht besser als einem
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