Foundation 08: Foundation
normalen
Menschen in einem Schwächezustand. Nun gut. Er eroberte die
Galaxis, und im natürlichen Verlauf der Dinge mußte er
sterben. Es ist ein Wunder, daß er so lange durchgehalten und
so viel erreicht hat. Freunde, das ist alles genau beschrieben. Sie
brauchen nur Geduld zu haben. Sie brauchen die Tatsachen nur aus
einem neuen Gesichtswinkel zu betrachten.«
Darell bemerkte nachdenklich: »Gut, lassen Sie uns das
versuchen, Munn. Es wäre ein interessantes Experiment, und falls
sonst nichts dabei herauskommt, wird es uns helfen, unsere Gedanken
zu schmieren. Was ist mit den Leuten, deren Gehirn manipuliert wurde
und deren Enzephalogramme uns Anthor vor fast einem Jahr mitbrachte?
Helfen Sie uns, sie aus dem richtigen Gesichtswinkel zu
sehen.«
»Das ist einfach. Wie alt ist die Wissenschaft von der
enzephalographischen Analyse? Oder, anders ausgedrückt, wie weit
fortgeschritten ist das Studium der Nervenbahnen?«
»Auf diesem Gebiet stehen wir noch am Anfang. Soviel will ich
Ihnen zugestehen«, sagte Darell.
»Richtig. Wie weit können wir uns dann auf die
Interpretation dessen verlassen, was Anthor und Sie selbst das
Manipulier-Plateau genannt haben? Sie haben Ihre Theorien, aber wie
sicher können Sie sein? Sicher genug, um daraus zu
schließen, daß eine bestimmte Macht existiert,
während alle anderen Hinweise in diesem Zusammenhang negativ
sind? Es ist immer einfach, das Unbekannte zu erklären, indem
man das Walten einer übermenschlichen und eigenmächtigen
Kraft postuliert.
Das ist ein sehr menschliches Phänomen. In der galaktischen
Geschichte ist es immer wieder vorgekommen, daß isolierte
Planetensysteme auf das Niveau von Wilden zurückgefallen sind,
und was haben wir dort gelernt? In jedem einzelnen Fall haben solche
Wilden die Eigenschaften ihnen unverständlicher Naturgewalten
– Stürme, Seuchen, Dürreperioden – intelligenten
Wesen zugeschrieben, die mächtiger als die Menschen seien.
Ich glaube, das nennt man Anthropomorphismus, und in dieser
Beziehung sind wir Wilde und genießen das auch noch. Da wir in
der Wissenschaft vom menschlichen Geist Anfänger sind, schreiben
wir alles, was wir nicht wissen, Übermenschen zu – in
diesem Fall aufgrund des Hinweises, den uns Seldon zugeworfen hat,
den Übermenschen von der Zweiten Foundation.«
»Oh«, unterbrach Anthor ihn, »an Seldon erinnern
Sie sich also noch! Ich dachte, Sie hätten ihn vergessen. Seldon
hat gesagt, es gebe eine Zweite Foundation. Wie wollen Sie das
wegerklären?«
»Kennen Sie vielleicht alle Absichten Seldons? Wissen Sie,
welche Notwendigkeiten in seine Berechnungen einbezogen wurden? Die
Zweite Foundation mag ein sehr notwendiger Popanz gewesen sein, bei
dem er ein ganz bestimmtes Ziel im Auge hatte. Wie haben wir zum
Beispiel Kalgan geschlagen? Wie haben Sie das in Ihrer letzten
Artikelserie formuliert, Turbor?«
Turbor rückte seinen massigen Körper zurecht. »Ja,
ich sehe, worauf Sie hinauswollen. Ich war gegen Kriegsende auf
Kalgan, Darell, und die Moral auf diesem Planeten war ganz
offensichtlich unglaublich schlecht. Ich habe mir die
Nachrichtensendungen angesehen, und… nun, die Kalganer
erwarteten, geschlagen zu werden. Der Gedanke, daß
schließlich die Zweite Foundation eingreifen würde –
natürlich auf der Seite der Ersten – entmannte sie
förmlich.«
»Genau so war es«, bestätigte Munn mit einem
Nicken. »Ich war während des ganzen Krieges dort. Ich sagte
Stettin, es gebe keine Zweite Foundation, und er glaubte mir. Er
selbst fühlte sich sicher. Aber es gab keine Möglichkeit,
das Volk von heute auf morgen von dem abzubringen, was es sein ganzes
Leben lang geglaubt hatte, so daß der Mythos seinen Zweck in
Seldons kosmischem Schachspiel bestens erfüllte.«
Plötzlich öffnete Anthor die Augen wieder und richtete
sie hämisch auf Munns Gesicht. »Und ich sage: Sie
lügen.«
Homir wurde blaß. »Eine Anschuldigung dieser Art
brauche ich wohl nicht hinzunehmen, ganz zu schweigen davon,
daß ich nicht darauf zu antworten brauche.«
»Ich sage es ohne jede Absicht einer persönlichen
Beleidigung. Sie können nicht umhin zu lügen, Sie sind sich
nicht bewußt, daß Sie es tun. Aber Sie tun es
trotzdem.«
Semic legte dem jungen Mann die welke Hand auf den Ärmel.
»Holen Sie erst mal Atem, mein Junge.«
Anthor schüttelte ihn unsanft ab. »Meine Geduld mit
Ihnen allen ist zu Ende. Ich habe diesen Mann in meinem Leben nicht
öfter als ein halbes Dutzendmal gesehen, und doch stelle ich
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