Foundation 08: Foundation
der Premierminister, war ihm keine Hilfe. Er stand da,
ruhig und unanständig alt, und seine dünnen, nervösen
Finger strichen wie immer über die Falte, die sich von der Nase
zum Kinn zog.
»Nun sagen Sie schon irgend etwas Gescheites!«
brüllte Stettin ihn an. »Wir sind geschlagen, begreifen Sie
das nicht? Geschlagen! Und warum? Ich weiß nicht, warum.
Jetzt haben Sie es gehört. Ich weiß nicht, warum. Wissen Sie es?«
»Ich denke schon«, antwortete Meirus gelassen.
»Verrat!« Stettin sprach das Wort leise aus, und andere
ebenso leise Worte folgten. »Sie haben gewußt, daß
Verrat im Gange war, und Sie haben geschwiegen! Sie haben es mir
verheimlicht! Sie haben dem Trottel gedient, den ich vom Stuhl des
Ersten Bürgers gestoßen habe, und Sie glauben, Sie
könnten jeder stinkenden Ratte dienen, die mich ersetzen wird.
Wenn das stimmt, werde ich Ihnen dafür die Eingeweide
herausreißen und vor Ihren Augen verbrennen.«
Meirus ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Ich habe
versucht, Ihnen meine Zweifel darzulegen – nicht nur einmal,
sondern viele Male. Ich habe es Ihnen in die Ohren gebrüllt, und
Sie haben die Ratschläge anderer vorgezogen, weil sie besser
geeignet waren, Ihr Ego aufzublähen. Es ist nicht das
eingetreten, was ich befürchtet hatte, sondern Schlimmeres. Wenn
Sie mir jetzt immer noch nicht zuhören wollen, sagen Sie es,
Sir! Dann gehe ich, und wenn die Zeit gekommen ist, werde ich mich an
Ihren Nachfolger wenden, dessen erste Handlung zweifellos die
Unterzeichnung eines Friedensvertrages sein wird.«
Stettin starrte ihn mit roten Augen an. Seine gewaltigen
Fäuste ballten und öffneten sich. »Sprechen Sie, Sie
grauer Schleimer. Sprechen Sie!«
»Sir, ich habe Ihnen oft gesagt, daß Sie nicht das
Maultier sind. Sie mögen Schiffe und Waffen kontrollieren, aber
die Gehirne Ihrer Untertanen können Sie nicht kontrollieren.
Sind Sie sich bewußt, Sir, wer der Feind ist, gegen den Sie
kämpfen? Sie kämpfen gegen die Foundation, die noch nie
geschlagen worden ist – die Foundation, die von dem Seldon-Plan
geschützt wird – die Foundation, die dazu bestimmt ist, ein
neues Imperium zu bilden.«
»Es gibt keinen Plan. Jetzt nicht mehr. Munn hat es
gesagt.«
»Dann irrt Munn sich, Sir. Und selbst wenn er recht
hätte – was dann? Sie und ich, Sir, wir sind nicht das
Volk. Der Glaube an den Seldon-Plan ist bei den Männern und
Frauen auf Kalgan und den von Kalgan unterworfenen Welten tief
verwurzelt, und ebenso bei sämtlichen Bewohnern dieser Region
der Galaxis. Nahezu vierhundert Jahre Geschichte lehren die Tatsache,
daß die Foundation nicht geschlagen werden kann. Weder den
Königreichen noch den Kriegsherren noch dem alten galaktischen
Imperium selbst ist es gelungen.«
»Dem Maultier doch.«
»Genau, aber er entzog sich den Hochrechnungen -Sie tun es
nicht. Noch schlimmer, die Leute wissen, daß Sie es nicht tun.
Deshalb ziehen Ihre Schiffe mit der Angst in die Schlacht, auf eine
unbekannte Weise geschlagen zu werden. Das immaterielle Gewebe des
Plans hängt über ihnen, so daß sie vorsichtig sind
und sich umsehen, ehe sie angreifen, und sich ein bißchen zu
viele Fragen stellen. Dasselbe Gewebe erfüllt auf der anderen
Seite den Feind mit Zuversicht, entfernt die Furcht, hält die
Kampfmoral aufrecht, obwohl es zu Beginn des Krieges Niederlagen
gegeben hat. Warum nicht? Die Foundation ist immer anfangs geschlagen
worden und hat am Ende gesiegt.
Und Ihre eigene Moral, Sir? Überall stehen Sie auf
feindlichem Territorium. Noch hat es keine Invasion in Ihre
Herrschaftsgebiete gegeben, noch besteht keine Gefahr einer Invasion
– und doch sind Sie bereits besiegt. Sie glauben nicht einmal an
die Möglichkeit eines Sieges, weil Sie wissen, es gibt
keine!
Beugen Sie sich deshalb, sonst werden Sie in die Knie gezwungen
werden! Beugen Sie sich freiwillig, und vielleicht retten Sie noch
einen Rest! Sie haben sich auf Metall und Energie verlassen, und die
haben Sie unterstützt – so weit sie konnten. Sie haben
Geist und Moral ignoriert, und die haben Sie zu Fall gebracht.
Hören Sie jetzt auf meinen Rat! Sie haben Homir Munn von der
Foundation in Ihrer Gewalt. Geben Sie ihn frei! Schicken Sie ihn mit
Ihrem Friedensangebot nach Terminus zurück!«
Stettin knirschte hinter blassen, zusammengepreßten Lippen
mit den Zähnen. Aber welche Wahl hatte er?
Am ersten Tag des neuen Jahres verließ Homir Munn den
Planeten Kalgan wieder. Mehr als sechs Monate waren vergangen, seit
er
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