Foundation 09: Die Suche nach der Erde
über die
allgemeine Haltung Klarheit zu erzielen, jeder Sprecher fühlte
die Stimmungslage der anderen, und plötzlich erkannte Gendibal
entsetzt, daß noch im Moment seines Sieges – gleichzeitig
der Niederlage der Delarmi – diese furchterregende Frau es
schaffte, ihn in eine unabwendbare Art von Exil zu schicken, an eine
Aufgabe, die ihn für unabsehbare Zeit beschäftigen mochte,
während sie mit ihrer Vorherrschaft an der Tafel der Sprecher
zurückblieb und die Zweite Foundation, damit auch die Galaxis
– alles zugleich – ihrem Verhängnis entgegenging.
Und falls es Gendibal in seiner Quasi-Verbannung gelang, die
gewünschten Informationen zu beschaffen, die es der Zweiten
Foundation ermöglichen konnten, die bedrohliche Krise
abzuwenden, dann würde niemand anderes als die Delarmi es sein,
die sich das als Verdienst anrechnen durfte, weil sie seine
Beauftragung arrangiert hatte, und sein Erfolg wäre ein
wesentlicher Baustein ihrer Macht. Je schneller Gendibal
Erfolg hatte, je gründlicher sein Erfolg ausfiel, um so sicherer
mußte er ihre Macht untermauern.
Sie hatte einen glanzvollen Schachzug getan, ihre Schlappe in ein
bedeutendes Plus verwandelt.
Sie dominierte selbst in diesem Moment die Versammlung an der
Tafel mit so krasser Deutlichkeit, daß sie die Funktion des
Ersten Sprechers praktisch usurpierte. Der Zorn, den der Erste
Sprecher darüber empfand, überlagerte Gendibals
diesbezügliche Überlegungen, kaum daß er daran zu
denken begann.
Gendibal wandte sich dem Ersten Sprecher zu. Shandess gab sich
keine Mühe, seinen Zorn zu mäßigen, und es war klar,
daß unmittelbar nach den überwundenen Schwierigkeiten eine
neue innere Krisensituation bevorstand.
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Quindor Shandess, fünfundzwanzigster Erster Sprecher, gab
sich in bezug auf seine Person keinen übertriebenen Illusionen
hin.
Er wußte, daß er nicht zu den wenigen dynamischen
Ersten Sprechern zählte, die mit dem Licht ihrer
Außergewöhnlichkeit die fünfhundertjährige
Geschichte der Ersten Foundation erleuchteten – aber
andererseits mußte das auch nicht sein. Er war in einer Periode
bemerkenswerter galaktischer Prosperität Vorsitzender an der
Tafel der Sprecher, und die Zeit eignete sich nicht für
dynamisches Tun. Allem Anschein nach war dies eine Zeitspanne
bloßen Beharrens, in der er den richtigen Mann für den
Posten abgab. Aufgrund solcher Erwägungen hatte sein
Vorgänger ihn zum Nachfolger bestimmt.
»Sie sind kein Abenteurer, sondern ein wahrer
Gelehrter«, hatte der vierundzwanzigste Erste Sprecher zu ihm
gesagt. »Sie werden für die Bewahrung des Seldon-Plans
sorgen, während ein Abenteurer alles verderben könnte.
Bewahrung! Lassen Sie das ein entscheidendes Wort an Ihrer Tafel
sein.«
Er hatte es versucht, aber in mancher Beziehung hatte das eine
passive Amtsausübung bedeutet, die man gelegentlich als
Schwäche auslegte. Vor einiger Zeit waren Gerüchte
umgelaufen, die besagten, er wolle zurücktreten, und man hatte
offen intrigiert, um die Nachfolge zur einen oder anderen Seite hin
festzulegen.
Shandess besaß keinen Zweifel daran, daß die Delarmi
in diesem Gerangel eine führende Stellung einnahm. Sie war an
der Tafel die stärkste Persönlichkeit, und selbst der junge
Gendibal – trotz aller jugendlichen Heftigkeit und Torheit
– schrak vor ihr zurück, auch in diesem Moment wieder.
Doch wenn er auch passiv war, vielleicht sogar schwach, es gab,
bei Seldon, ein Privileg, auf das noch kein Erster Sprecher nur im
geringsten verzichtet hatte, und auch er hatte nicht die Absicht.
Er stand auf, um zu sprechen, und sofort entstand rings um die
Tafel Ruhe. Wenn der Erste Sprecher aufstand, um zu reden, gab es
keine Unterbrechungen. Nicht einmal die Delarmi oder Gendibal
würden sich so etwas herausnehmen.
»Sprecher und Sprecherinnen!« begann er. »Ich bin
mit allen hier der Meinung, daß wir uns einer ernsten Krise
gegenübersehen und nachdrückliche Maßnahmen ergreifen
müssen. Ich bin’s, der gehen und sich dem Feind stellen
müßte. Sprecherin Delarmi hat mich jedoch – mit allem
Feingefühl, durch das ihr Charakter sich auszeichnet –
durch die Feststellung, ich werde hier benötigt, von dieser
Aufgabe entbunden. Die Wahrheit aber lautet, daß ich weder hier
noch sonst irgendwo gebraucht werde. Ich werde alt und immer
müder. Seit langem wird erwartet, daß ich meine Position
abgebe, und vielleicht ist es nun endlich höchste Zeit. Sobald
diese Krise erfolgreich gemeistert worden
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