Foundation 09: Die Suche nach der Erde
Einschätzung.
Er war kleiner und leichtgewichtiger als Trevize und nur zwei
Jahre älter. Beide waren erst seit kurzem Mitglieder des
Verwaltungsrates, beide jung und forsch, und das mußten die
einzigen Gemeinsamkeiten sein, die sie miteinander verbunden hatten,
denn in jeder anderen Hinsicht waren sie vollkommen verschieden.
Wogegen Trevize heftige Eindringlichkeit zu verbreiten pflegte,
merkte man Compor nichts anderes an als nahezu heiter-gelassenes
Selbstvertrauen. Das lag vielleicht an seinem blonden Haar und den
blauen Augen, was unter den Bürgern der Foundation sehr selten
anzutreffen war. Sie verliehen ihm eine fast feminine Zierlichkeit,
die ihn (vermutete die Branno) für Frauen weniger attraktiv
machte als Trevize. Allerdings bildete er sich unverkennbar etwas auf
sein Aussehen ein, trug das Haar ziemlich lang und sorgfältig
gewellt. Unter den Brauen wies er hellblauen Lidschatten auf, um
seine natürliche Augenfarbe zu betonen (Lidschatten in den
verschiedensten Farbtönen waren im Laufe der letzten zehn Jahre
unter Männern beliebt geworden).
Er war kein Weiberheld. Er lebte eher geruhsam mit einer Frau
zusammen, hatte den Behörden jedoch noch keine Zeugungsabsichten
angemeldet, und von einer Partnerin nebenher wußte man nichts.
Auch das unterschied ihn von Trevize, der seine Frauenbekanntschaften
so häufig wechselte wie die grellfarbenen Gürtel, für
die er bekannt war.
Es gab wenig, was Kodells Sicherheitsbüro über die
beiden jungen Ratsherren nicht in Erfahrung gebracht hatte; Kodell
selbst saß nun still in einer Ecke der Räumlichkeit und
zeigte sein übliches, gutmütiges Lächeln.
*
»Ratsherr Compor«, sagte die Branno, »Sie haben der
Foundation einen wertvollen Dienst erwiesen, doch zu Ihrem Nachteil
ist er nicht von der Art, die man öffentlich loben oder auf
herkömmliche Art und Weise belohnen kann.«
Compor lächelte. Er hatte weiße und
gleichmäßige Zähne, und flüchtig stellte sich
die Branno die müßige Frage, ob alle Bewohner des
Sirius-Sektors so aussahen. Compors Behauptung, aus dieser
besonderen, ziemlich peripheren Region zu stammen, ging zurück
auf seine Großmutter mütterlicherseits, die auch blond und
blauäugig gewesen war und darauf beharrt hatte, ihre Mutter habe aus dem Sirius-Sektor gestammt. Kodell zufolge aber
existierten dafür keine sicheren Beweise.
So seien Frauen nun einmal, hatte Kodell bemerkt, es sei sehr gut
möglich, daß sie sich bloß eine ferne, exotische
Herkunft angedichtet habe, um ihre ohnehin beträchtliche
Anziehungskraft und Ausstrahlung noch zu verstärken.
»Sind Frauen so?« hatte die Branno humorlos gefragt, und
Kodell hatte gelächelt und gedämpft eingeschränkt, er
meine natürlich nur gewöhnliche Frauen.
»Es ist nicht erforderlich, daß die Bevölkerung
der Föderation von diesem Dienst weiß«, sagte Compor.
»Es genügt, wenn Sie davon wissen.«
»Ich weiß davon und werde ihn nicht vergessen.
Gleichfalls will ich Sie aber nicht darüber im unklaren lassen,
daß Ihre Pflicht damit noch nicht getan ist. Sie haben sich auf
einen heiklen Kurs eingelassen und müssen nun weitermachen. Wir
wollen mehr über Trevize erfahren.«
»Ich habe Ihnen alles mitgeteilt, was ich über ihn
weiß.«
»Kann sein, Sie möchten gern, daß ich das glaube.
Vielleicht glauben Sie’s sogar selber. Aber beantworten Sie erst
einmal meine Fragen. Kennen Sie einen Mann namens Janov
Pelorat?«
Flüchtig runzelte Compor die Stirn; sie glättete sich
fast sofort wieder.
»Mag sein, daß ich ihn erkenne, wenn ich ihn
sehe«, antwortete er vorsichtig, »aber der Name allein
besagt mir nichts.«
»Er ist ein Gelehrter.«
Compor rundete den Mund zu einem geringschätzigen, aber
lautlosen Oh?, als ob es ihn überrasche, daß die
Bürgermeisterin annahm, er kenne irgendwelche Gelehrten.
»Pelorat ist eine interessante Person, die aus gewissen
Gründen wild darauf ist, Trantor einen Besuch abzustatten«,
sagte die Branno. »Ratsherr Trevize wird ihn begleiten. Da Sie
mit Trevize gut befreundet waren und daher vielleicht die Art kennen,
wie er denkt, sagen Sie mir folgendes – wird sich Trevize mit
Trantor als Ziel abfinden?«
»Wenn Sie Trevize ins Raumschiff bringen und es nach Trantor
steuern lassen«, sagte Compor, »was bleibt ihm anderes
übrig? Sie befürchten doch wohl nicht, er könne
meutern und das Raumschiff übernehmen?«
»Sie mißverstehen mich. Er und Pelorat werden allein im
Schiff sein, und er wird an den Kontrollen
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