Foundation 09: Die Suche nach der Erde
Pelorats ruhige Miene und seine maßvolle
Stimme strahlten nun eine gewisse Lebhaftigkeit aus, ohne daß
Gesichtsausdruck und Tonfall sich verändert hätten.
»Ich weiß nicht, ob Sie schon vollständig eingeweiht
worden sind.«
Trevize verengte die Lider. »Eine außerordentliche
Forschungsreise?«
»Ja, wahrhaftig. Unter den Dutzenden Millionen bewohnter
Welten in der Galaxis ist eine Perle von größter
Kostbarkeit verborgen, und es gibt nur ein paar ganz schwache
Hinweise, die uns womöglich zu ihr führen könnten.
Trotzdem, falls es uns gelingt, sie zu finden, werden wir an eine
unschätzbare Kostbarkeit gelangt sein. Wenn Sie und ich
diejenigen sind, die sie finden, Junge - Trevize, wollte ich sagen,
ich möchte mich nicht anbiedern –, dann wird man unsere
Namen in alle Ewigkeit nicht vergessen.«
»Diese Kostbarkeit, von der Sie da reden… diese so
kostbare Perle…«
»Hört sich an wie Arkady Darell – diese Autorin,
Sie kennen sie ja sicher –, wenn sie von der Zweiten Foundation
spricht, was? Kein Wunder, daß Sie so ein verdutztes Gesicht
machen.« Pelorat legte den Kopf zurück, als wolle er in
lautes Gelächter ausbrechen, aber er lächelte
bloß.
»Glauben Sie mir, es dreht sich um nichts, was so albern und
unwichtig wäre.«
»Wenn Sie nicht von der Zweiten Foundation reden,
Professor«, meinte Trevize, »wovon sprechen Sie
dann?«
Pelorat war plötzlich ernst, fast voller Bedauern. »Ach,
die Bürgermeisterin hat Ihnen also nichts erzählt?
Eigentlich ist es wirklich merkwürdig, wissen Sie.
Jahrzehntelang habe ich mich über die Regierung und ihre
Unfähigkeit geärgert, zu begreifen, was ich treibe, und nun
ist Bürgermeisterin Branno auf einmal so erstaunlich
großzügig.«
»Ja«, sagte Trevize, ohne sich eines gewissen Anklangs
von Ironie in seiner Stimme zu enthalten, »sie ist eine Frau von
staunenswert unauffälliger Menschenfreundlichkeit, aber Sie hat
mir nicht verraten, um was es bei dieser Angelegenheit eigentlich
geht.«
»Dann haben Sie keine Ahnung von meinen
Forschungen?«
»Nein, tut mir leid.«
»Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Ist schon recht.
Ich habe damit nicht gerade Aufsehen erregt. Also will ich’s
Ihnen sagen. Sie und ich werden losfliegen – und mit Erfolg,
denn ich weiß schon eine glänzende Möglichkeit
–, um die Erde zu suchen.«
»Die Erde?«
10
In der folgenden Nacht schlief Trevize schlecht. Immer wieder
durchmaß er die Grenzen des Gefängnisses, das die
Bürgermeisterin, diese gealterte Frau, rings um ihn erbaut
hatte. Doch nirgends fand er einen Ausweg.
Man trieb ihn ins Exil, und er vermochte dagegen nichts zu
unternehmen. Sie war mit kaltschnäuziger Unerbittlichkeit
aufgetreten, hatte sich sogar die Mühe gespart, die krasse
Verfassungswidrigkeit ihres Vorgehens zu kaschieren. Er hatte auf
seine Rechte als Ratsherr und Bürger der Föderation
vertraut, und sie hatte zu irgendwelchen Rechten nicht einmal
Lippenbekenntnisse abgelegt.
Und dann hatte dieser Pelorat, ein seltsamer Akademiker, der in
der Welt zu wohnen schien, ohne ein Teil von ihr zu sein, ihm
mitgeteilt, daß diese furchterregende Alte schon seit Wochen
entsprechende Vorbereitungen traf.
Er fühlte sich allmählich tatsächlich wie der
›Junge‹, zu dem sie ihn abzustempeln versucht hatte.
Er sollte gemeinsam mit einem Historiker ins Exil gehen, der ihn
fortwährend ›mein Bester‹ nannte und insgeheim
anscheinend außer sich vor Freude über diese Gelegenheit
war, eine galaktische Forschungsreise durchzuführen und…
›die Erde‹ zu suchen?
Bei der Großmutter des Fuchses, was war ›die
Erde‹?
Er hatte gefragt. Selbstverständlich. Sobald dieser Begriff
Erwähnung fand, hatte er sich nach der Bedeutung erkundigt.
»Entschuldigen Sie, Professor«, hatte er gesagt.
»Ich kenne mich in Ihrem Spezialgebiet nicht aus, deshalb hoffe
ich, es ist Ihnen nicht unangenehm, wenn ich Sie um eine
Erklärung in schlichten Worten bitte. Was ist ›die
Erde‹?«
Pelorat musterte ihn ernsthaft, und ziemlich langsam verstrichen
zwanzig Sekunden. »Das ist ein Planet«, antwortete er
schließlich. »Der Planet des Ursprungs. Die Welt, auf der
erstmals menschliche Wesen aufgetaucht sind, mein Bester.«
Trevize starrte ihn an. »Erstmals aufgetaucht?
Woher?«
»Von nirgendwo. Das ist der Planet, auf dem sich die
Menschheit in evolutionären Prozessen aus niedrigeren
Säugetieren entwickelt hat.«
Trevize dachte darüber nach, dann schüttelte er
Weitere Kostenlose Bücher