Foundation 09: Die Suche nach der Erde
den
Kopf. »Ich verstehe nicht, was Sie meinen.«
Pelorats Gesicht zeigte flüchtig Verärgerung. Er
räusperte sich. »Es gab mal eine Zeit«, sagte er,
»da lebten auf Terminus keine Menschen. Er ist durch Menschen
von anderen Welten besiedelt worden. Das wissen Sie doch wohl, denke
ich?«
»Ja, natürlich«, entgegnete Trevize ungeduldig. Die
Art, wie sein Gegenüber auf einmal den Schulmeister
herauskehrte, verdroß ihn.
»Schön. Das gleiche gilt für alle anderen bewohnten
Welten. Anacreon, Santanni, Kalgan, allesamt. Sie alle sind zu
irgendeinem Zeitpunkt in der Vergangenheit besiedelt worden. Menschen
sind von anderen Welten dorthin gezogen. Es gilt sogar für
Trantor. Er mag zwanzigtausend Jahre lang eine enorme Metropole
gewesen sein, aber davor war er’s nicht.«
»Na, und was war er davor?«
»Leer! Zumindest menschenleer.«
»Das ist schwer zu glauben.«
»Es ist wahr. Die alten Dokumente beweisen’s.«
»Woher kamen denn die Leute, die sich anfangs auf Trantor
niedergelassen haben?«
»Das weiß man nicht genau. Hunderte von Planeten
behaupten, bereits in den düstersten Fernen des grauen Altertums
bevölkert gewesen zu sein, und ihre Einwohner erzählen wild
ausgeschmückte Histörchen über die Art des ersten
Auftauchens von Menschen. Historiker jedoch scheren sich
größtenteils kaum um solchen Quatsch und befassen sich
statt dessen mit dem ›Problem des Ursprungs‹.«
»Was ist denn das? Davon habe ich auch noch nie
gehört.«
»Nicht? Für mich keineswegs eine Überraschung. Es
ist in der heutigen Zeit kein sonderlich populäres historisches
Problem, zugegeben, aber zur Zeit, als das Imperium auseinanderbrach,
fand es in Intellektuellenkreisen ein gewisses Interesse. Salvor
Hardin erwähnt es ganz kurz in seinen Memoiren. Es geht dabei um
die Frage nach Identität und Position des einen Planeten, auf
dem alles angefangen hat. Wenn wir zurück in die Vergangenheit
schauen, sehen wir die Menschheit ebenso auf in neuerer Zeit
besiedelten wie auch – und immer weniger, je weiter die
Rückblende zurückreicht – auf seit längerem,
langem und bereits seit sehr langem bewohnten Welten, bis zurück
in fernes Altertum, als alle Menschen auf nur einem Planeten lebten
– der Welt des Ursprungs.«
Trevize erkannte die offensichtliche Schwäche dieser
Darlegungen augenblicklich. »Kann man denn nicht mit gleichem
Recht eine große Anzahl von Ursprungswelten
voraussetzen?«
»Natürlich nicht. Alle Menschen in der gesamten
Milchstraße gehören einer einheitlichen Spezies an. Eine
einheitliche Spezies kann nicht auf mehr als einem Planeten
gleichzeitig entstehen. Völlig ausgeschlossen.«
»Woher wollen Sie das wissen?«
»Erstens…«, begann Pelorat, indem er den
Zeigefinger der linken an den Zeigefinger der rechten Hand legte, kam
jedoch allem Anschein nach unvermittelt zu der Ansicht, er müsse
sich in einer zweifellos langwierigen und komplizierten
Erläuterung ergehen. Er ließ beide Hände an seine
Seiten sinken. »Mein Bester«, sagte er mit
bedeutungsschwerer Ernsthaftigkeit, »ich gebe Ihnen darauf mein
Ehrenwort.«
Trevize vollführte eine förmliche Verbeugung: »Mir
fiele es nicht einmal im Traum ein, daran zu zweifeln, Professor
Pelorat«, versicherte er. »Lassen Sie’s uns also so
ausdrücken: Es gibt einen Planeten des Ursprungs, aber
könnten nicht Hunderte von Welten vorhanden sein, die diesen
Ruhm für sich beanspruchen?«
»Sie könnten nicht nur, sie sind vorhanden. Doch
sämtliche dieser Anmaßungen sind unbegründet. Keine
einzige dieser Welten, die so ehrgeizige Ansprüche erheben,
weist irgendeine Spur einer Zivilisation auf, die schon vor dem
Beginn der Hyperraumfahrt existiert haben kann, gar nicht zu reden
von irgendwelchen Hinweisen auf eine Entwicklung von Menschen aus
vormenschlichen Organismen.«
»Sie wollen also sagen, es gibt einen Planeten des
Ursprungs, aber aus irgendeinem Grund verzichtet er darauf, seinen
Anspruch offen zu erheben?«
»Nun haben Sie genau ins Schwarze getroffen.«
»Und Sie beabsichtigen ihn zu suchen?«
»Das werden wir. So lautet unser Auftrag.
Bürgermeisterin Branno hat alles in die Wege geleitet. Sie
werden unser Raumschiff nach Trantor bringen.«
»Nach Trantor? Aber er ist doch nicht der Planet des
Ursprungs. Das haben Sie doch gerade erst selber gesagt.«
»Freilich ist Trantor es nicht. Die Erde
ist’s.«
»Warum tragen Sie mir dann nicht auf, das Raumschiff zur Erde
zu fliegen?«
»Ich habe mich nicht deutlich
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