Foundation 09: Die Suche nach der Erde
unter
Ausschluß des Unvorhersehbaren, wie die meisten Seldonisten
trotz des einschneidenden Zwischenspiels mit dem Fuchs vergessen),
durfte die Foundation vielleicht ihre Hauptstadt auf Terminus
belassen, ganz unabhängig von den Umständen. Auf
›vielleicht‹ jedoch lag die Betonung. Seldon hatte die
Wahrscheinlichkeit, daß sie auf Terminus blieb, während
seines soeben beendeten Erscheinens als fünfhundert Jahre altes
Simulacrum gelassen mit 87,2% eingeschätzt.
Nichtsdestotrotz besagte das auch für Seldonisten, daß
mit einer Wahrscheinlichkeit von 12,8% eine Verlagerung an eine dem
Zentrum der Foundations-Föderation nähere Position
bevorstand, mit allen herben Konsequenzen, die Seldon für diesen
Fall aufgezeigt hatte. Daß diese mit 12,8% wahrscheinliche
Aussicht sich nicht bewahrheitete, war gewiß auf
Bürgermeisterin Branno zurückzuführen.
Es stand fest, daß sie so etwas ganz einfach nicht erlaubt
hätte. Selbst in Perioden beträchtlicher Unbeliebtheit
hatte sie an dem Beschluß festgehalten, daß Terminus der
traditionelle Sitz der Stiftung war und deshalb da bleiben
mußte. Ihre politischen Gegner hatten ihr ausgeprägtes
Kinn (und zugegebenermaßen mit einiger Wirksamkeit) als unter
ihren Kopf geschobenen Granitklotz karikiert.
Und nun hatte Seldon ihrem Standpunkt Rückhalt geliefert
– zumindest bis auf weiteres –, ihr damit gleichzeitig zu
einer übermächtigen politischen Vorrangstellung verholten.
Es hieß, sie habe ein Jahr zuvor geäußert, daß
sie, falls Seldon bei seinem nächsten Erscheinen ihre Auffassung
unterstützte, ihre Aufgabe als erfolgreich abgeschlossen
betrachten werde. Dann gedenke sie sich zurückzuziehen und in
die Rolle einer älteren Repräsentanzperson zu
schlüpfen, statt weiterhin ihr Ansehen mit den dubiosen
Resultaten politischer Auseinandersetzungen zu riskieren.
Niemand hatte ihr so recht geglaubt. Sie war zu sehr auf dem Feld
der politischen Auseinandersetzungen verwurzelt und daheim, in einem
Maß, wie nur wenige vor ihr, und nun, da Seldons Abbild
erschienen und wieder verschwunden war, ließen sich ihr
keinerlei Anzeichen eines tatsächlichen Rückzugs aus der
Politik anmerken.
Sie sprach mit klarer Stimme und verhohlenem Foundationsakzent
(sie war einmal als Botschafterin auf Mandress tätig gewesen,
hatte aber nie die alte imperiale Rhetorik angenommen, die inzwischen
so in Mode gekommen war – und Bestandteil eines quasi-imperialen
Drangs in die inneren Provinzen).
»Die Seldon-Krise ist vorüber«, sagte sie,
»und es ist unser überlieferter Brauch – den ich
für sehr klug halte –, daß weder mit Worten noch mit
Taten gegen jene vorgegangen werden darf, die auf der falschen Seite
gestanden haben. Viele ehrbare Leute glaubten aufrichtig, gute
Gründe dafür zu besitzen, etwas zu wollen, das Seldon nicht
wünschte. Es wäre unvernünftig, sie zu demütigen
und dadurch letztendlich zur Opposition gegen den Seldon-Plan selbst
zu treiben. Andererseits ist es ein nachhaltig eingebürgertes,
befürwortenswertes Brauchtum, daß die Anhänger der
unterlegenen Seite ihre Niederlage gern und ohne weitere Diskussionen
hinnehmen. Die Auseinandersetzung liegt hinter uns – für
beide Seiten und für immer.«
Sie legte eine Pause ein, den Blick dreißig Sekunden lang
auf die Gesichter der Versammelten gerichtet. »Die Hälfte
der gesetzten Frist ist verstrichen, Mitglieder des Rates«,
sprach sie weiter, »die Hälfte der tausendjährigen
Zeitspanne zwischen dem Bestand zweier Imperien. Sie ist eine Zeit
voller Probleme gewesen, aber wir haben einen langen Weg
zurückgelegt. In der Tat, wir sind schon fast ein Galaktisches
Imperium, und wir kennen keine äußeren Feinde von
größerer Bedeutung mehr. Ohne den Seldon-Plan hätte
das Interregnum dreißigtausend Jahre gedauert, und nach
dreißigtausend Jahren der Auflösung wäre
möglicherweise am Ende nicht genug Kraft verblieben, um ein
neues Imperium aufzubauen. Womöglich wären nur voneinander
isolierte, zum Untergang verurteilte Welten übrig geblieben. Was
wir heute sind, das verdanken wir Hari Seldon, und es muß im
Sinne seines längst dahingeschiedenen Geistes geschehen, wenn
wir danach streben, zu vollbringen, was noch zu tun ist. Die
künftige Gefahr, Mitglieder des Rates, geht von uns selbst aus,
und deshalb darf es von dieser Stunde an keine öffentlichen
Zweifel am Wert des Seldon-Plans mehr geben. Laßt uns heute
entschieden und mit allem Nachdruck dahingehend übereinkommen,
daß es
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