Foundation 10: Die Rückkehr zur Erde
»Mag sein, daß ich kein
Planetologe bin, aber mir scheint doch, daß wenn ein Planet
groß genug ist, um vielleicht für Milliarden Jahre eine
dichte Atmosphäre zu halten, er sie nicht plötzlich
verlieren wird, oder doch?«
»Das würde ich auch meinen«, sagte Trevize.
»Aber diese Welt hat ohne Zweifel, ehe ihre Atmosphäre
verschwand, Leben besessen, wahrscheinlich sogar menschliches Leben.
Ich vermute, daß es eine terraformte Welt war, wie fast alle
von Menschen bewohnten Welten der Galaxis es sind. Das
Ärgerliche ist, daß wir nicht genau wissen, wie ihr
Zustand war, ehe das menschliche Leben eintraf, oder was man mit dem
Planeten gemacht hat, um ihn für menschliche Wesen bewohnbar zu
machen, oder unter welchen Umständen tatsächlich das Leben
wieder verschwunden ist. Möglicherweise hat es eine Katastrophe
gegeben, die die Atmosphäre abgesogen hat, was zum Ende des
menschlichen Lebens führte. Oder es hat vielleicht irgendein
Ungleichgewicht auf diesem Planeten gegeben, das die Menschen,
solange sie hier waren, unter Kontrolle gehalten haben und das wieder
umschlug, als sie sie verließen. Vielleicht werden wir die
Antwort herausfinden, wenn wir landen, vielleicht auch nicht. Doch
das ist nicht wichtig. Aber wenn es einmal hier Leben gegeben hat,
dann ist es ebenso unwichtig, daß es heute hier keins mehr
gibt. Welchen Unterschied macht es, ob ein Planet stets unbewohnbar
war oder das erst jetzt ist?«
»Wenn er jetzt unbewohnbar ist, dann wird es zumindest Ruinen
geben, die von den früheren Bewohnern stammen.«
»Auf Aurora gab es auch Ruinen…«
»Richtig, aber auf Aurora hat es auch zwanzigtausend Jahre
Regen und Schnee gegeben, Frost und Tau, Wind und temperaturbedingte
Veränderungen. Und Leben hat es auch gegeben – vergessen
Sie das Leben nicht! Hier gibt es vielleicht keine menschlichen
Wesen, aber eine Menge Leben. Ruinen können ebenso erodieren wie
Krater, sogar schneller. Und nach zwanzigtausend Jahren ist nicht
genug übrig geblieben, um uns zu nützen. – Aber hier,
auf diesem Planeten ist Zeit verstrichen, vielleicht zwanzigtausend
Jahre, vielleicht weniger, ohne Wind, ohne Sturm und ohne Leben.
Temperaturänderungen hat es gegeben, das räume ich ein,
aber sonst nichts. Die Ruinen werden also in gutem Zustand
sein.«
»Es sei denn«, murmelte Pelorat zweifelnd, »es sei
denn, es gibt keine Ruinen. Ist es möglich, daß es nie
Leben irgendwelcher Art auf dem Planeten gegeben hat, oder jedenfalls
kein menschliches Leben, und daß der Verlust der
Atmosphäre irgendeinem Ereignis zuzuschreiben ist, mit dem
menschliche Wesen nichts zu tun hatten?«
»Nein, nein«, sagte Trevize. »Mir können Sie
mit Ihrem Pessimismus nicht kommen, das funktioniert nicht. Ich habe
von hier aus die Überreste von etwas gesehen, das ganz sicher
einmal eine Stadt war. – Wir werden also morgen
landen.«
64
Wonne sagte mit besorgter Stimme: »Fallom ist überzeugt,
daß wir sie zu Jemby, ihrem Roboter,
zurückbringen.«
»Hm«, machte Trevize, ohne den Blick von der
Oberfläche der Welt zu wenden, die unter dem langsam
dahintreibenden Schiff vorüberzog. Dann blickte er auf, so als
hätte er einen Augenblick gebraucht, um die Bemerkung zu
begreifen. »Nun, sonst hat sie auch keine Eltern kennengelernt,
oder?«
»Ja, natürlich, aber sie meint, wir seien nach Solana
zurückgekehrt.«
»Sieht es so aus wie Solaria?«
»Wie sollte ich das wissen?«
»Sagen Sie ihr, daß es nicht Solaria ist. Ich werde
Ihnen ein paar Buchfilme mit Illustrationen geben. Zeigen Sie ihr
Nahaufnahmen von einer Anzahl verschiedener bewohnter Welten und
erklären Sie ihr, daß es davon Millionen gibt. Sie werden
genügend Zeit dafür haben. Ich weiß nicht, wie lange
Janov und ich herumwandern müssen, sobald wir einmal ein
passendes Ziel gefunden haben und gelandet sind.«
»Sie und Janov?«
»Ja. Fallom kann nicht mitkommen, selbst wenn ich das wollte,
und das würde ich nur tun, wenn ich ein Verrückter
wäre. Diese Welt erfordert Raumanzüge, Wonne. Es gibt hier
keine atembare Luft. Und wir haben keinen Raumanzug, der Fallom
passen würde. Also müssen Sie mit ihr auf dem Schiff
bleiben.«
»Warum ich?«
Trevizes Lippen verzogen sich zu einem humorlosen Lächeln.
»Ich gebe ja zu, daß ich mich sicherer fühlen
würde, wenn Sie mitkämen«, sagte er, »aber wir
können Fallom nicht allein im Schiff lassen. Sie kann Schaden
anrichten, selbst wenn sie das nicht will. Ich muß Janov bei
mir haben, weil er
Weitere Kostenlose Bücher