Foundation 10: Die Rückkehr zur Erde
Roboter gefunden, was in Wirklichkeit gar nicht der Fall war?« fragte Trevize.
»Das, worauf er gestoßen ist, war ein Klumpen Rost mit ebensoviel Bewußtsein wie der Stein, an dem er lehnte.«
»Aber Sie haben doch seine Geschichte bestätigt.«
»Ich habe es nicht übers Herz gebracht, ihn seiner Entdeckung zu berauben. Er bedeutet mir so viel.«
Trevize starrte sie eine ganze Minute lang an, ehe er schließlich sagte: »Würde es Ihnen etwas ausmachen, mir zu erklären, warum er Ihnen soviel bedeutet? Ich möchte es wissen. Ich möchte es wirklich wissen! Für Sie muß er doch einfach ein älterer Mann sein, an dem nichts Romantisches ist. Er ist ein Isolat, und Sie verachten Isolate. Sie sind jung und schön, und es muß andere Teile Gaias geben, die den Körper gut aussehender, durchtrainierter junger Männer haben. Mit denen könnten Sie eine physische Beziehung haben, die durch ganz Gaia hallt und Sie in Ekstase versetzt. Was also bedeutet Ihnen Janov?«
Wonne sah Trevize erst an: »Lieben Sie ihn denn nicht?«
Trevize zuckte die Achseln und meinte: »Ich mag ihn. Wahrscheinlich könnte man sagen, daß ich ihn auf eine nichtsexuelle Weise liebe.«
»Sie kennen ihn noch nicht sehr lang, Trevize. Warum lieben Sie ihn auf diese nichtsexuelle Weise, wie Sie sagen?«
Trevize lächelte, ohne sich dessen bewußt zu sein. »Er ist so ein komischer Bursche. Ich glaube ehrlich, daß er sein ganzes Leben lang kein einziges Mal an sich selbst gedacht hat. Man hat ihm befohlen, mit mir zu reisen, und er kam mit. Kein Einwand. Er wollte, daß ich nach Trantor gehe, aber als ich sagte, daß ich nach Gaia wollte, hat er nicht widersprochen. Und jetzt hat er sich dieser Suche nach der Erde angeschlossen, obwohl er wissen muß, daß es gefährlich ist. Ich bin durch und durch überzeugt, daß er, wenn er sein Leben für mich opfern müßte oder für sonst jemanden – das sofort und ohne zu überlegen tun würde.«
»Würden Sie Ihr Leben für ihn geben, Trevize?«
»Könnte sein, wenn ich keine Zeit zum Nachdenken hätte. Wenn ich Zeit zum Nachdenken hätte, würde ich zögern, und dann würde ich es wahrscheinlich bleiben lassen. Ich bin nicht so gut wie er. Und weil das so ist, empfinde ich diesen schrecklichen Drang, ihn zu beschützen und dafür zu sorgen, daß es ihm gut geht. Ich will nicht, daß die Galaxis ihm beibringt, nicht gut zu sein. Verstehen Sie? Und ganz besonders muß ich ihn vor Ihnen beschützen. Ich kann den Gedanken einfach nicht ertragen, daß Sie ihn eines Tages einfach fallen lassen, wenn Sie keinen Spaß mehr an ihm haben.«
»Ja, ich habe es mir schon gedacht, daß Sie so etwas denken würden. Können Sie sich denn nicht vorstellen, daß ich dasselbe in Pel sehe wie Sie – und in noch viel höherem Maße, da ich direkten Kontakt zu seinem Bewußtsein habe? Verhalte ich mich etwa so, als würde ich ihm weh tun wollen? Würde ich denn seine Phantasievorstellung, einen funktionierenden Roboter gesehen zu haben, unterstützen, wenn es nicht so wäre, daß ich es einfach nicht ertragen kann, ihm weh zu tun? Trevize, ich bin das gewöhnt, was Sie Güte nennen würden, weil jeder Teil Gaias bereit ist, sich für das Ganze aufzuopfern. Für uns ist ein anderes Verhalten einfach unvorstellbar, wir kennen so etwas gar nicht. Aber wir geben nichts auf, wenn wir so handeln, weil jeder Teil das Ganze ist, obwohl ich nicht erwarte, daß Sie das verstehen. Pel ist etwas ganz anderes.«
Wonne sah Trevize nicht länger an. Es war, als würde sie zu sich selbst sprechen. »Er ist ein Isolat. Er ist nicht selbstlos, weil er Teil eines größeren Ganzen ist – er ist selbstlos, weil er selbstlos ist. Verstehen Sie das? Er hat alles zu verlieren und nichts zu gewinnen, und doch ist er das, was er ist. Das beschämt mich, weil ich das bin, was ich bin, ohne die Furcht haben zu müssen, etwas zu verlieren, während er ist, was er ist, ohne Hoffnung, etwas zu gewinnen.«
Jetzt sah sie wieder zu Trevize auf. Sie war sehr ernst geworden. »Wissen Sie, um wieviel besser ich ihn verstehe, als Sie ihn je verstehen können? Und glauben Sie, daß ich ihm in irgendeiner Weise weh tun würde?«
Trevize senkte den Blick, ehe er sie wieder ansah. Dann meinte er: »Wonne, Sie haben heute gesagt: ›Kommen Sie, lassen Sie uns Freunde sein.‹ Und das einzige, was ich darauf geantwortet habe, war: ›Wenn Sie wollen.‹ Das war recht unfreundlich von mir, weil ich an das dachte, was Sie Janov vielleicht antun könnten.
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