Foundation Trilogie 1 - Der Tausend-Jahres-Plan
er.
»Ja.«
»Wir haben auf Sie gewartet. Sie und Ihre Leute stehen von jetzt an unter Kriegsrecht. Ich habe Anweisung, Ihnen mitzuteilen, daß Ihnen für die Vorbereitung Ihrer Reise nach Terminus sechs Monate zugebilligt werden.«
»Sechs Monate ...«, begann Gaal, aber Seldon legte die Finger mit leichtem Druck auf seinen Ellbogen.
»So lauten meine Anweisungen«, wiederholte der Captain.
Er ging, und Gaal wollte von Seldon wissen: »Was läßt sich in sechs Monaten denn schon schaffen? Das ist nichts als ein langsamer Mord.«
»Ruhig. Ruhig. Gehen wir erst in mein Büro.«
Es war kein großes Büro, aber es war völlig abhörsicher, und das war nicht einmal zu entdecken. Auf diesen Raum gerichtete Spionstrahlen empfingen weder eine verdächtige Stille noch weitaus verdächtigere statische Geräusche, sondern eine Unterhaltung, für die unter einem großen Vorrat aus unschuldigen Sätzen in verschiedenen Tönen und Stimmen eine Zufallsauswahl getroffen wurde.
»Sechs Monate genügen«, stellte Seldon in aller Gemütsruhe fest.
»Das kann ich mir nicht vorstellen.«
»Sehen Sie, mein Junge, bei einem Plan wie dem unseren werden die Handlungen anderer unseren Notwendigkeiten angepaßt. Habe ich Ihnen nicht bereits gesagt, daß Chens Wesensart genauer untersucht worden ist als die irgendeines anderen Menschen der Geschichte? Dem Prozeß wurde erst erlaubt zu beginnen, als wir Zeit und Umstände für passend hielten.«
»Aber konnten Sie es denn arrangieren ...?«
»Daß wir ins Exil nach Terminus geschickt würden? Warum nicht?« Er legte die Finger auf eine bestimmte Stelle seines Schreibtischs, und ein kleiner Abschnitt der Wand hinter ihm glitt zur Seite. Das konnte Seldon nur mit den eigenen Fingern bewerkstelligen, weil allein durch seine Fingerabdrücke der Scanner unter der Platte den Mechanismus freigab.
»Sie werden da drinnen verschiedene Mikrofilme finden«, sagte Seldon. »Nehmen Sie den, der den Buchstaben >T< trägt, heraus.«
Gaal tat das. Seldon legte den Film in den Projektor ein und reichte dem jungen Mann ein Paar Okulare. Gaal justierte sie und sah den Film vor seinen Augen ablaufen.
»Aber dann ...«, begann er.
»Was wundert Sie?« fragte Seldon.
»Bereiten Sie sich seit zwei Jahren auf die Abreise vor?«
»Seit zweieinhalb. Natürlich konnten wir nicht sicher sein, daß er Terminus wählen würde, aber wir hofften es, und wir handelten aufgrund dieser Annahme ... «
»Aber warum, Dr. Seldon? Wenn Sie selbst auf das Exil hingearbeitet haben warum? Könnten die Ereignisse nicht weitaus besser hier auf Trantor kontrolliert werden?«
»Nun, es gibt verschiedene Gründe. Wenn wir auf Terminus arbeiten, bekommen wir kaiserliche Unterstützung, ohne jemals Ängste zu erregen, wir bedrohten die Sicherheit des Imperiums.«
»Aber Sie haben diese Ängste nur erregt, um die Verbannung zu bewirken«, wandte Gaal ein. »Ich verstehe es immer noch nicht.«
»Zwanzigtausend Familien würden vielleicht nicht freiwillig bis ans Ende der Galaxis reisen.«
»Aber warum sollen sie dazu gezwungen werden?« Gaal hielt inne. »Darf ich es nicht wissen?«
»Noch nicht«, sagte Seldon. »Im Augenblick brauchen Sie nur zu wissen, daß auf Terminus ein Zufluchtsort für Wissenschaftler errichtet werden wird. Und ein zweiter wird am anderen Ende der Galaxis errichtet werden, sagen wir ...« - und er lächelte - »auf Star’s End. Und was alles übrige betrifft, ich werde bald sterben, und Sie werden mehr miterleben als ich. - Nein, nein. Ersparen Sie mir Ihren Schock und Ihre guten Wünsche. Meine Ärzte geben mir nur noch ein Jahr oder zwei. Aber dann habe ich in meinem Leben erreicht, was ich wollte, und unter welchen Umständen ließe es sich besser sterben?«
»Und danach, Sir?«
»Nun, es wird Nachfolger geben - vielleicht werden Sie selbst einer sein. Und diese Nachfolger werden letzte Hand an den Plan legen und zur richtigen Zeit und in der richtigen Art die Revolution auf Anakreon provozieren. Danach können die Ereignisse sich abwickeln, wie sie wollen.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Sie werden es verstehen.« Seldons faltiges Gesicht wurde gleichzeitig friedlich und müde. »Die meisten werden nach Terminus reisen, aber einige werden bleiben. Das läßt sich leicht arrangieren. - Und was mich angeht«, fügte er so leise hinzu, daß Gaal es kaum verstehen konnte, »ich bin am Ende.«
Zweiter Teil
DIE ENZYKLOPÄDISTEN
9
Terminus
Terminus [...] Seine Lage war
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