Fränkisch Schafkopf
Weberknecht ihr die Antwort schuldig blieb, hakte sie nach. »Haben Sie nun irgendjemandem etwas davon erzählt? Vor allem interessiert mich, ob Sie die Tatsache, dass wir Herrn Bartels am Tatort schwer verletzt und bewusstlos aufgefunden haben, für sich behalten haben oder nicht. Es ist immens wichtig, dass Sie mir gegenüber hier ehrlich sind.«
Jetzt erhielt sie umgehend eine Antwort. »Natürlich habe ich das nicht weitergegeben. Ich hatte es Ihnen doch versprochen.« Das kam entschlossen und glaubhaft.
Trotzdem fragte sie: »Auch nicht an Herrn Eigner?«
»Auch nicht an Herrn Eigner.«
»Das ist gut. Dann würde ich Sie bitten, vorerst noch im Präsidium zu bleiben. Sie werden das als Zeuge zu Protokoll geben und unterschreiben müssen. Und eventuell brauchen wir Sie unabhängig davon für eine Gegenüberstellung. Möchten Sie, dass ich Sie in eines unserer Besprechungszimmer bringen lasse, oder wollen Sie solange dort im Eingangsbereich warten?«
Weberknecht sagte, ihm sei es lieber, hier im Foyer zu warten.
Paula bedankte sich bei ihm und beendete das Gespräch. Dann holte sie sich die Liste mit den Verbindungsdaten von Jakobsohns Handy, die Klaus ihr besorgt hatte, griff zur Akte Harrer, Sebastian, begab sich auf die Suche und â wurde fündig. Zwei Mal fand sie Annette Dotzlers Nummer in der Anrufliste von Harrers Handy, beide an jenem Tag, an dem Sebastian Harrer ermordet wurde. Einmal am späten Nachmittag und einmal am frühen Abend. Sie rief Heinrich an.
»Das ist gut, dass du mir das sagst«, freute er sich. »Das hilft mir. Ich melde mich, sobald es was gibt.«
»Wie kommst du denn mit deiner Befragung der Dotzler voran?«
»Gut. Aber mit dieser Information noch besser. Wie gesagt, ich melde mich bei dir.«
»Hoffentlich bald. Oder soll ich zu dir kommen?«
»Mensch, Paula, jetzt lass mich doch mal machen. Du musst nicht überall dabei sein.«
»Ist ja schon in Ordnung.«
Sie nahm sich wieder Harrers Anrufliste vor. Annette Dotzlers Handynummer tauchte darin noch einmal auf, an Jakobsohns Todestag um elf Uhr einunddreiÃig. Angerufen hatte aber nicht, davon war sie überzeugt, die Putzfrau bei Harrer, sondern Eigner, ebenjener Eigner, der selbst bloà eine Festnetznummer und angeblich so viel Angst vor Strahlen jeder Art hatte. Also handelte es sich dabei um ein Gespräch, mit dem man ihn unter keinen Umständen in Verbindung bringen sollte. An diesem Samstag hatte Eigner Sebastian Harrer vermutlich gebeten, ihn in die SpenglerstraÃe zu begleiten. Zur Unterstützung für das Gespräch am Abend, genau wie Jakobsohn Heinrich für die Unterredung hinzugezogen hatte. Was hatten Eigner und Harrer miteinander zu schaffen? Und worum ging es bei dieser Verabredung, die beide Seiten nur vor Zeugen abhalten wollten? Was war das Thema gewesen?
Heinrich hatte vermutet, er sollte Jakobsohn weniger als Freund, vielmehr als Polizist, der sich in rechtlichen Dingen auskannte, beistehen. Und Sebastian Harrer, welche Art Beistand sollte er Eigner leisten? War er als Widerpart zu Heinrich vorgesehen gewesen? Hatten Harrer und Eigner gewusst, dass Jakobsohn an diesem Abend nicht allein sein würde? Nein, kam sie zu dem Schluss, das wussten sie nicht. Anfangs nicht. Doch dann würde Jakobsohn es ihnen gesagt haben. Dass Heinrich auch um zwanzig Uhr kommen würde. Eigner und Harrer beschlossen daraufhin, Jakobsohn vor dem vereinbarten Termin aufzusuchen. Sie sahen in Heinrichs Zugegensein ihre Chance. Eine günstige Gelegenheit, den Tatverdacht auf denjenigen zu lenken, der mit Jakobsohn um diese junge Thailänderin rivalisierte.
Und als Heinrich die Wohnung betrat, war er mit der Gardinenstange niedergeschlagen worden. Da war Jakobsohn schon tot. Dann hatten sie Heinrich auf den Stuhl gesetzt und ihm die Waffe in die Hand gedrückt. Sodass es für jeden Polizisten vom Kaliber eines Winkler ganz danach aussah, als sei er der Mörder.
Paula wusste nun, wie sie es anstellen würde. Sie musste nicht mehr auf Heinrichs Anruf und Annette Dotzlers Geständnis warten. Sie musste Eigner nur dazu bringen, seinen Fehler von der ersten Vernehmung zu wiederholen. Das war das Einzige, wofür sie jetzt sorgen musste.
Sie sprang von ihrem Stuhl auf und ging hinunter. Lieà Eigner aus seiner Zelle bringen und sah ihn eine Zeit lang schweigend an. Dann erzählte sie ihm, was sich an diesem
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