Fränkisch Schafkopf
an und dachte nach. Sie konnte nichts anderes tun, als den Dingen ihren Lauf lassen. Das lähmte und zerrte an ihren Nerven. SchlieÃlich wählte sie Heinrichs Nummer.
»Sag einmal, Heinrich, hast du denn noch gar nichts für mich? Ich hab den Eigner jetzt festnehmen lassen, er sitzt im groÃen Vernehmungszimmer und ist die Ruhe selbst. Wenn ihr, du oder die Frau Brunner, mir nicht bald etwas liefert, muss ich ihn wieder laufen lassen. Du hast doch sicher schon irgendetwas entdeckt, was mir von Nutzen sein kann. Bitte.«
»Ich bin noch nicht ganz durch, bei dem ganzen Kuddelmuddel, aber eins ist offensichtlich. Du kannst ihn zumindest wegen Missbrauch der Verfügungsbefugnis über fremdes Vermögen drankriegen. Er hat sich nämlich immer wieder selbst Geld vom Konto dieser Stiftung auf sein privates Konto überwiesen und das als Rechnungsstellung getarnt. Manchmal hat er sogar Bares von diesem GTH -Konto abgehoben. Als Alleinvorstand und Geschäftsführer hat er ja viel Freiheit und ist auch für die Finanzen verantwortlich. Es steht kein Kontrollgremium über ihm, dem er Rechenschaft ablegen muss. Und was ich auf die Schnelle noch gesehen habe: Diese Ãberweisungen häufen sich in letzter Zeit. Ihm geht anscheinend langsam das Geld aus. Mehr und mehr lebt er von seiner Stiftung.«
»Na, das ist doch wunderbar«, rief sie erleichtert aus.
»Ob das so wunderbar ist, bezweifle ich stark. Du kannst ihn zwar jetzt wegen Veruntreuung drankriegen, aber mit dem Mord muss das nicht das Geringste zu tun haben.«
»Doch, das hat es«, sagte sie im Brustton der Ãberzeugung. »Sonst noch was?«
»Ja, noch etwas. Das kommt mir verdächtig vor, aber vielleicht gibt es eine ganz simple Erklärung dafür. Die Stiftung hat ein eigenes Spendenkonto, auf dem ausschlieÃlich die Spendengelder verwaltet werden. Und von diesem Konto werden jeden Monat zweitausend Euro abgezweigt und auf das Konto einer Annette Dotzler überwiesen. Sonst finden da fast keine Transfers statt. Aber vielleicht hat das ja auch alles seine Richtigkeit, vielleicht ist diese Dotzler eine Mitarbeiterin, die sich in Griechenland, vor Ort also, um die Stiftungsgeschäfte kümmert.«
»Ich kenne Frau Dotzler. Die ist nicht vor Ort in Griechenland, sondern in Mittelfranken und putzt Eigners Häuser. Und was sie sonst noch so macht für ihn oder mit ihm. Sollte dir noch etwas auffallen, rufst du mich dann bitte sofort an?«
»Das mache ich natürlich, aber das war schon alles.«
»Bist du dir da sicher?«
»Ziemlich.« In Verbindung mit Kontenauswertung hieà dieses »Ziemlich« hundert Prozent, zumindest bei Heinrich.
»Gut, dann habe ich eine andere Aufgabe für dich. Dafür müsstest du allerdings deine Enklave aufgeben und hierherkommen. Beziehungsweise zu Eigners Bungalow.«
Sie erzählte ihm von der Stippvisite in der Laufer Postbank und von der Kopftuchträgerin, bei der wiederum sie ziemlich sicher war, dass diese mehr wusste, als sie bisher zugegeben hatte.
»Die steckt da mit drin, die Ãberweisungen von diesem Spendenkonto sind der beste Beweis dafür. Ihre Verbindung zu Eigner ist enger, als beide uns glauben machen wollen.«
»Hätte ich denn auch für eine unkonventionelle Vorgehensweise bei dieser Befragung deine volle Unterstützung?« Unkonventionelle Vorgehensweise â ein hübsches Synonym für vorsätzliche Verletzung der Dienstvorschrift.
»Ja, natürlich. Da brauchst du doch gar nicht zu fragen.«
»Schön. Dann mach ich das. Und soll ich dir was sagen? Ich freu mich sogar darauf. Meine Oma kann mit der Zeit nämlich ziemlich nervig werden.«
»Gut. Noch etwas in diesem Zusammenhang: Der Mord wurde uns von einer anonymen Anruferin gemeldet, angeblich aus Jakobsohns Nachbarschaft. Und glaubst du, was ich glaube?«
»Ich denke, schon. Die anonyme Anruferin ist wahrscheinlich auch diese Dotzler.«
»Ja, höchstwahrscheinlich.«
Danach zündete sie sich die zweite Zigarette an und wählte schlieÃlich Eva Brunners Handynummer. Diese hatte zwar nichts Nennenswertes zu berichten, dafür aber jede Menge zu erzählen.
»Frau Steiner, die Stiftung von dem Eigner ist der reinste Betrug. Ich hab mir mal seine Unterlagen durchgesehen. Die Prospekte dieser Griechenland-Tierhilfe sind voll von solchen armen Kreaturen, ausgehungert, meist an einer kurzen
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