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Fränkisch Schafkopf

Fränkisch Schafkopf

Titel: Fränkisch Schafkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Kirsch
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Trommens Hohn und Häme.
    Diese aufkeimende Skepsis überspielte sie mit betont resoluten Anweisungen. »Wir werden jetzt eine Hausdurchsuchung durchführen. Hier ist der entsprechende richterliche Beschluss. Ein Kollege wird Sie dann zum Präsidium fahren. Sie haben natürlich das Recht, jetzt Ihren Anwalt anzurufen. Frau Brunner, kommen Sie bitte.«
    Sie erteilte ihr den Auftrag, die Kollegen von der Steuerwald-Landmann-Straße nach Rückersdorf abzuziehen und die Hausdurchsuchung im Fliedersteig zu beaufsichtigen. Und sie bat sie, ihr Eigners Fotos von Feuchtwangen auf ihr Handy zu überspielen.
    Â»Und halten Sie mich bitte auf dem Laufenden.«
    Dann fuhr sie nach Lauf. Sie kam gerade noch rechtzeitig. Die kleine Postfiliale wollte gerade für die Mittagspause schließen. Nein, antworteten die beiden Mitarbeiterinnen unisono, an diesen Mann auf dem Handy könnten sie sich nicht erinnern. Das brachte Paula abermals aus dem Konzept. Hatte sie sich doch so sicher gefühlt, dass Eigner es war, der diese Überweisungen veranlasst und mit »U. Jakobsohn« unterschrieben hatte.
    Â»Nein, nein, das war kein Mann. Das war eine Frau. Das weiß ich hundertprozentig«, sagte schließlich die ältere der beiden Postangestellten, kleiner als Paula, blonde Perücke, kräftig geschminkt. »Weil so etwas, eine Bareinzahlung auf das eigene Konto, doch nur sehr selten vorkommt. Außerdem war es immer derselbe Betrag, und das über einen längeren Zeitraum hinweg. Das ist noch seltener.«
    Â»Eine Frau?«, fragte Paula Steiner. »Und können Sie sich an noch etwas in diesem Zusammenhang erinnern? An ihre Haarfarbe, die Größe, besondere Kennzeichen? Wie war sie gekleidet?«
    Â»Ja, genau«, antwortete die Perückenträgerin, »die trug immer ein Kopftuch. Das weiß ich hundertprozentig. Eins in den bayerischen Farben, ein weiß-blau kariertes.«
    Â»So im Trümmerfrauen-Look, oben auf dem Kopf verknotet?«
    Â»Ja, genau.«
    Sie dankte ihrer Zeugin für die Informationen und notierte sich deren Personalien. Für die Fahrt nach Nürnberg ließ sie sich viel Zeit und schaute dabei immer wieder auf ihr Handy. Aber nein, weder Heinrich noch Eva Brunner hatten eine Nachricht für sie.
    Vor dem Vernehmungszimmer ein letzter banger Blick auf das Handy. Noch immer nichts. Sie hatte bis jetzt wenig in der Hand gegen Eigner. Vor allem nicht die Tatwaffe. Blieben nur mehr ihr wackeliger Zeuge Überall und Eigners Stiftung. Und falls da alles mit rechten Dingen zuging, dann …
    Mit einem gewissen Unbehagen betrat sie den Raum, in dem Eigner an einem kleinen Tisch saß. Er wirkte entspannt und ruhig.
    Â»Nanu, kein Anwalt?«
    Â»Den brauche ich nicht. Ich wüsste nicht, wofür.«
    Â»Ihr Vater, Herr Eigner, war Direktor der Nürnberger Justizvollzugsanstalt?«
    Â»Ja.«
    Â»Und als solcher auch berechtigt, eine Waffe zu tragen. Er hatte sicher eine Heckler & Koch P2000, die Dienstwaffe aller Justizvollzugsbeamten in jener Zeit?«
    Â»Die Frage kann ich Ihnen leider nicht beantworten. Das entzieht sich meiner Kenntnis.«
    Â»Und Sie, haben Sie einen Waffenschein?«
    Â»Nein, ich bin kein Freund von Waffen.«
    Â»Wie lange arbeitet Ihre Putzfrau eigentlich schon für Sie?«
    Â»Frau Dotzler? Da muss ich überlegen. Seit … doch, seit neunzehn Jahren schon.«
    Â»Und putzt sie nur in Ihrem Nürnberger Bungalow, oder ist sie auch für Ihr Anwesen in Rückersdorf zuständig?«
    Â»In Rückersdorf ist sie ganz selten, meistens arbeitet sie in meinem Bungalow.«
    Â»Ãœbernimmt sie daneben noch andere Dienste für Sie, für Ihre Stiftung beispielsweise?«
    Es war das erste Mal, dass Eigner irritiert zu ihr aufblickte. Aber das auch nur für den Bruchteil einer Sekunde. Dann präsentierte er sich ihr wieder als der Mann mit den Stahlnerven, unangreifbar, unbeteiligt.
    Â»Nur selten, aber hin und wieder, ja.«
    Â»Welche Art Dienst erledigt denn Frau Dotzler in diesen seltenen Fällen für Sie?«
    Â»Ich bitte sie ab und an, Briefe zur Post zu bringen, wenn ich selbst keine Zeit dafür habe.«
    Â»Persönliche Briefe und solche Ihrer Stiftung?«
    Â»Meist GTH -Schreiben.«
    Sie sah verstohlen auf ihr Handy. Noch immer keine Nachrichten. Sie stand auf und verließ den Raum, ging in den Hof des Präsidiums, zündete sich eine Zigarette

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