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Fränkisch Schafkopf

Fränkisch Schafkopf

Titel: Fränkisch Schafkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Kirsch
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Abend des Ostersamstags in Ulrich Jakobsohns Wohnung ereignet hatte. Als Eigner einmal etwas einwenden wollte, hob sie abwehrend die Hand.
    Â»Nicht jetzt, später können Sie etwas dazu sagen. Jakobsohn musste sterben, weil er von Ihren illegalen Machenschaften bei der Stiftung wusste. Eine Zeit lang hat er gegen Bezahlung für Sie gearbeitet, daher die Überweisungen von der Laufer Postbank auf sein Konto. Und weil Sie ein vorsichtiger Mensch sind, haben Sie Frau Dotzler damit beauftragt. Spätestens seit dieser Arbeit für Ihre Stiftung hat Jakobsohn Einsicht in Ihr Geschäftsgebaren bekommen, vor allem wusste er seit dieser Zeit, dass Sie Stiftungsgelder regelmäßig veruntreuen. Von so einem Wissen bis zu einer Erpressung ist es oft nur ein kleiner Schritt. Jakobsohn wollte von Ihnen Geld, damit er den …«
    Als sie Eigners überlegenes Lächeln sah, korrigierte sie sich. »Nein, er wollte kein Geld von Ihnen. Ihn hat sein Gewissen geplagt. Er wollte, dass Sie mit diesen Machenschaften aufhören. Jakobsohn hatte sie zu dieser Unterredung aufgefordert, um klarzustellen, dass er sein Wissen, sollten Sie seinem Wunsch nicht entsprechen, öffentlich machen würde. Aber das wiederum wollten Sie nicht. Wovon sonst hätten Sie denn in Zukunft Ihre Ausflüge ins Casino finanzieren sollen? Und eine Hilfsorganisation lebt vom Vertrauen der Menschen. Es muss so groß sein, dass man ihr unbesehen Geld überlässt, kleines und vor allem großes. Und damit wäre Schluss gewesen, wenn Jakobsohn seine Drohung wahr gemacht hätte. Das Einzige, was uns im Moment noch fehlt, ist Sebastian Harrers Rolle in dieser Angelegenheit. Was hatte er damit zu schaffen?« Sie sah ihn fragend an.
    Doch Eigner überhörte ihre Frage. »Eine nette Geschichte ist das. Sie sind außerordentlich phantasiebegabt, Frau Steiner. Das Kompliment muss ich Ihnen machen. Aber Beweise haben Sie nicht dafür, oder täusche ich mich da?«
    Â»Sie täuschen sich. Es gibt mehrere Indizien. Ich zähle sie Ihnen gerne auf. Erstens haben wir eine Zeugin, die Sie beobachtete, wie Sie am Ostersamstag nach dem Mord das Haus von Ulrich Jakobsohn verlassen haben. Zweitens wurde Herr Jakobsohn, das sagte ich Ihnen bereits, mit einer P2000 erschossen, also mit einer Waffe jenes Typs, wie sie Ihr Vater besaß. Drittens wurde Sebastian Harrer an dem Tag, an dem er starb, zweimal vom Handy Ihrer Lebensgefährtin Annette Dotzler angerufen. Viertens haben Sie Jakobsohn eine Zeit lang beschäftigt und ihn dafür auch entlohnt.« Manchmal ist das rhetorische Stilmittel der Redundanz ganz hilfreich, fand sie.
    Â»Vor Kurzem jedoch«, fuhr sie fort, »hat er Ihnen dann gedroht, dass er Sie, sollten Sie mit den illegalen Machenschaften bei Ihrer Stiftung nicht aufhören, anzeigen würde. Und wo alte Loyalitäten verschwinden, nimmt nur eines zu – die Gewalt. In Ihrem Fall die tödliche Gewalt.«
    Jetzt machte sie eine Pause und sah Eigner aufmerksam an. Der Blick, der sie traf, war kalt und überheblich. Er schien sich nach wie vor sicher zu fühlen.
    Â»Und neben all diesen Indizien haben wir, also mein Kollege Bartels und ich«, sagte sie und gab sich Mühe, dabei ebenso überheblich zu wirken wie ihr Gegenüber, »fünftens noch einen handfesten Beweis dafür, dass Sie der Mörder von Ulrich Jakobsohn sind, einen Beweis in Form einer weiteren Aussage eines Zeugen, der Sie und Sebastian Harrer am Tatort, in der Wohnung, gesehen …«
    Â»Eine Zeugenaussage von wem? Von Ihrem Kollegen Bartels?«, unterbrach Eigner sie. »Das ist doch kein Beweis, das ist ein haltloser Versuch, von dem wahren Täter abzulenken und mir die Schuld statt seiner in die Schuhe zu schieben.«
    Â»Warum, wie kommen Sie in dem Zusammenhang auf Herrn Bartels?«, fragte sie betont arglos.
    Â»Na, es war doch nur Heinrich, der bei dem Mord, also zur Tatzeit, zugegen war.«
    Die Anmutung dieser Antwort wirkte nicht so, als hätte Eigner die Falle, in die er hineingetappt war, bereits erkannt.
    Â»Herr Bartels war zur Tatzeit in Jakobsohns Wohnung? Woher wissen Sie das?«
    Wieder dieses überhebliche Lächeln. »Es stand doch in den Zeitungen, dass ein Polizeibeamter in den Mord verwickelt war.«
    Â»Da muss ich Sie korrigieren: In den Zeitungen stand nichts über eine zweite Person in der Tatwohnung. Auch nichts über einen

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