Fraeulein Jensen und die Liebe
was?«
»Jetzt sei doch nicht wieder so melodramatisch. Ich habe einfach nur keine Lust, mir immer dein Traummann-Gefasel anzuhören. Weißt du was, du darfst dich mit einem Traummann deiner Wahl treffen. Ich werde dich dabei mit allen Kräften unterstützen. Wenn sich dieser Traummann aber, oh Wunder, doch nicht als Traummann herausstellt, ist für immer Schluss mit diesen Geschichten. Einverstanden?«
» Einen Traummann?«, stoße ich hervor. »Du machst Witze! Selbst beim Dosenwerfen auf dem Jahrmarkt hat man schließlich drei Versuche. Und da geht es nur um billige Plastikrosen.«
»Gut. Einigen wir uns auf drei. Drei Pfeile für Amor.« Pia rollt mit den Augen. »Das wird ja fast richtig romantisch.«
»Drei?« Ich werde langsam panisch. »Ich hatte an eine etwas höhere Zahl gedacht.«
»Ich bin gespannt.«
»Sind aller guten Dinge nicht hundert?« (Man kann es ja mal versuchen.)
Pia schlägt die Hände über dem Kopf zusammen. »Wir wollen mit dieser komischen Traummann-Suche noch vor dem Eintritt ins Rentenalter fertig sein, oder?«
Nach einer halben Stunde einigen wir uns auf zehn. Ich komme mir vor, als hätte ich gerade meinem Bankberater einen zinslosen Kredit für eine Weltumsegelung auf einem Kajak abgeschwatzt. Das war harte, wirklich harte Arbeit.
»In Ordnung«, sagt Pia. »Zehn Traummänner. Ich helfe dir, sie zu suchen. Und du versprichst mir im Gegenzug, dass ich nie wieder etwas von diesem Thema höre, wenn wir damit durch sind. Klar?«
Wenn Pia versucht, so ernst auszusehen, sieht sie fast wie die junge Judi Dench aus. Die hat doch mit Daniel Craig mal zusammen gedreht. Himmel, der ist auch eine Granate. Halt. Bevor ich mich schon wieder als neues Bondgirl sehe, gebe ich mir einen Ruck.
»Ja, abgemacht. Zehn Traummänner. Danach ist Schluss«, sage ich.
»Also, wenn du wirklich auf diesem Weg deine große Liebe findest, werde ich meinen Namen im Personalausweis offiziell zu »Amors Botin« ändern«. Pia lacht.
Wir geben uns die Hände und besiegeln unseren Pakt. Und ich bete inständig, dass Pia bald anders heißt.
1. Kevin Tarte und Nachhilfe für den Dalai Lama
»Und? Mit wem fangen wir an?«, fragt Pia. »George Clooney? Hugh Jackman? Oder doch das Boss-Unterwäschemodel?« Sie lacht. »Denk dran, du kannst sie alle haben.«
»Dir wird dein Lachen schon noch vergehen«, sage ich mürrisch. Ich bin mir sicher, dass auch diese drei Männer irgendwie zu mir passen würden. Sie müssen mich nur kennenlernen. Und genau das ist ja das Problem: Man lernt einen George Clooney eben nur kennen, wenn man die Freundin von Leonardo di Caprio ist oder mit Kate Moss auf einer Yacht in der Karibik abhängt. Da ich weder das eine noch das andere bin, werde ich George Clooney also niemals kennenlernen. Wie bitte schön soll er sich da in mich verlieben? Denn ich glaube nicht, dass George Clooney irgendwann schweißgebadet aufwacht und sagt: ›Ich hatte gerade einen Traum. Eine Hannah Jensen ist mir begegnet. Sie ist wie für mich gemacht. Jetzt muss ich sie nur noch suchen‹«.
»Also? Wer ist der Auserwählte?«
Ich spüre einen Kloß im Hals. Jetzt muss ich mich wirklich für einen entscheiden? Im Café brauche ich schon immer eine Ewigkeit, um zwischen Cappuccino und Milchkaffee zu wählen. Und jetzt soll ich über mein Schicksal entscheiden? Ich finde ja, dass die Nummer eins sehr wichtig ist. Extrem wichtig. Schließlich ist Traummann Nummer eins wegweisend für die anderen neun, die dann noch folgen. Warum darf ich eigentlich nur zehn Männer treffen? Ich bin vollkommen ratlos.
»Pia, ich habe keine Ahnung. Ich meine, ich will ja auch keinen Mann von vornherein ausschließen. Und das müsste ich ja, wenn ich mich jetzt festlege.«
»Das kann ja heiter werden, wenn wir in dem Tempo deine Traummänner suchen. Deswegen: Ich weiß, mit welchem Mann wir anfangen. Nein, ein Mann ist es eigentlich nicht. Es ist eher ein Mythos, aber dann ist zumindest der schon mal aus der Welt.«
»Mythos? Du sprichst in Rätseln.«
»Überleg doch mal: Wofür hast du in den letzten Jahren ein Vermögen in Höhe eines Gebrauchtwagens ausgegeben?«
Schwer zu sagen. Da gibt es mehrere Möglichkeiten. Ich habe in meinem Leben schon horrende Summen für Kosmetikprodukte, Bio-Lebensmittel im besten Feinkostladen der Stadt und natürlich Schuhe ausgegeben. Denn: Schuhe demütigen einen nicht. Es ist viel einfacher »Haben Sie die auch in achtunddreißigeinhalb« über die Lippen zu bringen, als
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