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Fraeulein Jensen und die Liebe

Fraeulein Jensen und die Liebe

Titel: Fraeulein Jensen und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hansen
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»Überraschung, Sweetheart.«
     
    3. Endlich ausspannen. Es ist ja schön, ständig in der Welt umherzujetten, aber ehrlich gesagt: Richard (Gere) und ich genießen Jahr für Jahr ein wenig mehr die sechs Wochen Urlaub in unserem Sommerhaus in der Provence. Wir führen dann ein ganz normales Leben. Keine Interviewtermine, keine Partys und keine Angestellten um uns herum. Wie gut das tut, endlich wieder alleine zu sein. Richard kocht viel (und ausgezeichnet!), wir baden im Pool und, man kann es ja sagen, es ist ja nichts Verbotenes dabei: Richy (nur im Urlaub darf ich ihn so nennen) und ich lieben uns den ganzen Tag.
     
    London, New York, Provence. Was fehlt in dieser Liste? Richtig: Oberhausen. Ich befürchte, dass mir auf die Frage »Wo würden Sie gerne leben?« Oberhausen erst einmal nicht einfallen würde. Wahrscheinlich würde ich selbst unter Gewaltandrohung nicht darauf kommen. Militanter Oberhausener hält mir eine Pistole an die Schläfe: »Nun sagen Sie schon: Welche Stadt fällt Ihnen noch ein?«
    Ich (wimmernd, durstig, mit den Nerven am Ende): »Ich weiß es wirklich nicht. Ich habe in den letzten 36 Stunden der Gefangenschaft alle Städte dieser Erde aufgezählt, die ich kenne.«
    Militanter Oberhausener: »Sie zwingen mich zu ungewöhnlichen Maßnahmen. Ich gebe Ihnen einen Hinweis. Woher komme ich?« (Zeigt Personalausweis.)
    Ich (sehe Licht am Horizont): »Oh ... Oh ... Oberhausen??«
    Militanter Oberhausener nickt zufrieden.
    Endlich frei.
     

     
    Am Gleis zwölf des Hamburger Hauptbahnhofs beginnt sie also: die Reise in die Stadt, von der ich bis vor Kurzem nur eine grobe Ahnung hatte, dass es sie in Deutschland gibt. Von der ich, ehrlich gesagt, bis vor Kurzem auch gar nichts wissen wollte. Oberhausen und Hannah Jensen. Das war eine friedliche Koexistenz, die niemandem geschadet hat.
    In einer Auswanderer-Doku habe ich neulich eine rothaarige Frau gesehen, die von Hannover nach Ghana ausgewandert ist. »Ich bin wegen der Liebe hergekommen«, sagte sie und sah beseelt in die Kamera. Nun, wahrscheinlich würde man über mich keinen Beitrag drehen, nur weil ich nach Oberhausen »ausgewandert« bin. Aber sicher würde man mich an einer Pommesbude irgendwann fragen: »Wolln Se Ketchup oder Mayo? Ach ja, warum sind Se eigentlich hierher nach Oberhausen gezogen?« Und dann, dann kann ich antworten: »Mayo und der Liebe wegen.«
    Oh Gott, wenn ich an Oberhausen denke, denke ich vor allem an Pommesbuden. Kein guter Start. Aber nun, was macht man nicht alles für einen Traummann? Nachdem ich Kevin Tarte zu Traummann Nummer eins erkoren hatte, schrieb ich sofort eine E-Mail an sein Management. Ich gab an, dass ich Journalistin sei (stimmte ja schließlich auch) und gerade an einem Artikel über die Entwicklung der Musicals in Deutschland arbeite. Daher würde ich gerne ein Interview mit einem Branchenkenner führen: Kevin Tarte.
    Schon zwei Tage später hatte ich eine Antwort. Ein Interview sei kein Problem, ich sollte einfach nach Oberhausen kommen. Nach der Show hätte ich dann Zeit, das geplante »Brancheninterview« zu führen. Ach herrlich, ich wusste schon immer, dass mir mein Job einmal nützen würde. Und, was mich noch gelöster stimmte: Auf Kevins Homepage stand nichts von »verheiratet« oder »in festen Händen«. Ich wäre allerdings noch glücklicher, wenn das Musical woanders spielen würde. Ob sie wohl planen, die Produktion nach Berlin zu verlegen?
    »Man gewöhnt sich an alles«, sagt Pia und lacht. Wir warten auf den IC 2115 nach Essen. In Essen muss ich umsteigen und mit der S-Bahn weiter nach Oberhausen fahren. Ja, richtig. Mit der S-Bahn! Ich hatte mir eigentlich fest vorgenommen, dass mein Zukünftiger aus einer Stadt stammen sollte, die über einen internationalen Flughafen oder zumindest einen Hubschrauberlandeplatz vor der Haustür verfügt. Wie würde denn eine Gisèle Bündchen nach Oberhausen kommen, wenn dort ihr Traummann wohnen würde? Sicher nicht mit der S-Bahn. Von Essen aus.
    »Wie sagt man so schön? Oberhausen – meine Perle?« Pia kann sich nicht mehr einkriegen vor Lachen. Sie lacht, als der Zug einfährt. Sie lacht, als ich einsteige, und sie lacht immer noch so breit, dass eine Banane quer in ihren Mund passen würde, als ich ihr ein wenig betrübt durch die Fensterscheibe zuwinke.
    Sie zeigt auf meine Papiertüte, die ich in der Hand halte. »Mach ich gleich auf«, forme ich mit den Lippen, was sie mit einer Wahrscheinlichkeit von 100 Prozent nicht verstanden

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