Fragmente des Wahns
er gedacht, dass dies der letzte Tag seines Lebens sein würde. Nie hätte er gedacht, dass dies das letzte Gespräch sein würde, das er mit seiner Freundin führte. Nie hätte er gedacht, sie nicht mehr lebend wiederzusehen.
Sandra verstaute die letzten Teller im Geschirrspüler, ehe sie sich ans Abtrocknen machte. Heute hatte es besonders lange gedauert, bis sie Leonie zum Einschlafen gebracht hatte, denn sie war noch immer von den Ereignissen des Tages überwältigt.
„Wo Papa? Papa heute ins Bett bringen?“, hatte Leonie gefragt.
„Er musste leider kurz weg, Liebes. Ich weiß, dass er versprochen hat, dich heute ins Bett zu bringen, aber er holt es nach. Versprochen.“
„Okay“, sagte sie nicht begeistert. Eine Viertelstunde später war sie endlich eingeschlafen und Sandra war seitdem mit aufräumen beschäftigt.
Das sich nähernde Motorrad konnte sie bereits von Weitem hören. Sandra öffnete das Küchenfenster, obwohl er noch gar nicht da war. Als Andreas durchs Fenster einstieg, war sie schon wieder mit dem Geschirr beschäftigt. Er trug wie immer seine Motorradkluft. Der Helm landete auf der Arbeitsplatte, die Handschuhe beließ er an.
„Du hast mich angerufen“, stellte er fest. „Ist Alex doch noch in die Arbeit verschwunden?“
„Ja“, antwortete sie kühl und abweisend.
„Na dann. Leonie schläft bereits, oder? Also wollen wir nach oben gehen oder es gleich hier treiben?“
„Nein, Andreas, deswegen habe ich dich heute nicht angerufen.“
„Warum dann?“ Er verstand die Welt nicht mehr. So war es seit gut einem halben Jahr. Sie rief an, sobald Alex aus dem Haus war, er kam mit dem Motorrad vorbei, welches niemand kannte und dann vögelten sie sich das Hirn aus dem Schädel, weil sein Bruderherz keinen Bock mehr darauf hatte.
„Ich kann das nicht mehr“, beichtete Sandra.
„Was? Warum nicht? Bekommst du jetzt Gewissensbisse? Alex hat nur noch seine Arbeit im Kopf und weiß überhaupt nicht mehr zu schätzen, was er an euch hat. Er braucht dir wirklich nicht leidtun.“
„Aber so ist es nicht. Ich meine, er liebt uns immer noch, das spüre ich.“
„Nur weil er heute mal bei der Geburtstagsfeier der Kleinen war? Ach komm schon.“
„Es ist nicht nur das.“
„Was dann? Habt ihr mal wieder nach zig Jahren miteinander geschlafen, oder was? Ich meine, er ist jetzt auch wieder in die Arbeit gefahren, oder? Hatte er nicht versprochen, es nicht zu tun?“
„Schon …“
„Also, was soll dann dieser ganze Mist. Du kannst mich nicht einfach behandeln wie ein Sexspielzeug. Du bist an mich herangetreten und hast mich verführt. Ich ließ es nur geschehen.“
„So siehst du das also?“
„Nein, Sandra, fang nicht so an. Du weißt, dass ich langsam mehr empfinde als nur Spaß am Sex. Komm mir nicht so.“
„Und du weißt, dass ich immer noch Alex liebe. Ich glaube langsam, dass das mit uns ein riesengroßer Fehler war.“
„Na toll“, Andreas drehte sich herum und schlug dabei eine Vase vom Küchentisch gegen die Wand. Die Scherben flogen wild umher. „Das war es dann also? Einfach so?“
„Andreas …“
„Nein!“, brüllte er, ging auf Sandra zu und packte sie fest am Hals. „Komm mir nicht so, Sandra! Wie kannst du es nur wagen, mich so zu behandeln!“
„Andreas, du tust mir weh.“
„Du mir auch! Verdammte Scheiße!“ Er ließ noch einmal von ihr ab und drehte sich herum. „Du weißt, dass ich mich in dich verliebt habe, dass ich alles für dich aufgeben würde. Und doch hast du dich für Alex entschieden, der dich wie ein Nichts behandelt. Ist das dein Ernst?“
„Du verstehst ihn falsch.“
„Nein, Sandra. Ich verstehe alles richtig. Doch glaube ja nicht, dass ich nicht wenigstens heute bekomme, weshalb ich gekommen bin.“
„Andreas?“
Dann stürmte er bereits auf sie zu. Er packte ihre Arme, zerrte sie herum und schleuderte sie auf den Küchentisch. Etliche Gegenstände fielen zu Boden und verwandelten sich dort in einen Scherbenregen. Sandra konnte sich nicht wehren.
„Andreas, bitte! Was tust du nur?“
„Ich lass mich nicht einfach so abwimmeln. Du gehörst zu mir, Sandra. Alex hat dich nicht verdient.“
Sein Griff um ihre Handgelenke wurde fester. Sie bekam es mit der Angst zu tun.
„Bitte, bitte hör doch auf damit. Das ist doch Wahnsinn, das willst du doch gar nicht!“
„ Da hast du allerdings recht.“
Andreas ließ von ihr ab, um ihr gleich darauf das Kleid vom Dekolleté abwärts aufzureißen. Ihr schwarzer,
Weitere Kostenlose Bücher