Fragmente des Wahns
keine Lust darauf hatte. Doch der Gedanke an Lilli und sein Versprechen ließ ihn ruhig werden. Er wollte einfach nach Hause und dafür würde er alles tun.
„Wir sind fertig“, waren Krümels wenige Worte, ehe sie ihre Hände von Alex nahm. „Würden Sie mir dann bitte zum CT-Raum folgen?“
„Natürlich.“
Alex schlüpfte in seine weißen Turnschuhe und folgte Krümel aus dem Krankenzimmer in den Flur und zum CT-Raum. Sie bot ihm einen der Stühle neben der Tür an und verabschiedete sich mit einem gequälten Lächeln.
Dann kehrte kurz Ruhe ein, bis Alex die Stimmen um ihn herum wahrnahm. Sie dröhnten in seinem Kopf und machten ihn fast wahnsinnig. Er wollte doch nur nach Hause, in sein kuscheliges Bett und ein wenig schlafen. War das zu viel verlangt?
Die Tür schwang auf und eine andere Krankenschwester winkte ihn herein. Sie war älter und breiter als Krümel und wirkte völlig teilnahmslos und demotiviert.
„Herr Schneider, nehmen Sie doch bitte auf der Liege dort Platz. Der Doktor kommt gleich und wird Ihnen den Ablauf erklären.“
Ein Kopfnicken, dann setzte er sich. Die Liege war eiskalt. Alex spähte kurz ins Innere des Tomografen und musste feststellen, dass die Röhre wirklich eng war. Und all das nur wegen des bescheuerten Suzuki Swift. Hätte er doch nur besser aufgepasst. Aber hätte er es überhaupt verhindern können? Schließlich konnte er sich noch immer nicht an den Unfall erinnern. Vielleicht war er vollkommen unschuldig und hätte es gar nicht verhindern können?
„Guten Morgen, Herr Schneider.“
Die Stimme gehörte einem kleinen, untersetzten Mann Mitte vierzig. Lichtes, graues Haar zierte sein Haupt, während eine Hornbrille seine grünen Augen umrahmte. Er reichte Alex seine Hand zur Begrüßung.
„Ich bin Doktor Kleinmeier, Ihr Neurologe für die nächsten Untersuchungen.“
„Freut mich“, sagte Alex, meinte es aber nicht so.
„Ich werde Ihnen jetzt kurz den Ablauf erläutern. Sie dürfen es sich jetzt auf dieser Liege bequem machen, die wir daraufhin ins Innere der Röhre fahren werden. Dort müssen Sie Ihren Kopf vollständig ruhig halten, da sonst die Aufnahmen nicht auszuwerten sind.
Sie bekommen von uns noch Kopfhörer und Musik zur Beruhigung. Zudem einen Notfallknopf, falls Sie es in der Röhre nicht mehr aushalten sollten. Aber bitte nur im äußersten Notfall betätigen.“
„Ich werde es schon überleben.“
„Das wollen wir doch hoffen, Herr Schneider.“ Kleinmeier wollte witzig zu sein, doch er war es nicht. „Nach einer gewissen Zeit wird Ihnen meine Assistentin ein Kontrastmittel injizieren. Da wir bereits eine Braunüle gesetzt haben, sollte Ihnen dieser Vorgang nicht auffallen. Keine Sorge.“
„Ich mache mir keine Sorgen, Herr …“, Alex hatte seinen Namen vergessen.
„Kleinmeier“, half dieser ihm.
„Herr Kleinmeier“, setzte Alex neu an. „Ich will nur diese Untersuchungen hinter mich bringen und dann nach Hause zu meiner Familie. Das ist alles.“
„Ich verstehe. Dann mache ich mich bereit für das CT. Meine Assistentin wird Sie bei den nächsten Schritten begleiten.“
„In Ordnung.“
Doktor Kleinmeier nickte, wandte sich von Alex ab und verschwand in den angrenzenden Raum. Nur wenige Minuten später kam die Krankenschwester.
Sie kam auf Alex zu, lächelte ihn kurz an, ehe sie einen Gegenstand aus dem Regal in der Nähe an sich nahm. Erst als sie in seine Reichweite kam, konnte er erkennen, dass es sich um Kopfhörer handelte. Die Schwester reichte sie ihm und Alex nahm sie dankend entgegen.
„Sie dürfen sich nun hinlegen und es sich bequem machen. Wenn alles bereit ist, werden wir Sie in die Röhre fahren und mit den Aufzeichnungen beginnen.“
Alex setzte die Kopfhörer auf und schon ertönte „OneRepublic“ mit ihrem Lied „All the right moves“. Er kannte diese Gruppe durch Zufall. Als er beim Autofahren mal wieder Radio gehört hatte, wurde die Musik dieser Ausnahmegruppe gesendet. Sie hatte ihn sofort in seinen Bann gezogen, obwohl Alex eigentlich nicht so auf diese neue Art von Musik stand. Erst jetzt legte sich Alex wie gewünscht auf die Schiene. Dann spürte er eine eiskalte Hand und ein Schauer durchzog seinen gesamten Körper.
„Tut mir leid, sind meine Hände immer noch so kalt?“, fragte die Krankenschwester nervös. Es schien ihr peinlich zu sein.
„Ein wenig“, log Alex. Er verstand Sie wegen der Musik kaum noch. Es störte ihn nicht weiter. „Ich bin nur erschrocken, das ist
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