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Fragmente: Partials 2 (German Edition)

Fragmente: Partials 2 (German Edition)

Titel: Fragmente: Partials 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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Gesundheit und Sicherheit aufs Spiel gesetzt hatte, um die Geheimnisse dieser Verbrecher zu schützen. Wenn sie den gleichen Preis zahlen wie der Junge, dann werden die nächsten Senatoren vielleicht nicht mehr denken, so etwas sei das Beste.«
    Marcus blickte zu Senator Hobb hinüber und fragte sich, warum der noch nicht das Wort ergriffen hatte. Er war der fähigste Redner im Senat, aber Marcus empfand ihn inzwischen als oberflächlich und manipulativ, sogar als opportunistisch. Außerdem hatte er Isolde geschwängert. Marcus bezweifelte, diesen Mann jemals wieder achten zu können, der keinerlei Interesse für sein ungeborenes Kind gezeigt hatte. Jetzt ging Hobb ebenso gleichgültig mit dem Urteil um. Warum hatte er sich noch nicht entschieden?
    »Ich glaube, Sie haben Ihren Standpunkt nun dargelegt«, sagte Kessler. »Weist und Delarosa wurden vor Gericht gestellt und verurteilt. Sie sind mit Handschellen gefesselt und werden in ein Straflager gebracht, wo sie für ihre …«
    »Sie werden auf ein idyllisches Anwesen auf dem Land geschickt, wo sie Steaks essen und für einsame Bauernmädchen den Deckhengst spielen dürfen«, fiel Woolf ihr ins Wort.
    »Hüten Sie Ihre Zunge!« Marcus zuckte zusammen, als er sah, wie zornig die Frau war. Er war mit Kesslers Adoptivtochter Xochi befreundet und hatte schon oft von diesem Zorn gehört. Woolf befand sich in einer wenig beneidenswerten Lage. »Wie auch immer Ihre frauenfeindliche Einstellung zu unseren bäuerlichen Gemeinschaften aussehen mag«, fuhr Kessler fort, »wir überstellen die Angeklagten keineswegs in ein Urlaubsdomizil. Sie sind Gefangene und kommen in ein Lager, in dem sie härter arbeiten werden, als Sie es je in Ihrem Leben getan haben.«
    »Wollen Sie die Gefangenen denn nicht ernähren?«, fragte Woolf.
    Kessler kochte. »Natürlich werden sie ernährt.«
    Woolf legte in gespielter Verwirrung die Stirn in Falten. »Werden Sie ihnen den Zugang zu frischer Luft und Sonnenschein verwehren?«
    »Wie sonst sollen sie auf einer Gefängnisfarm arbeiten, wenn nicht draußen auf dem Feld?«
    »Dann bin ich verwirrt«, entgegnete Woolf. »Bisher kommt mir das nicht wie eine Strafe vor. Senator Weist hat kaltblütig die Tötung eines seiner eigenen Soldaten befohlen. Es war ein junger Kerl, der seinem Befehl unterstand. Zur Strafe bekommt er nun ein weiches Bett, drei Mahlzeiten am Tag, frischere Lebensmittel als wir hier in East Meadow und alle Mädchen, die er sich nur wünschen kann …«
    »Sie reden immer wieder von Mädchen«, unterbrach ihn Tovar. »Was genau stellen Sie sich darunter vor?«
    Woolf hielt inne und starrte Tovar an, nahm ein Blatt Papier zur Hand und überflog es, während er sprach. »Vielleicht missverstehe ich auch den Grund dafür, dass die Todesstrafe abgeschafft wurde. Wir können niemanden töten, weil Ihren eigenen Worten zufolge nur noch fünfunddreißigtausend Menschen auf dem Planeten leben und weil wir nicht noch mehr Menschen verlieren dürfen.« Er hob den Kopf. »Trifft das zu?«
    »Wir haben mittlerweile ein Heilmittel für RM «, erklärte Kessler. »Das bedeutet – wir haben eine Zukunft. Wir können es uns nicht erlauben, auch nur einen Menschen zu verlieren.«
    »Weil wir die Menschheit erhalten wollen.« Woolf nickte. »Wir wollen uns vermehren und die Erde neu besiedeln. Selbstverständlich. Können Sie mir erklären, woher die Babys kommen? Oder sollen wir eine Tafel holen, damit ich es Ihnen aufmalen kann?«
    »Es geht nicht um Sex«, widersprach Tovar.
    »Damit haben Sie verdammt recht.«
    Kessler hob beide Hände. »Und wenn wir den Verurteilten einfach die Fortpflanzung verbieten? Sind Sie dann glücklich?«
    »Wenn sie sich nicht fortpflanzen dürfen, haben wir keinen Grund, sie am Leben zu lassen«, gab Woolf sofort zurück. »Nach Ihrer eigenen Logik sollten wir sie töten und fertig.«
    »Sie sollen arbeiten«, meinte Kessler. »Sie können Felder bestellen, sie können Weizen für die ganze Insel mahlen, sie können …«
    »Wir lassen sie nicht am Leben, damit sie sich fortpflanzen«, sagte Tovar leise. »Und wir halten sie auch nicht als Sklaven am Leben. Wir lassen sie am Leben, weil es falsch wäre, sie zu töten.«
    Woolf schüttelte den Kopf. »Verbrecher zu töten, ist …«
    »Senator Tovar hat recht.« Hobb stand auf. »Es geht nicht um Sex, Fortpflanzung, Hilfsarbeiten oder andere Themen, über die wir gestritten haben. Es geht nicht einmal um das Überleben. Wie gesagt, die Menschheit hat eine

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