Francisco Pizarro - Der Eroberer Von Peru
verschachert worden waren, für freie Bürger von Perú und befahl, sie nach ihrer Heimat zurückzubefördern. Selbst seine Audiencia erhob Gegenvorstellungen: er solle mit derlei scharfen Maßregeln lieber warten, bis er seinen Posten im Lande angetreten hätte. Ruhig und bestimmt erwiderte Nuñez, er sei hier nicht da, um die Kaiserlichen Gesetze zu erörtern, sondern um sie auszuführen, gleichgültig um Eindruck und Folgen.
Unter vorläufiger Zurücklassung des Gerichtshofs, von dem ein Mitglied erkrankt und nicht reisefähig war, segelte der Vizekönig nach Tumbez, um von dort aus zu Lande weiterzugehen. Zur Verwunderung der Spanier wie der Indianer ließ er sein und seines Gefolges Gepäck auf Maultiere laden, und wo eingeborene Träger notwendig waren, bezahlte er sie reichlich.
In Tumbez hatte man ihn bestens empfangen; auf seinem weiteren Marsche ließen die Begrüßungen in den Ansiedlungen immer mehr an Freundlichkeit zu wünschen übrig. Mit Mühe erreichte es Vaca de Castro, der von Kuzko nach der Küste eilte, daß sein Nachfolger in Lima mit den ihm gebührenden Ehren bewillkommnet ward. Er selber empfing ihn in tadelloser Weise. Es war am 17. Mai 1544.
XXXVII
An jenem Tage, wo sich Gonzalo Pizarro nach seinen Besitzungen in Porco und Potosi zurückgezogen hatte, war er durchaus nicht ein endgültig Verzichtender. Im Gegenteil; nur sagte er sich damals, die Stunde sei noch nicht gekommen, in der er dem ganzen Lande der erwünschte Machthaber sein werde. Das Reich, das er als treuer Helfer seines berühmten Bruders mit erobert hatte, hielt er vor Gott und der Welt für sein natürliches Lehen. Hatte ihn die Einsetzung des Vaca de Castro bereits erbittert: die Ernennung eines Vizekönigs sagte ihm klar, daß man am Hofe des Kaisers auch nicht im Entferntesten daran dachte, der Familie Pizarro die Regierung der Kolonie zu belassen. Gonzalo Pizarro galt in Alt-Kastilien als entlassener Offizier, der seine Schuldigkeit getan und außer seiner gewiß reichen Beute keine weiteren Ansprüche an den Staat hatte und hegen durfte.
Die Neuerungen, die Blasco Nuñez mit reichlicher Übereile einzuführen begann, machten ihn vom ersten Tage an verhaßt. Naturgemäß sah sich der um sein Hab und Gut besorgt gewordene Ansiedler nach einem Gegenführer um. Es bedurfte keiner Propaganda. In ganz Perú gab es nur einen, dem man die nötige Tatkraft zutraute: Gonzalo Pizarro.
Man hinterbrachte ihm die vermutlich erdichtete Nachricht, Nuñez habe sich scharf gegen Pizarro geäußert. Unter Anderm sollte er gesagt haben: Man dürfe das Land nicht länger in den Händen von Schweinehirten belassen. Das wäre eine taktlose Anspielung auf die fragwürdige Erziehung von Francisco und Gonzalo Pizarro gewesen. Auch munkelte man von großen Prozessen gegen die Inhaber von Repartimientos und dergleichen.
Gonzalo Pizarro hatte sich weniger vorzuwerfen als sonst welcher Führer in den amerikanischen Kolonien, und selbst Nuñez würde sich wohl schwer gehütet haben, dem populären General etwas am Zeuge zu flicken. Gleichwohl lieh Gonzalo allem törichten Gerede ein williges Ohr, bis er sich schließlich einbildete, Blasco Nuñez sei von vornherein sein persönlicher wie politischer Gegner.
Als ihn, zu Beginn des Sommers 1544, die Bürger von Kuzko aufforderten, ihre Sache zu vertreten, leistete er dem Rufe Folge. Er kam an der Spitze von zwanzig Rittern und ward als Generalverweser von Perú begeistert begrüßt. Erfreut und zuversichtlich nahm er diesen Titel an unter der Bedingung, daß man ihn auch zum Generalkapitän der Kolonie erkläre. So wenig es in der Absicht der Ansiedler lag, einen neuen Bürgerkrieg unvermeidlich zu machen, erfüllten sie ihm doch seinen wohlberechneten Wunsch. In bescheidener Haltung nahm er diese entscheidende Würde entgegen. »Ich habe dies nur getan«, schrieb er später in seinem beachtenswerten Bericht an Pedro de Valdivia, »für den Kaiser, für Indien, vor allem für Perú.«
Alsbald begann Pizarro seine Vorbereitungen. Zunächst ließ er die sechzehn Geschütze des seligen Pedro de Candia aus Huamanga holen. Tausend Indianer hatten die Ehre, dabei Vorspann zu leisten. In kurzer Zeit war ein wohlgerüstetes Heer von 400 Mann auf den Beinen; davon war die Hälfte vorzüglich beritten. An Geld fehlte es dem reichen Manne nicht.
Noch immer war der alte Obrist Francisco de Carbajal im Lande, und zwar im Silbergrubengebiet von Charkas. Als dort die Nachricht von den neuen Verordnungen
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