Francisco Pizarro - Der Eroberer Von Peru
wider die Repartimientos bekannt ward, beschloß er abermals, nach Alt-Kastilien zurückzukehren. Aber es fand sich keine Gelegenheit. Der Vizekönig ließ niemanden mit Reichtümern aus dem Lande heraus. Pizarro benutzte die ärgerliche Laune des alten Feldherrn und ließ ihm die Aufforderung zugehen, den Befehl über sein Heer zu übernehmen. Carbajal ließ ihm antworten, er sei achtzig Jahr alt und sehne sich nach seiner Heimat. Und doch gab er schließlich nach und erschien in Kuzko.
Inzwischen tat Blasco Nuñez alles, um die Einschränkung der Eingeborenenarbeit zu erzwingen – im Gegensatz zu Antonio de Mendoza, dem Vizekönige von Mexiko, der die neuen Verordnungen zunächst nicht durchführte, sondern Vorstellungen dagegen beim Kaiserlichen Hofe erhob und damit voll staatsmännischer Klugheit und Umsicht die innere Ruhe seiner Kolonie rettete. Wohl vernahm Nuñez vom Eintreffen Pizarros in Kuzko und von seinen Rüstungen, aber in seiner Unkenntnis der Verhältnisse und Charaktere machte er sich keine Sorgen.
Um diese Zeit fand Inka Manko, der letzte König von Perú, seinen Tod. Er hatte nach der Niederlage der Chilianer eine Anzahl von ihnen in seinem Lager in der Sierra aufgenommen. Bei einem Streit erschlugen die Spanier den Fürsten. Einzelheiten sind unbekannt. Den Mord büßten alle andern Weißen mit ihrem Tode. Mit Inka Manko verlosch die stille Hoffnung der Peruaner, die alte Freiheit wiederzugewinnen.
Pizarro hatte aussprengen lassen, er rüste einen Zug gegen den Inka, der nach wie vor zuweilen das Land unsicher gemacht hatte. Jetzt ließ er die Maske fallen und trat den Vormarsch auf Lima an. Unterwegs wurde ihm eine Anzahl angesehener Ritter untreu, angeblich weil sie sich nicht damit befreunden konnten, daß Pizarro in Kuzko Staatsgelder in seine Kriegskasse hatte wandern lassen. Wahrscheinlicher aber waren diesen Herren die Herzen in die Hosen gerutscht. An Stelle der Abgefallenen traten reichliche andre aus den Ansiedlungen, die man auf dem Marsche berührte, so daß sich die Kopfzahl des Heeres langsam verdoppelte.
Der Weg führte über die Ebene von Chupas. Carbajal geleitete Pizarro in die Stellungen und erläuterte ihm die damaligen Vorgänge.
Jetzt rüstete auch Blasco Nuñez. Er rief alle felddienstfähigen Bürger zu den Waffen, goß Kanonen aus den Kirchenglocken und griff gleichfalls tief in die Staatskassen. Um genügend Truppen, Pferde und Maultiere zu bekommen, zahlte er hohe Handgelder und anständige Preise.
Mitten in diesen Vorbereitungen traf die Audiencia in Lima ein. Unterwegs hatte sie sattsam erfahren, welche Folgen die neuen Verordnungen, gegen deren buchstäbliche Ausführung sie sich bereits in Panamá erklärt hatten, nach sich zogen: die völlige Zerrüttung der Ruhe und Ordnung im Lande. Der Lizentiat Cepeda war der Wortführer der drei anderen, ein Ränkeschmied, der die Autorität seines Vorgesetzten zerstörte.
Nuñez beging Mißgriff über Mißgriff. Um den passiven Widerstand der Bürgerschaft zu brechen, ließ er ehrenwerte Leute verhaften, so auch den bisherigen Statthalter Vaca de Castro, ohne triftige Gründe. Bei einem Wortwechsel in seinem Hause erstach er einen angesehenen Ritter.
Als nun Pizarro mit seinem Heere näher kam und in Xauxa stand, beging Nuñez seine letzte Torheit. Er ordnete an, die Stadt Lima solle geräumt werden, da sie gegen den Feind nicht zu halten sei. Er wollte sich mit dem Heere und der Bürgerschaft nach Truxillo zurückziehen. Alle Frauen und alle Habe sollten auf Schiffen fortgebracht werden.
Dem widersetzte sich die Audiencia. Nach einer nächtlichen Sitzung verhaftete sie, unterstützt vom Volke, den Vizekönig, erklärte ihn für abgesetzt und schickte ihn unter einer Bewachung nach Spanien zurück. Sodann eröffnete man die Unterhandlung mit Pizarro. Dieser empfing die Gesandtschaft, die ihn aufforderte, die vorläufige Regierung der Audiencia in Lima anzuerkennen.
Pizarro erwiderte, das Volk von Perú habe ihn zum Nachfolger seines Bruders berufen, und er forderte seinerseits die Audiencia auf, ihn schleunigst zum Statthalter auszurufen, andernfalls werde er die Stadt erstürmen und der Plünderung preisgeben.
Durch diesen groben Bescheid gerieten die vier Pandektenhelden in die größte Verlegenheit. In ihrer Angst wandten sie sich an Vaca de Castro, der noch immer auf einer der Karavellen im Hafen in Arrest saß. Was er ihnen rate? Vaca hüllte sich in kluges Schweigen.
Inzwischen traf der Obrist Carbajal,
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