Frank Bsirske macht Urlaub auf Krk: Deutsche Helden privat (German Edition)
angebrüteten Klone aus den Sümpfen das Geschehen, und das so anständige Bürgertum muss weiter darben.
3. PATRICK DÖRING
Ist die Katze gesund, freut sich der Mensch
Gleich hat er die Alte so weit. Als erfahrener Versicherungsmakler spürt man so was. Sie hat schon mal den schwersten aller Anfängerfehler gemacht und ihn tatsächlich REIN-GEBETEN. Hat natürlich mit Einsamkeit zu tun. Diese alten Schachteln haben einfach keinen mehr zum Reden und lassen sich zur Not auch von den Zeugen Jehovas vollsülzen. Im Grunde viel zu leichte Beute für einen erfahrenen Jäger wie ihn. Intern nennen sie solche Abschlüsse deshalb gern «Zombi-Skalpe».
Da sitzt Patrick Döring also auf dem Sofa unter dem röhrenden Hirsch und beobachtet, wie die Oma ihm drüben in der Küche einen Kaffee macht. «Jetzt bloß nicht aufhören, sie zuzutexten», denkt er sich. Regel Nummer eins: Der Kunde darf nie zum Nachdenken kommen.
«Frau Matzuweit, ich weiß, das klingt immer erst mal bescheuert: Haustierversicherung. Warum soll denn mein Tier so ’ne Art Krankenversicherung brauchen? Aber ich könnte Ihnen da Geschichten erzählen … Hier: In meiner Nachbarschaft, älterer Herr, ungefähr Ihr Alter glaube ich, hatte ’nen Schäferhund-Mischling. Ganz süßer Rüde. Und jetzt stellen Sie sich vor: Der Hund kriegte mir nichts, dir nichts ’ne schwere Herzklappenentzündung.»
«Nein!», ruft Frau Matzuweit aus der Küche.
«Doch! Und jetzt kommt’s ja erst: Das Einzige, was den Hund retten konnte, war eine künstliche Herzklappe. Gibt’s auch für Hunde – aber kostet ein Vermögen. Der Mann hatte keine Krankenversicherung für das geliebte Tier, und wissen Sie, was der machen musste? In seiner Not?»
Frau Matzuweit schüttelt, vor lauter Spannung wie elektrisiert, den Kopf. Sie ist inzwischen mit dem Kaffee zurück im Wohnzimmer.
«Der musste für die Hunde-Herzklappe sein HAUS verkaufen, Frau Matzuweit! Sein HAUS. Der Mann wohnt jetzt im HEIM! Und wissen Sie, was das Traurigste ist, Frau Matzuweit?»
Wieder ein Kopfschütteln.
«Im Altenheim darf er keinen Hund halten. Er musste seinen lieben Schäferhund weggeben. Zu fremden Leuten. Und das alles nur, weil der Hund keine Krankenversicherung hatte.»
Frau Matzuweit hat jetzt eindeutig feuchte Augen. «Bingo! Die Alte ist so was von fällig», denkt Döring.
«Ja, aber Herr Döring … ich hab doch gar keinen Hund.»
Kleiner Rückschlag. Aber so was macht den erfahrenen Versicherungsmann nur noch heißer.
«Ja gut, Frau Matzuweit, das war auch nur ein Beispiel. Wir haben natürlich noch viele andere tolle Versicherungsprodukte für Tiere im Angebot. Zum Beispiel eine sehr gute Berufsunfähigkeitsversicherung.»
«Ach. Sind denn heutzutage viele Tiere berufstätig?»
«Klar. Denken Sie nur mal an die ganzen Blindenhunde. Ich hatte erst letztes Jahr den Fall, dass so ein Blindenhund SELBER erblindet ist. Da machst du als Besitzer aber drei Kreuze, wenn du für so einen rechtzeitig ’ne Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen hast, das kann ich Ihnen aber sagen! Hahaha!»
Obwohl er sein sympathischstes Lachen einsetzt, spürt Patrick Döring doch, dass er das Wild noch nicht erlegt hat. Und tatsächlich kommt die olle Reichsbedenkenträgerin direkt mit dem nächsten Einwand.
«Das glaub ich ja alles gern, Herr Döring, aber sehen Sie, die Sache ist die … Ich hab überhaupt keine Haustiere. Auch keine berufstätigen. Ich hab höchstens mal überlegt, ob ich mir vielleicht ein Aquarium zulegen soll.»
Jetzt hat er sie.
Autogrammkarte von Patrick Döring – das Kleine in der Mitte ist sein Kopf.
«Ha! Frau Matzuweit, sagen Sie das doch gleich! Darf ich vorstellen? Das neuste Premium-Produkt aus dem Hause Agila Haustierversicherung: Tataaaaa … Die Wasserschadensversicherung für Zierfische! Jetzt kommen Sie, Frau Matzuweit!»
«Patrick?»
«Hm?»
Blöde Sache. Der Lindner hat ihn angesprochen und guckt jetzt so fragend. Ausgerechnet jetzt muss der Streber ihn anquatschen, wo er mal ganz kurz in die eigene Vergangenheit abgetaucht ist, zu einem seiner Lieblingsabschlüsse.
«Patrick, wolltest du dazu noch was sagen?»
Mist. Wovon er wohl spricht?
«Äh … nö.»
Die FDP-Vorstandsklausur geht weiter.
«Tja, das waren noch Zeiten, als ich beruflich was Seriöses gemacht habe!» – Mehr als einmal ertappt sich der Generalsekretär der Liberalen im Lauf der Tagung bei diesem Gedanken.
Patrick Döring, Generalsekretär der FDP,
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