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1352 - Beute für den Sensenmann

1352 - Beute für den Sensenmann

Titel: 1352 - Beute für den Sensenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Er hatte nicht richtig begriffen, in welcher Gefahr er sich befand.
    Vor kurzem erst war er aus seinem Rausch erwacht. Er war noch angetrunken und sah deshalb die Welt aus anderen Augen. Wohl auch das Skelett, das er nicht richtig ernst nahm, denn über sein Gesicht huschte ein debiles Grinsen.
    Es war der Augenblick, an dem sich die Starre der rothaarigen Frau löste. Lilian holte tief Luft. Dabei verzerrte sich ihr Gesicht, und sie begann zu schreien.
    »Orrryyy…!«
    Der Glatzkopf schaute sie an.
    »Weg, Orry, weg!«
    Der reagierte nicht. Die Gestalt, die sich auf ihn zu bewegte, hat ihn stark in ihren Bann gezogen. So stand nach wie vor Ungläubigkeit als Ausdruck in seinen Augen. Möglicherweise dachte er auch an einen Scherz. Dieser Gedanke verschwand sehr schnell, als ihn der erste Schlag mit einer Knochenfaust traf.
    Orry hörte es noch knacken. Ob es sein Kiefer war oder das Gebein des Angreifers, das wusste er nicht. Der Mann mit dem Bart und der Glatze flog zurück. Er landete rücklings auf dem alten Sofa, und erst jetzt merkte er, dass mit seinem Kinn etwas nicht stimmte. Glühender Schmerz schoss durch seinen Kopf, aber er blieb klar. Sein Gehirn war nicht mehr durch den genossenen Alkohol vernebelt, und mit Schrecken erkannte er, dass dieser verfluchte Knöcherne keine Rücksicht kannte.
    Mordbereit stürzte er auf Orry zu!
    Wäre Orry nüchtern gewesen, hätte er bestimmt etwas dagegen getan. Aber er war nicht nüchtern, und so musste er hinnehmen, wie der Knöcherne auf ihn zu stürzte.
    Seine Freundin hatte zugeschaut. Sie wusste genau, wie gering die Chancen ihres Freundes waren. Genau das wollte sie ändern. Sie hielten zusammen. Sie waren bisher durch Dick und Dunn gegangen, und das sollte auch jetzt so bleiben.
    Lilian dachte nicht mehr weiter nach. Auch nicht darüber, dass sie sich selbst in Gefahr begab. Für sie war Orry wichtig, sie wollte nicht, dass das Skelett ihn tötete.
    In der folgenden Zeit hatte sie ihr Denken ausgeschaltet. Sie handelte nur. Das Skelett achtete nicht auf sie, denn es hatte am Rücken schließlich keine Augen. Und so griff Lilian es an. Sie schaffte es auch, ihren Ekel zu unterdrücken, als sie mit beiden Händen in das Knochengerüst hineinfasste.
    In dem Moment der Berührung brach zwar keine Welt für sie zusammen, doch es gab etwas anderes, mit dem sie in den ersten Sekunden nicht fertig wurde.
    Die Knochen hielten sie fest. Ihre Hände langens und links und rechts neben dem Schädel auf den Schultern. Und doch hatte sie den Eindruck, keine Knochen zu umfassen, sondern Stücke, die zwar hart aussahen, aber aus weichem Fleisch bestanden.
    Weiche Knochen.
    Fast wie Gummi.
    Es war für Lilian der gefühlte Horror. Sie glaubte, nicht mehr in der normalen Welt zu leben. In ihrem Kopf explodierten die Gedanken, und sie bekam noch mit, wie sich die unheimliche Gestalt unter ihrem Griff drehte.
    Zwar schrillten in ihrem Inneren 1000 Alarmsirenen, doch sie zog keinen praktischen Nutzen daraus. Sie glaubte, dass ihre Hände auf der Masse klebten, und so musste sie zwangsläufig die Bewegung mitmachen, bis ihre Hände von diesem Gerippe abrutschten.
    Es hatte sich gedreht.
    Lilian Dexter schaute genau in diese Fratze hinein und wünschte sich weit weg. Genau das war nicht möglich, denn das verdammte Skelett hatte noch etwas mit ihr vor.
    Es bewegte seinen Kopf.
    Ein kurzer Ruck nur, dann der Treffer!
    Die Stirn des Knochenschädels prallte gegen ihre Stirn. Sie hat noch nie derartige Sterne gesehen und nur darüber gelesen. Jetzt allerdings sah sie sie auch. Für die nächsten Sekunden war sie wie betäubt. Sie konnte sich wieder frei bewegen und torkelte einige Schritte zurück.
    Dabei wusste sie nicht mehr, wo sie sich befand. Zwar hielt sie die Augen offen, doch ihr Blick war umflort, erst als sie mit dem Rücken gegen einen Widerstand stieß, kam sie wieder zu sich und sah das Schreckliche.
    Orry lag auf der Couch.
    Der Knöcherne kniete über ihm und gab ihm keine Chance. Lilian sah es nicht genau, aber der Haltung nach zu schließen, musste er die Klauen um die Kehle ihres Freundes geklammert haben, um ihn zu würgen und dann zu töten.
    Lilian sah plötzlich klar. Sie wusste, dass dieses Geschöpf ihrem Freund keine Chance zum Überleben geben würde. Es war gekommen, um ihn umzubringen, und Lilian hatte nicht die geringste Chance, dies zu verhindern.
    Diese Wahrheit erkannte sie verdammt deutlich. Und genau dieses Erkennen sorgte für ihren eigenen

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