Frank Bsirske macht Urlaub auf Krk: Deutsche Helden privat (German Edition)
Juni 2012: Oskars Garderobe ließ keine Zweifel aufkommen, wo der Hammer hing.
Sahra nimmt Opas Redemanuskript zur Hand. Seit einigen Jahren schon frisiert sie das demente Gefasel in halbwegs stubenreinen Sozialismus um. Der Titel seiner heutigen Rede lautet: «Der Endsieg über Gerhard Schröder ist erreicht». Opa rechnet vor, dass er den alten Widersacher nun auch in serieller Monogamie eingeholt hat – auch er habe mit Sahra zum vierten Mal eingelocht, liege aber in der Disziplin «Altersabstand zum Gespons» neun Jahre vor dem Hannoveraner, weil Doris schon neunundvierzig ist.
Im ewig gültigen Schwanzvergleich der Sozialdemokraten geht es jedoch nicht nur um die Flachlegekompetenz. Neu hinzugekommen sind seit Schröder die Sparten «Eklige Freunde» und «Pipelines». Da liegt Gerd mit Maschmeyer und Putin ziemlich weit vorne, Opa kann nur die Pissetrinker Hugo Chávez und Konstantin Wecker vorweisen, weil Sahra immer noch keine Einladung bei Egon Krenz klargemacht hat. In Sachen Pipeline hofft Opa auf eine Röhre von Usbekistan durch die sozialistischen Bruderländer Abchasien, Bergkarabach und Transnistrien, zu denen er seit Jahren geheime Beziehungen unterhält. Wenn sie ihm die Pipeline bauen, hat er versprochen, wird er die ganze Bande in die EU einschleusen.
«Väterchen, wir müssen los», ruft Sahra, nimmt ein Feuchttuch aus dem Spender im Bad und wischt Oskar die Spucke vom Kinn, bevor sie das Hotelzimmer verlassen.
Kurz erklärt: Saarland
Das Saarland ist ein Teil Frankreichs, den dieses aus Rache für den Zweiten Weltkrieg 1956 an die Bundesrepublik Deutschland abgetreten hat. Die Eingliederung in das junge Staatsgebilde kann als weitgehend gescheitert betrachtet werden. Weder konnte sich die dortige Montanindustrie behaupten, noch setzte sich Hochdeutsch als Amtssprache flächendeckend durch. Deshalb nennt man das Saarland auch «die kleine DDR» (Erich Honecker war Saarländer). Umso unverständlicher erscheint es, dass nach diesem misslungenen Versuch der Kolonisation 1990 noch einmal der gleiche Fehler begangen wurde.
4. LENA MEYER-LANDRUT
Sternschnuppe des Restbürgertums
Und es kam der Tag, da hatten alle Anständigen im Reich die Schnauze gestrichen voll von dieser geschmacklosen Kaputtenkultur. Sie wollten sie nicht mehr sehen, diesen ganzen rappenden Migrationshintergrund, die lese- und rechtschreibgeschwächten Prekarierwachteln und deren gepiercte Freundinnen mit dem Speckreif überm Arschgeweih. Schluss! Aus! Irgendwo in diesem Land musste es doch noch Adoleszente geben, die die Plackerei der Aufzucht lohnten. Nicht diese Ausschussware, langzeitarbeitslos schon seit der vierten Zellteilung.
Und als das Elend am größten war und keiner mehr glaubte, in dem Meer missratener Bastarde ließe sich noch ein Goldstück heben, da trat Stefan Raab auf den Plan, Menschenfischer und Metzgerssohn. «Seht her», sprach er, «ich werde euch ein Mägdelein bringen, holder und bezaubernder, als ihr es verdienet.» Und so geschah es dann alsbald: Der Raab zog seine Schleppnetze durch den Morast, und siehe, eine Jungfer verfing sich dort, unschuldig wie ein frischgeschächtetes Lamm, Lena geheißen. Weder war sie alleinerzogen, noch politically correct pigmentiert, sie sprach reinstes Hochdeutsch, selbst wenn sie Vokabeln des Packs im Munde führte, ging brav aufs Lyzeum, verhüllte nicht ihr Großhirn mit dem Kopftuch, und war – so schien es – von Sex und Drogen gänzlich unberührt.
Gemein: ProSieben hat die Pfote eines Weißhandgibbons in das niedliche Foto reinretuschiert.
Schon glaubte man, der Raab züchte im Verlies von Pro-Sieben Kreaturen wie diese, so unwirklich erschien das Mädchen Lena. Zwar war sie kaum anders als die Nachbarsmädchen oder gar die eigene Tochter, doch war man längst überzeugt, dass die Medienwelt den Freaks und Arschgeigen gehöre. Umso verzückter gerierte sich das bürgerliche Publikum, als es der eigenen Kultur im Fernsehen begegnete. Und nicht da, wo man sie erwartete, im Streichquartett die Fidel zupfend, sondern in der U-Kultur, bisher Revier der gepiercten Spaguffen und ihrer speckigen Bräute. «Hoppala», machte es da im Hirn der Leistungsträger, «wir sind wieder wer. Wenn unsere Lena in Oslo singt, so sind wir jetzt schon in heimischem Felde unbesiegt. Vade retro, Prekaria! Das Land soll unser wieder sein!»
Doch so urplötzlich, wie er gekommen war, der Sommer der Hoffnung, so schnell ging er auch vorüber. Jetzt beherrschen wieder die
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