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Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Titel: Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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überzogen; man brauchte eine kleine Armee von Priestern, um sie zu bewegen.
    »Die Truhe ist nichts verglichen mit den Goldschätzen, die Dadua versteckt hat. Wir haben hunderttausende von Talenten in Gold und Silber mitgebracht. Ein solcher Reichtum wäre selbst zu deiner Zeit noch eindrucksvoll.«
    Trotz der Inflation?
    RaEm war mit ihrer Theatervorstellung noch nicht am Ende. »Durch die Kraft der Götter der Luft und des Sturmes, durch Ba’als eigene Blitze wird dieses einsame Totem eures einsamen Gottes bis in Gottes eigenen Thronsaal fliegen!«
    Wie auf Kommando schlug ein Blitz in den Berg ein. Alle sprangen zurück. Statik knisterte in der Luft. Ich blickte auf die Stangen, die Schilde, die Lade. »Sie will, dass der Blitz in die Bundeslade einschlägt?«, überlegte ich laut.
    Wie das? Blitzableiter waren dazu da, die Blitze anzuziehen und sie auf diese Weise von anderen Dingen abzulenken. Wollte sie ...? Plötzlich schubste Cheftu mich beiseite und rettete mir dadurch das Leben. Ich sah nach unten. Wo ich gestanden hatte, zitterte ein Pfeil im Boden. Ich kniete daneben nieder. Hauchdünne Golddrähte hingen wie jüdische Schläfenlocken in winzigen Spiralen vom Schaft herab.
    Blitz und Donner setzten gleichzeitig ein.
    »Chloe«, schrie Cheftu über den heulenden Wind hinweg, »wenn diese Truhe geöffnet wird, wenn sie nur einen Spaltbreit offen steht, dann kann das eine Katastrophe auslösen.«
    »Wieso?« Ich versuchte immer noch, die Sache mit dem Pfeil zu verarbeiten.
    »Die Pest.«
    Ich blickte wieder auf die Lade, die inmitten der goldenen Schilde thronte. »Sie hat eine grausamere Waffe, als ihr bewusst ist«, murmelte ich.
    »Die Priester wissen das«, antwortete er.
    Ich kaute auf meiner Lippe und versuchte verzweifelt, mir den Physiklehrstoff aus der achten Klasse wieder ins Gedächtnis zu rufen. »Gold ist ein elektrischer Leiter«, sagte ich. »Falls der Blitz einschlägt, wird er nur das zerstören, was er trifft. Die elektrische Ladung wird nicht ausreichen -«
    »Siehst du die Drähte?« Cheftu brüllte beinahe. Ich kniff die Augen gegen den Regen zusammen. »Sie verbinden alles miteinander, die Schilder mit den Stangen und der Truhe!«
    »B’seder«, bestätigte ich. »Dann haben wir wirklich ein Problem.« Ein Blitzeinschlag, dann würde die Spannung, falls sie das Gold nicht augenblicklich schmelzen ließ, schließlich und endlich in die Truhe überspringen. »Würden die Flöhe bei einem Blitzschlag nicht verbrennen?« Ich trat von einem Bein aufs andere.
    »Es reicht, wenn ein, zwei Flöhe überleben, und die Krankheit geht auf die Tiere, die Kleider und Möbel über. Den schwarzen Tod wird man nur los, wenn man die Toten mitsamt all ihren Habseligkeiten verbrennt.«
    RaEm zählte immer noch auf, wie viel Gold sie wollte: das gesamte Gold, das N’tau und Cheftu aus der Wüste von Gottes Berg in Midian mitgebracht hatten. Ägyptisches Gold, wie RaEm behauptete. Sie hatte Recht, doch die Ägypter hatten das Gold am Vorabend des Exodus den Israeliten geschenkt, als diese noch Apiru gewesen waren.
    Ein Blitz schlug in das Tal westlich von uns ein. War das Zentrum des Sturmes bereits weitergezogen? Der nächste Pfeilhagel stieg zum Himmel auf. Die Blitze würden zurückkehren. Irgendwie zog RaEm sie an. Halbwissen konnte sich als sehr gefährlich erweisen.
    N’tan sprach uns von hinten an. »Was rätst du uns? Was sagen die Steine?«
    »Sie liegen wie tot in meinen Händen«, erklärte Cheftu.
    »Zu viel statische Spannung«, vermutete ich.
    »Zieht eure Schuhe aus.« N’tan deutete auf unsere Füße. »So verlangt es das Gesetz auf diesem Berg, vor Shaday und dem Thron.«
    Natürlich, denn barfuß war jeder geerdet, der die Lade berührte oder ihr so nahe kam, dass die Spannung überspringen konnte. »Wir müssen den Stromkreis durchbrechen«, meinte ich, wobei ich durch den Regen zu den Drähten spähte. Und auf die vielen Soldaten zwischen ihnen und uns.
    »Wie?«
    Er fragte nicht, ob das geschehen würde, sondern nur wie? »Glaubst du mir?« Ich war verdutzt.
    N’tan wischte sich das Wasser aus dem Gesicht. »Feuer kommt vom Himmel nieder, es verbrennt die Felder, Häuser, Dörfer. Ich weiß, was ein Blitz anrichten kann. Irgendwie lockt sie ihn an. Aber was wird dadurch mit dem Thron geschehen?«
    »Bumm! Die Lade zerspringt möglicherweise in tausend Stücke«, antwortete Cheftu. Es gab keine korrekte Übersetzung für »Explosion«. »Dadurch könnten die Flöhe freikommen und

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