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Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Titel: Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Chesedfließt wie ein Bächlein Deinem Volke zu und nährt uns wie bestes Korn. So hast Du das Land bebaut. Mit dem Wasser Deiner Worte tränkst du uns, besänftigst Du uns, machst Du uns fruchtbar wie das Land.
    Du segnest sein Gewächs. Du krönst das Jahr mit Deinem Gut, die Marktkarren fließen über vor Reichtum, die Weiden in der Steppe nehmen kein Ende; und die Hügel sind erfüllt mit Freude. Die Anger sind voller Schafe, und die Auen stehen dicht mit Korn. Das ganze Land singt und jubiliert unter Deinen Gaben.«
    »Sela«, antworteten wir im Chor.
    RaEm führte sie durch die Nacht und durch den strömenden Regen. Ihre Rüstungen waren mit Schlamm überzogen; nirgendwo glänzte Metall, nirgendwo funkelte eine polierte Stelle. Sie kam an dem Baum an und öffnete ihn. Hiram war längst nicht so raffiniert, wie er glaubte.
    Dann hinunter in die Tiefe, in die Dunkelheit. Nur dass sie diesmal eine Lampe dabeihatte. Beim ersten Mal hatte Zakar Ba’al sie zu verwirren versucht, indem er im Kreis gegangen war und keine sichtbaren Merkmale hinterlassen hatte. Doch unter ihren Füßen hatte sie weichen Boden gespürt. Jeder Schritt war wie ein Wegweiser. Jetzt brauchte sie nur die Lampe anzuheben und konnte leicht den Schritten dutzender Arbeiter in die Stadt folgen.
    Wenn man es nicht darauf anlegte, jemanden in die Irre zu führen, war der Weg erheblich kürzer.
    Sie kamen unterhalb des Speiseraums vorbei, wo sie die gedämpften Klänge von Daduas Kinor hören konnten. Dann durch die kleineren Kammern bis in die Schatzkammer. »Passt auf«, sagte sie zu den Männern. »Nehmt nur das, was ich euch befehle. Nichts weiter. Nicht ein einziges Stück, das ich nicht aufgezählt habe. Alles dient einem ganz bestimmten Zweck, einer Macht, die nur ich beherrsche. Habt ihr das verstanden?«
    »Jawohl, Meine Majestät«, bestätigten sie leise.
    Sie sah einen nach dem anderen an und fragte sich, wer von ihnen der Versuchung wohl erliegen würde, wer die Kammer nicht wieder verlassen würde. »Dort sind Schilde aus Gold und Silber. Nehmt alle mit. Außerdem findet ihr dort Rollen mit Draht und Kabeln aus Gold, Kupfer und Bronze. Auch die nehmt ihr mit.«
    Sie nickten, und RaEm öffnete die Tür. Die Soldaten waren bestimmt geblendet, doch sie waren diszipliniert. Sie nahmen die Schilde von den Wänden und hoben die aufgewickelten Drähte und Kabel vom Boden auf. RaEm winkte sie heraus, und ein Mann nach dem anderen kehrte in den Gang zurück, jeder mit zwei Schilden und einer über die Schulter gehängten Rolle beladen.
    Dann sah sie ihn; er war jung und nervös. »Halt«, sagte RaEm. Er blieb stehen, die dunklen Augen vor Angst geweitet. »Ich habe dir doch befohlen, nichts mitzunehmen außer den Dingen, die ich aufgezählt habe.« »Meine Majestät! Das habe ich auch nicht! Wirklich nicht!«, protestierte er.
    Die anderen sahen zu. Sie hatten ihn noch nie leiden können, das hatte sie aus ihren Reaktionen geschlossen. »Du hast die Frechheit, mich anzulügen?«
    »Meine Majestät -« Er warf sich zu Boden und sprudelte los: »Ich schwöre bei der Ma’at, bei den Hörnern Hathors -«
    »Und nun beleidigst du mich auch noch, indem du bei Göttern schwörst, die es gar nicht gibt!«
    Bibbernd lag er ihr zu Füßen. »Ich habe nichts getan, Meine Majestät«, sagte er. Doch seine Stimme war weicher geworden. Ihm war klar, dass er nicht mehr zu retten war.
    »Steh auf.«
    Er schauderte noch einmal, dann reichte sie ihm die Hand. Als er sich erhob, breitete sich eine eigenartige Miene auf seinem Gesicht aus. Er öffnete die Hand und zeigte ihr einen goldenen Ohrring, einen jener Ohrringe, die zufällig neben der von ihm aufgehobenen Drahtrolle gelegen hatten. Sein Blick traf auf RaEms. Er wusste Bescheid und verstand. In diesem Augenblick wich auch der letzte Schatten kindlichen Vertrauens in seinen Augen.
    Wie sagte man noch in Chloes Welt? Das Leben kann ganz schön beschissen sein?
    »Du stirbst für Ägypten.« RaEm senkte die Klinge in seinen Körper. Er wandte die Augen nicht von ihr ab. Sein Blick war fest auf sie gerichtet, sodass auch sie ihren nicht abwenden konnte. Heiß sprühte sein Blut über ihre Hände, über ihre Kleider und ihr Gesicht, doch sie schaffte es nicht, sich umzudrehen.
    »Ich hätte beide nehmen sollen«, keuchte er. »Wie blöd, nur einen zu stehlen.«
    Sie zog ihre Klinge zurück, wischte sie an seinem Schurz ab und drehte sich zu den Übrigen um. »Vertraut ihr mir?«
    Sie vertrauten ihr nicht,

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