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Frankenstein

Frankenstein

Titel: Frankenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Wollstonecraft Shelley
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ein Gespräch mit ihnen zu rüsten, das über mein Geschick entscheiden sollte. Ich schob dieses Unternehmen noch mehrere Monate auf, denn die Bedeutung, die ich seinem Gelingen beimaß, ließ mich einen Mißerfolg um so mehr fürchten. Außerdem merkte ich, daß mein Verstand von Tag zu Tag aus neuen Erfahrungen so sehr gewann, daß es mir widerstrebte, diesen Plan auszuführen, ehe mein Scharfsinn binnen einiger weiterer Monate noch gewachsen wäre. Inzwischen ereigneten sich in der Kate mehrere Veränderungen. Safies Anwesenheit verbreitete Glück unter ihren Bewohnern. Und ich nahm auch wahr, daß ein größeres Maß an Wohlstand herrschte. Felix und Agathe verbrachten mehr Zeit mit Kurzweil und Gesprächen, und bei ihrer Arbeit halfen ihnen Dienstboten. Sie wirkten nicht reich, aber sie waren zufrieden und glücklich. Ihre Stimmung war gelassen und friedlich, während die meine täglich aufgewühlter wurde. Mein wachsendes Wissen offenbarte mir nur noch deutlicher, welch armseliger Ausgestoßener ich war. Ich hegte Hoffnungen, das ist wahr. Doch wenn sich meine Gestalt im Wasser widerspiegelte oder ich meinen Schatten im Mondschein sah, schwanden sie dahin wie jenes flüchtige Bild und jener unbeständige Schattenriß.
    Ich gab mir Mühe, diese Befürchtungen zu unterdrücken und mich für die Prüfung zu rüsten, der ich mich in wenigen Monaten zu unterziehen beschloß. Und manchmal gestattete ich meinen Gedanken, vom Verstand ungehemmt in den paradiesischen Gefilden umherzuschweifen, und wagte mir vorzustellen, freundliche und schöne Geschöpfe nähmen an meinen Gefühlen Anteil und heiterten meine Schwermut auf. Ihr engelgleiches Antlitz lächelte mir tröstend zu. Doch es war alles ein Traum; keine Eva linderte meinen Kummer oder teilte meine Gedanken, ich war allein. Ich erinnerte mich an Adams Bitte an seinen Schöpfer. Doch wo war der meine? Er hatte mich verlassen. Und in der Bitterkeit meines Herzens verfluchte ich ihn.
    So verging der Herbst. Mit Überraschung und Bedauern sah ich das Laub welken und fallen, und die Natur nahm wieder den kahlen und öden Anblick an wie damals, als ich zum ersten Mal die Wälder und den schönen Mond erblickte. Doch die rauhe Witterung machte mir nichts aus. Kraft meiner Konstitution war ich besser zum Ertragen der Kälte gerüstet als der Hitze. Meine größte Freude war jedoch der Anblick der Blumen, der Vögel und all des bunten sommerlichen Schmucks. Als mir dies entschwand, wandte ich mich mit größerer Aufmerksamkeit den Häuslern zu. Ihr Glück Verringerte sich infolge des Abschieds des Sommers keineswegs. Sie liebten einander und fühlten wechselseitig miteinander. Ihren Freuden, die auf ihrer Gemeinschaft beruhten, taten die um sie her stattfindenden äußeren Ereignisse keinen Abbruch. Je länger ich sie beobachtete, desto größer wurde mein Verlangen, mich ihrem Schutz und ihrer Güte anheimzugeben. Mein Herz sehnte sich danach, daß diese liebenswerten Menschen mich kennen und lieben lernten: ihre milden Blicke mit Zuneigung auf mich gerichtet zu sehen, war die äußerste Grenze meines Begehrens. Ich wagte nicht daran zu denken, sie könnten sich mit Verachtung und Grauen von mir abwenden. Die Armen, die an ihrer Tür stehenblieben, wurden nie fortgejagt. Freilich, ich bat um größere Schätze als ein wenig Nahrung oder Rast: ich brauchte Güte und Anteilnahme, doch glaubte ich ihrer nicht gänzlich unwürdig zu sein.
    Der Winter schritt voran, und ein ganzer Kreislauf der Jahreszeiten hatte sich ereignet, seit ich zum Leben erwacht war. Meine Aufmerksamkeit galt zu dieser Zeit einzig und allein meinem Vorhaben, mir Eingang in die Kate meiner Beschützer zu verschaffen. Ich wälzte viele Pläne. Schließlich blieb ich bei dem, ins Haus zu gehen, wenn der blinde Alte allein wäre. Ich besaß genug Scharfsinn für die Erkenntnis, daß die unnatürliche Häßlichkeit meines Äußeren die Hauptursache des Schreckens bei denen gewesen war, die mich früher gesehen hatten. Meine Stimme, wenngleich rauh, hatte nichts Furchterregendes an sich. Ich dachte deshalb, wenn ich in Abwesenheit seiner Kinder des alten De Lacey Wohlwollen und Vermittlung erwirken könnte, würden mich kraft seines Einflusses vielleicht auch meine jüngeren Beschützer dulden.
    Eines Tages, als die Sonne auf das verstreute rote Laub schien und Heiterkeit verströmte, auch wenn sie keine Wärme spendete, brachen Safie, Agathe und Felix zu einem langen Spaziergang auf und ließen den alten

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