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Frankenstein - Der Schatten: Roman (German Edition)

Frankenstein - Der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Frankenstein - Der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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Sammlung hervorragend geflochtener Lederpeitschen enthielt.
    Von der Blattgolddecke hingen maßgefertigte Kristallglaslüster im Stil des Art déco, und die Wände waren mit Marmor verkleidet. Mitten in den Fußboden aus poliertem Marmor waren Halbedelsteine eingelegt, die die Doppelhelix des DNA-Moleküls bildeten. Die Wasserhähne und andere Armaturen waren vergoldet, darunter auch der Spülhebel der Toilette, und es gab Unmengen von geschliffenen Spiegeln. Der ganze Raum funkelte.
    Nichts in dieser luxuriösen Räumlichkeit bereitete Victor annähernd so viel Vergnügen wie sein Spiegelbild. Da einige Spiegel so angebracht waren, dass sie andere Spiegel widerspiegelten, konnte er, wohin er auch ging, vielfache Spiegelbilder seiner selbst sehen.
    Sein liebster Ort für eine eingehende Studie seiner eigenen Person war ein achteckiger Meditationsraum mit einer verspiegelten Tür. Darin konnte er nackt jeden Aspekt seines Körpers gleichzeitig bewundern und auch unzählige Spiegelbilder aus jedem Blickwinkel, die der Unendlichkeit entgegenmarschierten, eine Welt voller Victors und sonst gar nichts.
    Er hielt sich nicht für eitler als den Durchschnittsmann. Sein Stolz auf seine physische Vollkommenheit hatte weniger mit der Schönheit seines Körpers zu tun – obgleich dieser von einmaliger Schönheit war – als mit dem Beweis seiner Entschlusskraft und seiner Unbezwingbarkeit, sichtbar in den Mitteln, mit denen er diesen Körper zweihundertvierzig Jahre lang erhalten hatte.
    Durch seinen muskulösen Torso wand sich ein biegsamer
metallener Strang – stellenweise halb in sein Fleisch eingefügt, die andere Hälfte freiliegend, an anderen Stellen vollständig in sein Fleisch eingebettet –, der mit seinen Rippen verflochten war und sich spiralförmig um seine kerzengerade Wirbelsäule schlang, und die damit verbundenen Implantate verwandelten simplen elektrischen Strom – an den er sich zweimal täglich anschloss – in eine andere Form von Energie, eine stimulierende Ladung, die dafür sorgte, dass die Beschleunigung der Zellteilung erhalten blieb wie bei einem jungen Menschen und dass die biologische Zeit langsamer voranschritt.
    Seine unzähligen Narben und einzigartigen Wucherungen waren ein Zeugnis seiner Stärke, denn der Preis für die Unsterblichkeit, die er erlangt hatte, hatte in großen Schmerzen bestanden. Er hatte gelitten, um seine Vision zu verwirklichen und die Welt neu zu erschaffen, und aufgrund seines Leidens für die Welt konnte er eine Form von Göttlichkeit für sich beanspruchen.
    Von dem verspiegelten Meditationsraum begab er sich zum Wellnessbereich, wo die Luftdüsen das dampfende Wasser sprudeln ließen. Eine Flasche Dom Perignon stand in einem silbernen Sektkühler bereit, der mit Eis gefüllt war. Der Korken war durch einen Stöpsel aus massivem Silber ersetzt worden. Nachdem er es sich in dem heißen Wasser des Whirlpools bequem gemacht hatte, trank er den perlenden eiskalten Champagner aus einer Lalique-Flöte.
    So, wie er sich entwickelt hatte, schien der gerade vorübergegangene Tag wie eine Kette von Krisen und Frustrationen. Die Entdeckungen während der Autopsie, die er an Harker vorgenommen hatte. Werners vollständiger zellularer Zusammenbruch. Der erste von Victors Triumphen, der sich mittlerweile Deucalion nannte, entgegen allen Erwartungen doch nicht tot, sondern am Leben und in New Orleans.
Die kurze Begegnung mit Deucalion in Duchaines Haus, das mysteriöse Entkommen des Tätowierten. Erika, die im Salon – im Salon! – das Abendessen zu sich nahm, an einem französischen Sekretär von unschätzbarem Wert aus dem achtzehnten Jahrhundert, als sei sie eine ahnungslose Hinterwäldlerin.
    Die dramatischen Situationen, die durch Harker und Werner entstanden waren, mochten fantasielosen Kerlen wie Ripley als Katastrophen erscheinen, aber in Wirklichkeit waren es Gelegenheiten. Aus jedem Rückschritt bezog man Kenntnisse, die zu ungeahnten Fortschritten führten. Thomas Edison hatte Hunderte von Glühbirnen-Prototypen entwickelt, die misslungen waren, bis er schließlich das richtige Material für den Glühfaden entdeckt hatte.
    Deucalion war für ihn nichts weiter als eine Belustigung. Er konnte seinem Schöpfer nichts anhaben. Außerdem hatte der tätowierte Tropf vor zwei Jahrhunderten am Tage ihrer Hochzeit Erika getötet, Victors erste Ehefrau. Die Rückkehr des Monsters würde Victor Gelegenheit zu einer längst überfälligen Rache geben.
    Victor hatte Erika nicht

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